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[Friedrich Huch]

Friedrich Huch ist nicht nur im herkömmlich-erbaulichen Sinne ein Frühvollendeter. Wir dürften ihn auch so nennen, wenn er heute noch am Leben wäre. Freilich kann sich niemand, der sein gesamtes Schaffen überblickt und insbesondere die Übernervigkeit seiner letzten Werke in Betracht zieht, des Eindrucks erwehren, daß für diesen seltsam jünglinghaften Künstler keine rechte Entwicklungsmöglichkeit mehr abzusehen war, vielmehr eine krankhafte Zersetzung seiner eigentlich epischen Fähigkeiten drohte, daß also sein äußerlich so jäher und zufälliger Tod (der Dichter starb an einer scheinbar ungefährlichen Operation) innerlich geheimnisvoll begründet war. Ein Frühvollendeter war er insbesondere auch darin, daß schon unter seinen ersten Werken sich das Buch befindet, das durch seine strömende Fülle des Fabulierens und durch die überlegene Heiterkeit seiner Menschenzeichnung mit Recht viele Leser gewonnen hat: »Pitt und Fox«. An seine ungebrochene Frische, die sich aber diesmal auf eine ganz besonders glückliche Art mit der sinnbildlichen Tiefe der späteren Werke Friedrich Huchs verbindet, erinnert die vorliegende Geschichte, die dem reichen Nachlaßband »Erzählungen« München: Georg Müller 1914. 3 Mk., geb. 4,50 Mk. entnommen ist. Wie hier zwei Menschentypen, der ewig Junge, ewig Werdende und der schon immer Unjunge, seit jeher Fertige, der freie Weltwanderer und der unfreie Pfahlbürger einander gegenüber gestellt werden und zwar ohne jede Parteilichkeit und Gehässigkeit, das ist geradezu klassisch. Wie hat der Dichter mit goldener Laune die ganze Tragikomik dieser Begegnung erschöpft, wie ist er – schon indem er das Pfahlbürgertum in dem herzensguten, ach so schrecklich guten alten Ehepaar verkörperte – allen billigen »Effekten« aus dem Weg gegangen. Eigentümlich versöhnt blicken wir von hier aus auf des Dichters Tod. Auch er war ein solch wanderfreudiger Gast, auch »in seinem Wesen war etwas von der frohen Erwartung eines Schiffes, das noch vor Anker liegt, während der Wind schon in die Segel blasen möchte und ungeduldig mit dem Wimpel spielt.«

Stettin 1917.
Erwin Ackerknecht.


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