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Vorrede.

Wie ich dazu gekommen, dies Buch zu schreiben? Welchen Zweck es hat? Darnach habe ich mich eigentlich nie gefragt. Das Buch ist nach und nach von selbst entstanden, ich habe es gar nicht gemacht.

Ich suchte etwas, was das Interesse meiner Schüler wirklich fesselte (Kinder von fünf bis zehn Jahren) und fand nichts, wie ich es wünschte. Dieselbe Klage hörte ich von verschiedenen Seiten; es fehlt ein Buch zum Diktieren und Lesen für solche Kinder, die mit dem ersten Lesebuch durch sind. Die in dieser Art vorhandenen sind entweder zu kostbar, oder es fehlt darin der christliche Sinn, wie er schon dem kleinen Kinde zugänglich ist, ja in ihm lebt, oder auch es fehlt die Kindersprache und die einzige für das Kinderinteresse notwendige Örtlichkeit. Nach meiner Erfahrung sind das Wohnhaus, der Garten und allenfalls die nächsten Spaziergänge die Orte, die das Kind mit lebendigem Interesse umfängt. Geschichten von Rittern, Räubern, von Amerika oder Australien können Kinder wohl zu Zeiten amüsieren und aufregen, aber eine Herzensfreude haben sie und heimisch werden sie nur in Geschichten, die sich auf vorgenannte Örtlichkeiten beschränken. Bei der Beschreibung einer Stadt, eines Landes werden Kinder dieses Alters gähnen, bei der Beschreibung einer Wohn- oder Kinder- oder Schulstube werden ihnen die Augen leuchten. Da ist ihre Welt, und nur was da vorgeht, können sie so klar verstehen, daß sie es auch mit dem richtigen Ausdruck lesen, und wenn es ihnen vorgelesen wird, mit einhaltender Aufmerksamkeit dem Leser folgen. Ich sage dies nicht als eine Vermutung, sondern als das Ergebnis einer langjährigen Erfahrung.

Da ein solches Buch bisher gänzlich fehlte, versuchte ich einzelne erlebte oder gehörte Kindergeschichten niederzuschreiben und zu benutzen, und ich fand bei meinen kleinen Schülern das erwünschte Interesse. So habe ich seit zehn Jahren, so viel meine Zeit es erlaubte, gesammelt, und jede neue Geschichte ist mit neuem warmen Interesse aufgenommen worden. »Das habe ich auch einmal gesehen, oder gehört, oder gethan!« – waren die oft wiederholten Ausrufungen, die mir zeigten, daß die Kinder sich über die Geschichten freuten; denn der Mensch hört nichts lieber – als sich selbst. –

Manche Kapitel sind Briefen entnommen, die ein freundlicher Lehrer seinen Schülern schrieb. Die Verse sind großenteils früher vorhanden und der Kinder Freude gewesen, ehe diese Geschichten ausgezeichnet wurden. Die meisten Verse sind eigene Dichtung des vorher gedachten Kinderfreundes, einige sind bekannten Büchern, andere der Erinnerung oder auch der eigenen Phantasie entnommen. Die Form einer Familiengeschichte wählte ich, weil mir solche den Kindern aus vorher angeführten Gründen am meisten zuzusagen schien. – »Erzählst Du uns noch etwas von Karl und Marie?« wurde ich so oft gefragt, daß ich erkannte, dieselbe Geschichte, wenn sie andere Personen beträfe, als die ihnen schon bekannten und lieb gewordenen Kinder, würde nicht halb so viel Interesse bei ihnen finden. Die Familie ist einmal der Kinder Heimat.

So habe ich also nur aneinandergereiht, was mir die Kinder selbst gegeben; ob ich den rechten Faden gewählt, um aus diesen Perlen eine Schnur zu machen, muß das Interesse zeigen, was die Kinder an dem vorliegenden Buche nehmen – oder nicht nehmen werden.

Nur für sie habe ich geschrieben. Etwas darzureichen, was ihnen zugänglich und verständlich ist, was ihnen gefällt und eben darum vielleicht auch von mancher Mutter zum Vorlesen benutzt werden kann, das war der alleinige Zweck, der alleinige Gedanke, der mich zur Herausgabe dieser Sammlung veranlaßte.«

Hamburg, 1851.


Vorrede zur zweiten Auflage.

So übergebe ich denn zum zweiten Male dieses Buch der lieben Kinderwelt, und dies Mal unter meinem wirklichen Namen, den meine kleinen Schüler schon längst erraten haben.

Möge auch diese zweite Auflage viele Kinder erfreuen und ihnen ein Wegweiser werden zu dem Herrn, der die Kinder so lieb hat. Ihm sei der Fortgang befohlen.

Hamburg, September 1853.
Elise Averdieck.


Vorrede zur dritten und vierten Auflage.

Da das Buch in seiner bisherigen Gestalt den Kindern lieb geworden ist, lasse ich es jetzt ganz unverändert, möge es sich neue Freunde erwerben.

Hamburg, 1860 und 1865.
Die Verfasserin.


Vorrede zur fünften Auflage.

Grüß' Euch Gott, lieben Kinder!

Es freut mich sehr, daß Ihr noch immer die Geschichten von Meilers Kindern so gerne lesen mögt, und hätte ich Euch gerne auch noch einige neue Geschichten erzählt, wenn ich dazu Zeit und Ruhe hätte.

Hamburg, August 1869.
Elise Averdieck.


Vorrede zur sechsten Auflage.

Meine lieben Kinder! Es ist mir lieb, daß Ihr an diesem Büchlein noch immer Freude habt. Les't nur fleißig darin; wenn Ihr die alten Exemplare ganz zerlesen habt, so sollen für Euch immer wieder neue gedruckt werden.

Hamburg, August 1872.
Elise Averdieck.


Vorrede zur siebenten Auflage.

In dieser Vorrede grüße ich alle Kinder, die mir Briefe geschrieben haben und mich gebeten, noch mehr Geschichten zu schreiben, und sage ihnen: zum Bücherschreiben habe ich jetzt keine Zeit, weil der liebe Gott mir eine andere Arbeit aufgegeben hat; darum drucken wir nun die alten Geschichten wieder, da sie Euch doch so viele Freude gemacht haben.

Hamburg, 1874.
Elise Averdieck.


Vorrede zur achten und neunten Auflage.

Liebe Kinder, denn für Euch schreibe ich nur, denkt einmal: Die Kinder, von denen ich Euch die vielen Geschichten erzählte, sind nun schon über 40 Jahre alt! – Findet Ihr das nicht entsetzlich alt? Und nun heißt das Buch noch immer: »Kinderleben«. Ich meine, wir müssen den Titel ändern und es Altenleben nennen, aber dann würdet Ihr meinen, es wäre gar nicht das rechte Buch. – So wollen wir es nur beim alten Titel lassen; sollen wir doch alle werden wie die Kinder, auch wenn wir 40 Jahre oder gar noch älter sind.

Hamburg, Juli 1877 und 1880.
Elise Averdieck.


Vorrede zur zehnten Auflage.

1851, also vor 31 Jahren bin ich zuerst zu Euch gekommen, und nun soll's in diesem Jahr zum zehnten Male sein. In der Zeit bin ich sehr alt geworden, und ich danke Euch, daß Ihr die alte Tante noch immer lieb habt.

Oktober 1882.
Elise Averdieck.


Vorrede zur elften Auflage.

Seitdem ich die letzte Vorrede geschrieben habe, hat der liebe Vater Meiler, unter all' seinen Kindern und Enkeln, seinen 80. Geburtstag gefeiert und bald nachher ist er müde, ganz sanft eingeschlafen und im Himmel beim lieben Heiland wieder aufgewacht. Wie er sich da wohl gefreut hat! In »Tante auf Reisen« ist das ganz genau erzählt, und könnt Ihr es dort nachlesen.

Hamburg, August 1885.
Elise Averdieck.


Vorrede zur zwölften Auflage.

Wenn Euch diese Erzählungen noch immer Freude machen, woran schon Eure Eltern sich erfreuten, macht dies auch mir stets Freude, und will ich nicht versäumen, dafür zu sorgen, daß die Kinder das Buch immer haben können, wenn sie artig sind.

Hamburg, August 1887.
Elise Averdieck.


Vorrede zur dreizehnten Auflage.

Es freut mich sehr, daß die Geschichten von Karl und Marie den Kindern noch immer Freude machen, und sie sich das Buch wünschen. Damit ihre Wünsche erfüllt werden können, muß ich dafür sorgen, daß das Buch wieder neu gedruckt wird, und wünsche, daß es Euch noch oft erfreuen möge.

Hamburg, August 1889.
Elise Averdieck.


Vorrede zur vierzehnten Auflage.

Liebe Kinder, es sind 5 Jahre her, seit »Karl und Marie« zuletzt bei Euch eingetreten sind: und nun kommen sie in einem neuen Kleide. Werdet Ihr sie auch erkennen? – Ich kann Euch versichern, es sind dieselben von früher. Seht sie nur recht genau an und habt sie lieb wie bisher.

Hamburg, September 1894.
Elise Averdieck.


Vorrede zur fünfzehnten Auflage.

Liebe Kinder! Nun ist es schon das fünfzehnte Mal, daß Karl und Marie zu Euch kommen. Aber sie kommen gern, da Ihr sie immer so freundlich aufnehmt, und sie auch immer neue Bekanntschaften machen. Sie haben jetzt schon so viele Freunde, daß sie sie gar nicht zählen können.

Hamburg, Herbst 1897.
Elise Averdieck.



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