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Vorwort.

Das Spiel ist die Arbeit des Kindes; es ist die Welt, die es sich selber schafft. Lehre es Künste und Wissenschaften – nur das wird ihm zum Eigentume geworden sein, was in seinen Spielen freiwillig nachklingt, was hier in eigner Fassung, übertragen in die Rede- und Denkweise des Kindes, wieder hervortritt!

Weit entfernt sei der Gedanke, daß die eigentliche Gymnastik des Geistes für das junge Geschlecht ohne Wert sei. Nur gegen den toten Mechanismus, geistermüdendes, gedankenleeres Einpfropfen, gegen unverstandenes Gedächtniswerk möchten wir sprechen. Eine lange Tabelle von verstorbenen ägyptischen Herrschern, von denen der Knabe nichts weiß als Namen und Jahreszahl, wird er ebenso rasch wieder vergessen, als er sie schwierig merkte; – eine Heldengestalt der Geschichte, für die er warm wurde, lebt er dagegen im Spiele nach; auf dem Ziegenbocke wird er Alexander der Große, und der Straßengraben wird ihm zum Rubikon.

Hat er eine Blume im eignen Garten gezogen, eine andre eigenhändig im Walde gepflückt, eingelegt und mit Namen versehen – so hat er mehr und dauernderen Nutzen davon, als wären ihm ganze Sträuße vom Gärtner oder umfangreiche Herbarien geschenkt worden.

Der Schulunterricht wird für die Schüler um so fruchtbringender sein, je mehr er sich der Vorstellungsart derselben anpaßt, je mehr er ihnen Stoffe in Formen bietet, welche sie praktisch verwerten können. Das Kind wird dadurch lernen, sich zum Manne hinaufzustrecken, wenn er ihm hilfreich die Hand bietet.

Das Spiel ist die praktische Verwertung des Unterrichts – es ist außerdem der nötige Wechsel nach vollbrachter Arbeit, die Herstellung des gestörten Gleichgewichts in der Entwickelung, zu welcher die Natur selbst anleitet. Es klingen zwar die Geschicke und Tagesereignisse der großen Welt stets in den Spielen der jungen Welt nach, allein der aufmerksame Beobachter merkt sehr bald die verschiedene Auffassung hindurch. Jeder macht sich's nach seiner Weise zurecht.

Diese Ansichten leiten mich dazu, eine Anzahl Unterhaltungen und Beschäftigungen für die Jugend zusammenzustellen, die man sonst wohl gewöhnt ist, als irgend einer Wissenschaft zugehörig anzusehen.

Schon bei Abfassung meines »Spielbuchs für Knaben« versuchte ich, den gewöhnlichen Belustigungen des Knaben auch alle jene Beschäftigungen anzureihen, durch welche er, neben dem Vergnügen, sich auch belehrende Erheiterung verschaffen könnte. Der Stoff wuchs mir aber dabei unter der Hand so bedeutend an, daß es nicht möglich erschien, denselben in einem Bande von mäßigem Umfange zu überwältigen. Ich schied deshalb vorzugsweise solche Beschäftigungen aus, die mehr für die reifere Jugend geeignet sind und zugleich als eine unterhaltende Vorbereitung für solche Schüler dienen können, denen der Schulunterricht Naturkunde, Naturlehre und Chemie bietet.

Das vorliegende Bändchen gibt dem Knaben zunächst Anleitung und Winke zur Anlegung von Naturalien- und sonstigen Sammlungen, zum Ausstopfen von Tieren, Aufbewahren von Pflanzen und Insekten. Es gibt ihm Winke, wie er sich belustigen kann als kleiner Gärtner auf seinem Beete und mit den Topfpflanzen im Zimmer, wie er die verschiedenen Haustiere als Spielkameraden erzieht, pflegt und abrichtet, insonderheit auch die Vögel. Ferner findet der kleine Naturfreund Anleitung zum Anlegen von Aquarien, Vivarien, zum Angeln u. s. w. Das »Spielbuch für Knaben« bietet bereits eine Anzahl leichter Belustigungen aus der Physik; das vorliegende »Beschäftigungsbuch« fügt jenen noch solche Versuche bei, die schon etwas Geschick im Experimentieren mit Luftpumpe und Elektrisiermaschine voraussetzen. Die letzten Abschnitte des »kleinen Chemikers«, bei welchen Chemikalien verwendet und mit Hilfe der Spirituslampe behandelt werden, sind nur für solche Knaben bestimmt, von denen die Schule selbst eigne Beschäftigung im Laboratorium verlangt. Da zu jenen Experimenten stets Materialien und Apparate eigens beschafft werden müssen, so wird für jüngere Schüler keinerlei Gefahr daraus erwachsen, wenn sie jenen Abschnitt in ihrem Buche lesen, da sie ja zur etwaigen Ausführung stets erst die Zustimmung der Eltern bedürfen. Dasselbe findet statt in bezug auf Angeln, das in manchen wasserarmen Gegenden für gefährlich angesehen wird, in solchen Landschaften dagegen, die reich an Gewässern und also an Fischen sind, eine allgemeine Vergnügung der erwachsenen Jugend bildet.

Der Verfasser.


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