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Das Welt-Gericht
oder:
der schwäbische Jupiter in seinem Grimme.

Eine tragi-komische Bauern-Oper in zween Aufzügen.

Personen:

Gott Jupiter.
Juno,
dessen Gemahlin.
Mars,
General-Feld-Marschall.
Merkur,
Ober-Postmeister und Kammerherr.
Minos,
Rhadamanthus,
Aeakus,
die drei Höllenrichter,
Neptun,
Vulkan,
Pan
Räthe und Assessoren
Momus,
Jupiters Leiblaquai und Tafeldecker.
Herkules
Hausknecht.
Charon
Gerichtsdiener.
Tlantlaquacapatli
ein Philosoph.
Doctor Roborantius.
Doctor Larantius
Ein Bäcker
Ein Schneider
Ein Wirth
Ein Soldat
Ein Müller
Die Bruchschneiderin von Bopfingen.

Eine Menge Götter und Halbgötter, Genien, Penaten,
Laren, Dämonen, Teufel, Furien, Elisäer und Höllen-Candidaten.


Erster Aufzug.

(Das Theater bildet einen mit papiernen Wolken, Spiegeltäfelchen und Bilderchen behangenen Göttersaal. Der Boden ist mit flittergold'nen Sonnen, Monden und Sternen gepflastert. In der Mitte des Vordergrundes schnarcht, mit einem türkischen Schlafrock angethan und seine Krone über der Staatsperücke, Jupiter, in einem gelbdamast'nen Armstuhl. Zu seinen Füßen kauert sich sein Adler mit dem Donnerkeile. Ihm zur Seite steht Mars in General-Feldmarschalls-Uniform, altpreußisch aufgestülptem Hute und Kanonenstiefeln, ihm mit seinem Haudegen die Fliegen abwehrend. Zur Linken Merkur in Ober-Postmeisters-Galla mit einem Sünden-Rapport-Zettel in der Hand. – Zwo schwerbesetzte Speisetafeln durchziehen die Seitenwände, an welchen die Götter und Göttinnen höhern Ranges weidlich pokuliren. Im Hintergrunde sitzen in weißlakirten Schülerbänken die vom leonischen Götter-Adel und Quasi-Gottheiten. Die Laren in Laquaikitteln mit Haarbeuteln und Degen sind beschäftigt, Speisen aufzutragen, Braten zu tranchiren und Teller zu wechseln. Ganymed sammt seinen Unterkellnern schenken Champagner, Tokaier, Rosoglio, Mallaga, Johannisberger, Uhlbacher, tausendjährigen Seewein, Braunbier und Schnaps ein. Indessen beginnen die Chöre der Genien und Amoretten ihren Wechselgesang.)

Chor der Genien.

Ihr Mändla stauhd z'säma und lobet da Herra,
Posaunet und theand uf de Geigle reacht scherra;
Laud d'Orgla brav sausa, die grauß und die klei,
Und sumset und surret und schnurret drei nei.

Chor der Amoretten.

Jo Mändla, stauhd z'säma und lobet da Herra,
Und theand em reacht herrische Servus nascherra;
Geand Achting uf d'Nota und singet reacht fei,
Und pfluderet au mit de Flügela drei.

Allgemeiner Chor.

O theanda reacht loba und preisa und aihra,
Und laudena hinta und vorna brav haira,
Trompetet und pfeifet au Trillerla d'rei,
Und plumperet Löcher in's Paukafeall nei.

Duett.

Rund und atle wia en Oile
      Hot er d'Erda g'modulirt,
Und glei mit em aista Stroihle
      Fuir und Liacht d'rei praklizirt.
Hot viel g'schaffet und viel g'wachet,
      Sieba Täg älz wüathig thau,
's Wasser nu glei sealber g'machet,
      Und en warma Wind d'rei g'lau.

Allgemeiner Chor.

O theanda reacht loba und preisa und aihra,
Und laudena hinta und vorna brav haira;
Denn ear ist a Mändle, so geit es koin Buscht,
Deaf Teller nu saga, so hot er a Wuscht.

Duett.

D'Sonna hot er zwischa d'Wolka
      Mit em Garbasoil nei g'schlenkt,
Und mit grauße Dintadolka
      D'Nacht g'macht und da Mau d'ra g'henkt.
O! Er hot si hät verlitta,
      D'Stearnla oadele und nett
Us em Goldpapier ausg'schnitta,
      Und as Firmament 'nauf g'näht.

Allgemeiner Chor.

O theanda reacht loba und preisa und aihra,
Und laudena hinta und vorna brav haira;
Denn ear verstoht's Fuahrwerk, gang's hot oder hist,
So geit es koin Herra, wie däs oiner ist.

Duett.

Ueber d'Sonna, Mau und d'Steara
      Goht ihm d'Karessirerei,
D'Weiber hot er fürchtig geara,
      D'Mädla aber au derbei.
Zu de Weiber bringt er Seaga
      Oft as Vogel oder Stier;
Kommt er als Dukatareaga,
      So verzwazlet d'Mädla schier.

Allgemeiner Chor.

O theanda reacht loba und preisa und aihra,
Und laudena hinta und vorna brav haira;
Denn ear ist der Moister, der Aelles verma,
Und der as grauß Hexawerk uswendig ka.


(Alle hohe Halb- und Dreiviertels-Götter stoßen die Becher an und schreien aus vollem Halse:)

Eiser Jupiter soll leaba,
Und sei g'strenga Hausfrau darneaba,
            Vivat hoch!!!

(Es wird von den Chören der Genien mit Trompeten und Pauken ein dreimaliger Tusch gemacht, dann beginnt ein Wiegenlied ähnliches Adagio und Jupiter äußert Zeichen eines höchst unruhigen Traumes.)

Jupiter (träumend.)

Was isch? Was geits? Was springet d'Leut? –
Aha! So so! der Handel goht stark mit Eselhäut;
Schla mi 's Wetter! Jetz sieh i's grad,
Am Triumphwaga vom Boanapatle fehlt a Rad. –
Ei ei! Wie viel kreiset doch taudtene Moyakäfer
An meim rauthscharlatinena papelagrüana Stubatäfer!
Laud's gau, laud's gau, und loset, was I sag':
De Krota und Eidexla gratulirt ma it zum Namestag.

Merkur.

Ei du mein lieber Gott!
Dear Herr schwätzt Zuig, es ist a Schand und a Spott;
Schloft jetz schoa über vierzeha Täg,
Und ist wie d'Maus in der Kindbett so träg.

Mars.

Jo jo! so ka's der Tuifel schoa verleida,
Dear schreibt derweil auf mit der doppleta Kreida;
Hält mit de sieba Taudsünda en naketa Ball,
Und b'scheißt eisern Siebaschläfer um sei letzst's Capital.

Merkur.

Guk, guk, jetz schnarchlet er wie a Schäferhund im Pferch –
's ist koi Wunder, gauhd d'Leut lieber in's Wiathshaus as in d'Kerch.
(Gibt dem Mars den Rapport-Zettel.)
Do – lies – Däs ist wieder a saubera Wäsch!
D'Leut klimmet uf enand rum wie d'Krota und d'Frösch;
's reißt wieder die uralt g'spässig Modi ei,
Wo d'Buba rausschlupfet, wend sie wieder nei;
Und de Mädla ist's eaba so viel d'rum,
Si nähet Strauhsäck uf da Buckel und fallet mit um,
Und seahet si nu oin freundli lacha,
Husch, wend si a Gitzagäbele macha.

Mars.

Ei, ei! däs sind bodabaise Mosa;
D'Wealt braucht wieder en nuia Santiklosa,
Dear guat Ma ist halt schoa fürchtig alt,
D'rum hot der Tuifel gar älliga G'walt;
Ma sot mit ihm schwätza, 's wär christli und schöa,
Ear soll 's Regiment au eiseroim gea –
Ear hot so gnuag in Arkadia d'Auga verderbt,
Sei Nasa verbrennt und as Zipperle g'erbt.
(Er guckt in Rapport-Zettel.)
Koz Blitz! do stoht a g'spässig's Capitel
Voma Domherra und ema Packelmensch hinterem Spittel,
Und do hot au a armer Jurist
D'Franzosa beim Corpus delicti verwischt!
Und do hot Oiner gar a Prophetabuch g'freaßa,
Jetz ist dear Narr mit lauter Posauna und Heuschreaka b'seassa.

(Die Genien stimmen in der Ferne den Hessen-Darmstädter Parade-Marsch an.)

Jupiter (träumend.)

Gottlobadank! Der Pla ist jetz g'macht –
Sobald 's bei de Kroistruppa dohinta kracht,
So schwänkt si der General Grai
Mit de Küraßreiter über da Bodasei –
So so – links g'schwänkt – links, Kinderla! – Halt! –
Geand de Russa Pudelkappa – der Wind goht so kalt, –
So ist's reacht – Bravo! der Blücher fällt em Boanapatle in d'Flanka,
Und devilirt dot hinta fürre bei Constantinopel in Franka;
Noch laß i us meim Dampfschiff en reachta Pfuzger fahra,
Noch deck' i d'Franzosa nu zu mit meim Lerchagara –
Und so sot es, wie i moi, uf's Düpfle na gau,
Wie's i und der Prinz Eugeni will hau. –

Mars.

Jetz macht er zum alta Krieg aist da Pla,
Und 's fangt bald wieder a nuier a.
Hätt' jetz dear Ma nu au a Quintle Verstand,
So könnt ma'n jetz wohl braucha im Griachaland;
Aber do ist Chrisam und Tauf verlaura,
Sobald er geassa hot, leit er wieder uf d'Auhra.
Gang, Merkur, weck' en auf,
Oder i vertlauf. –

Merkur.

Was saist? Aufwecka? –
Daß er eis thät brav Humsa stecka –
Dear Herr wur eis it übel zwaga und mußla,
Ear thät eis uf d'Letzt in der Höll no verdußla. –
Mars, guck – dot thuat em a Hummeler um d'Nasa sausa!

Mars.

Wat, deam will i gau reacht lausa –
(faßt einen Kernhieb, trifft mit seinem Haudegen Jupiters Nasenspitze.
Er und Merkur springen davon. Letzterer wirft dem Momus
den Rapport-Zettel zu, und Mars schreit noch im Abfliehen:)

O i ewig unglückseliger Tropf!
I spür schoa da Schwanz dohinta und d'Hoara am Kopf.

Jupiter

(fährt auf und nießt, daß alle Fenster am Himmel zittern und die
Musik-Chöre verstummen).

Fuiriau! Fuiriau!! Fuiriau!!!
Muaß i mei jungs Leaba lau? –
G'rad ist mer von deana französische Koga
A Bumm von ächt Zeantner in's Nasaloch g'floga.
(Reibt sich die Augen und schneutzt sich.)
He! Wo ist denn der Merkur, dear Schwanz,
Und der Mars, mei Leib-Ordonnanz? –

Momus.

(naht sich ihm mit possirlichen Kratzfüßen).
Guat's Tägle, g'strenger Herr, guat's Tägle!
Wie stoht's um's Mägle?
O Jele, o Jele!
Wender koi Brändaweile oder a Kaffeele?
Potz Tausetle nei!
Mir haud g'moit, ihr kommet nimma in's Wacha nei.

Jupiter.

Halt's Maul, narriger Limmel!
Oder i kei di naus us em Himmel.
He, Mars! Merkur!! Trabanta!!!
Dia Flegel hocket g'wiss bei de Bierkanta.

Momus.

Der Mars hot ui ois uf d'Nasa 'nauf gea,
Noch sind sie verdloffa äll' zwea,
Und haud mir dea Zeadel na keit. –

Jupiter.

So! ist's afanga um dui Zeit,
Wo ma Eiseroim Auhrfeiga geit?
Geit's dohoba au Demagoga und Jacobiner?
Weat schoa reacht weara, g'horsamer Dianer.

Arie.

Schoa a halbe Ewigkoit
      Trag' i jetz dui Kro,
O wie ist mir's doch verdloidt
      Uf deam Götterthro.

Wenn a Jeder seall nu thuat,
      Was er will und ma,
Kei i gau mein Strohlahuat
      G'rad in Winkel na.

Wo i so a G'sellschaft find',
      Hoißt es: Friß und sauf',
Wo i naguck', streckt a Sünd
      D'Lella ge mir 'rauf.

Aellas leabt in Floribus,
      Tanzet uf em Kopf,
I alloi sitz' hinta dus,
      Wie a alter Tropf.

Haud si it a Gloria
      Und a Dudeldum,
Daß i moi, der Dunder schla
      Kreuzweis um mi rum;

Aber mi soll 's Wetter schla!
      Moara mach' i Ruah,
Kei da Mau und d'Sonna na,
      D'Steara au darzua.

Brauch koi so a Sündaloch;
      Moara hoißt es: Masch!
Jupiter, däs bleib' i doch,
      Ohne dui Bagasch.


(Blättert im Rapport.)

Hm hm – In koi Kerch gau di ganz Wocha!
Will ui schoa vom Saumeahl kocha –

(Schlägt weiter um.)

Nix as lauter Hauffahrt, Froß und Füllerei,
Neid, Geitz, Faulhoit und Schwenkfealderei –
Und, o du mei allmächtiga Güte!
Die ganz Wealt ist a pure Nagelschmidte –
Ei ei, wie ist doch dui stoireich g'lumpig Wealt
Volla Sünda und Schulda, und hot Niemad koi Geald!

(Pfeift am Finger.)

(Zum Herkules, der hastig eintritt.)

Herkules, sattel dein Schimmel,
Und hol' mir da Mars und da Merkur, die Limmel.

Herkules.

Do braucht's koi Sattla und koi Reita,
Sie stauhd Aellboid dot da uf der Seita.

( Mars und Merkur, von Herkules hereingezerrt, fallen Jupitern zu Füßen, der Jedem ein Paar steuerische Ohrfeigen hinschlägt.)

Jupiter.

So, 's nächstmol wecket mi wieder us em Schlof.

Mars und Merkur.

Vergealt's Gott für die gnädig Strof. –

Jupiter (zum Merkur).

Maschir, du muaßt bei de Zünfta 'rumsaga:

In Zeit von era Viatelstund
Sollet si z'säma komma, die faule Hund;
Z'Obad uma halba Viera
Laß i d'Wealt verlizitiera.

(Die Laren räumen die abgedeckten Tafeln zur Seite und stellen Sessel im Halbmond um den Thron herum, den Jupiter pathetisch besteigt. Man trommelt. Die Glieder des innern und äußern Götterrathes nehmen in schwarzen Mänteln ehrerbietig ihre Plätze ein.)

Jupiter (sich zur Raths-Versammlung wendend).

Ihr Jo- und Noisager, sind ihr äll' do?

Rath (gemeinstimmig).

Jo!

Jupiter.

D'rum loset, und hairet, ihr Leut,
I muß 's ui grad saga, wie's leit:
I bi halt afanga a eisgroar Ma,
Do bin i, do sitz' i, do gucket mi a!
I g'sieh fast koin Sticka, bin schleacht uf de Füaß,
Hau 's Stecha und s' Reißa, und leid' no am Grias;
Hau ällaweil 's Zipperle, da Durfall und 's Grimma;
Kuz, wie es halt thau hot, so thuat es jetz nimma –
Und i soll da Zepter em Himmelreich führa,
Und überdäs au no dui Schandwealt regiera?
Vergealt's Gott, i pfeif' uf da Zepter und Thro,
Hau so noiz as Aerger und Zoara darvo.

Mehrere Zunftmeister.

Ma schwätzt it vom Pfeifa – Theand d'Zunftlada zua!

Vulkan.

Herr Vater, so schwätzt g'rad mei Kohlbrenner-Bua.

Neptun.

Vulkan hot bigotle reacht,
So en Spott uf d'Waar schla, däs ist schleacht.
Mei Schiffkneacht schwätzt g'scheider bei seim Ruader;
Aber nix für uguat, Herr Bruader!

Pan.

Ma muaß it no älla Mucka schnappa;
Geand em ois nauf uf sei guldene Kappa! –

Jupiter (schlägt den Pan mit dem Zepter zwischen die Ohren).

Wear ist von eis boida der reacht Exallinz?
Bi's i oder du? Armseliger Krautgata-Prinz! –

Der Aelteste des innern Götterraths.

Stilla, ihr Moister und G'sella!
I will em gau d'Nativität stella.

Arie.

Hunderttaused Jährla schoa
Freut dea Herra d'Himmelskroa
      Und sei ewigs Leaba;
G'freaßa hot er si oft krank,
Aber ist Gottlobadank
      Kreuzwohl auf derneaba.

Daß er 's Testament glei macht,
Wenn sei Hosapreisle kracht,
      Ist a Zuig zum Lacha;
Häb' er 's Zipperle und 's Grias,
's Podagra an Händ und Füaß,
      's sind Familisacha.

Ear liebt G'späß und Zeitvertreib,
Und äll' Obad muaß ihm 's Weib
      Häte Oier kocha;
's Heaz und 's G'räusch ist frisch und guat,
Und der Spitz am Sonntighuat
      Wacklet ihm äll' Wocha.

Was dear Ma en Lärma hot,
Daß ma ihn mit Schimpf und Spott
      Für sei Müah beloahnet!
Schimpft ma jo de ganza Roth;
's Best ist, wenn ma schimpfa lot,
      Mir sind däs schoa g'woahnet.

Ergo find' i gar koin Grund,
Daß er eis do soll da Hund
      Nu für d'Thür na keia;
Kuz, er bleibt am alta Platz,
Mit seim ganza Lumpag'schwatz,
      Lauda ihr nu schreia.


Rath (gemeinstimmig).

Laud as nu glei unterschreiba,
Ear muaß Herr und Moister bleiba.

Jupiter (nimmt eine Prise Spaniol und reibt sich die Stirne).

Jo jo – hm hm – so so – nu nu – meintweaga,
So will en wieder annehma da Zepter und da Deaga,
Weil i 's jetz sealber sieh,
Daß Koiner so taugt, as wie i. –
Aber ihr Leut, jetz sind still,
Und hairet und loset, was i von ui will:
Da Himmel will i a Gottsnama regiera,
Aber d'Wealt, dui laß i verlizitiera.
Oimol, i ka da Tuifel nimma verpfammla,
Er könnt' mir uf d'Letzst no mei Hausthür verrammla,
D'rum laud's g'schwind dur en Penata 'rumtromma,
In Zeit von era Stund sollet d'Juda hearkomma.

Einige Rathsherren.

O Herrle! 's ist doch Schad' um d'Wealt,
Se trait is doch viel Opfergeald.

Einer vom äußern Rath.

Und aist no däs Knuila und Beatla und Bitta,
Und die Serves, die se vor eis haud g'schnitta,
Däs thuat oim halt gräusele wohl im Roth,
Wenn ma nu da Herratitel zur B'solding hot.

Momus.

Ah! und wenn a so a rauthbackig's Klosterfräule
Mit seim spitziga Moyakäfermäule
Hot Exaudi vocem g'sunga,
Ist oim jo 's Heaz vor Freud' versprunga. –
Ah g'strenger Herr! laud mi regiera,
I will da Tuifel schoa vexiera.

Arie.

O was hätt' i doch für Freuda,
      Wenn i Herr und Moister wär'!
Wilde G'sichter thät i schneida,
      Wia a alter Brummelbär.
Springa thät i 'rum und 'num –
Dudeldei und Deideldum.

Ah! und d'Leut wöt' i verschrecka,
      Wenn i reacht in Zoara käm',
Und em Tuifel Humsa stecka,
      Wenn er mir a Sail weagnähm.
O i brächt' da Kerle um –
Dudeldei und Deideldum.

Spickfett wöt' i d'Pfäffla mästa,
      Gäb en Zuckerbraud und Wei;
Denn die schwärzet doch am Besta
      D'Sündaböck in Himmel nei.
Noch ging's grad und nimme krumm –
Dudeldei und Deideldum.


Mehrere Stimmen.

Paperlapa! Was braucht es viel G'spä'ß?
Ma keit dui Wealt z'säma, aus ist der Prozeß.

Jupiter.

's ist a Woat! Ma keit da Plunder z'säma,
I muaß mi so nu sealber an em schäma;
Denn wenn i naguck uf dui Lumperei,
Hudlerei und Schmudlerei,
Gauklerei und Schelmerei,
Heuchlerei und Schmoichelei,
Armethei und Dieberei,
Seufzerei und Liebelei,
So könnt' i uf d'Letzt sealber no narrig weara,
Und us Aerger a Kind vo Lumpa gebäara.
Jetz will i aber dear Hundskomödi a End macha,
Und em Tuifel Pastetla vo Knochameahl bacha. –
I will deane Kerle mit Steara eifuira,
Die machet viel hoißer, als d'Umlag und d'Stuira,
Und bei meine Wolkabrüch weat au Niemad dustig.

Momus.

Hi hi! Ah no ist's reacht lustig.

Allgemeiner Chor der Genien und Laren.

Jetz, Mändla, stauhd z'säma, jetz gilt es da Batza,
Posaunet und theand uf de Geigla reacht kratza,
Jetz singet und pfeifet ällz, was ihm nu g'fällt,
Te Jovem laudamus, im Hiera hot's g'schnellt.

Jupiter. Solo.

Mars, klimm' du am dicksta Neabel
      Hälinga zur Sonna na;
Wenn i pfeif', hau mit em Säbel
      's Garbasoil und d'Späga a;
Schla reacht uf sie mit em Scheit,
      Daß sie no reacht Funka speit.

Allgemeiner Chor.

Jetz, Mändla, stauhd z'säma, jetz gilt es da Batza,
Posaunet und theand uf de Geigla reacht kratza,
O Herrle, wie sind ihr so brav und so guat,
So pfiffig und g'scheid in deam spitziga Huat!

Jupiter. Solo.

Vulkan, spring' in d'Eisekammer,
      Und sobald i g'hustet hau,
Schlä'st du mit em graista Hammer
      Glei da Hoka a am Mau:
Gieb en Stauß ihm mit em Fuaß,
      Daß er no reacht schnurra muaß.

Allgemeiner Chor.

Jetz, Mändla, stauhd z'säma, jetz gilt es da Batza,
Posaunet und theand uf de Geigla reacht kratza;
O Herrle, wie sind ihr so liable und hold
Im blumeta Schlofrock von Seide und Gold!

Jupiter. Solo.

Bueba, heut soll's lustig weara,
      Allo masch, was Lara sind!
Reißet d'Fäda us de Steara. –
       Aeol! blos' mit Sturm und Wind;
Neahmet d'Fixstern bei de Zöpf,
      Schlenket's reacht de Leut uf d'Köpf.

Allgemeiner Chor.

Jetz, Mändla, stauhd z'säma, jetz gilt es da Batza,
Posaunet und theand uf de Geigla reacht kratza;
Denn hauh ist er g'schualet, hot ällz verstudirt,
Und Kriag mit de Riesa und Draka scho g'führt.

Jupiter. Solo.

Allo 'raus, ihr grauße Limmel
      Vom Cyklopa-Gremium!
Staußet, wenn i wink', im Himmel
      Aelle Wasserstanda um;
Schöpfet älle Gumpa aus,
      Lauhd mei alte Sündfluth 'raus.

Allgemeiner Chor.

Jetz, Mändla, stauhd z'säma, jetz gilt es da Batza,
Posaunet und theand uf de Geigla reacht kratza;
Soll leaba der Moister im himmlischa Zealt!
Z'aist freasset und saufet, no wend ma an d'Wealt.

(Unter türkischem Sturmmarsch, Vivatschreien und Jauchzen fällt der Vorhang.)


Zweiter Aufzug.

(Eine Gegend mit Städten, Dörfern und Maierhöfen bepflanzt. Das Firmament ist rabenschwarz. Es blitzt und donnert unter unaufhörlichen Wolkenbrüchen. Jupiter mit einem Schnurrbart von Stiefelwichse flucht ungarisch und wallachisch zwischen den Gewitterwolken heraus. Die Genien und Götter recken hie und da die Köpfe hervor, schneiden Fratzengesichter, und schmeißen Planeten und Fixsterne herab. Es fallen Sonne und Mond mit einem fürchterlichen Krachen und Prasseln herunter. Ortschaften und Wälder stehen in Flammen. Meere und Flüsse sprühen siedende Wellen aus. Man hört Sturm läuten, fluchen, heulen, und das Geklimper der Lorettoglöckchen. Im Hintergrunde sieht man Menschen und Vieh mit Gebrüll durcheinanderfliehen. Im Vordergrunde gibt ein Sautreiber von Krumbach in seiner Verzweiflung einem Bassa von drei Roßschweifen die General-Absolution. Auf der andern Seite tanzt ein närrisch gewordener Kapuziner-Provinzial mit der Spitalwäscherin von Dinkelsbühl Menuett. Der Tod in seiner feiertäglichen Rippenweste schnalzt mit der Kurierpeitsche den Takt dazu. – Während dieser Vorgänge wird eine markdurchschneidende hanakische Symphonie gespielt, wobei der berühmte Mak von Schelklingen die Prim geigt, der semper-lustige Musikant Hunger die Klosterfrauen-Vesper und Ulmer Thorsperre nachfidelt, und der wassersüchtige Geist des dicken Harfenisten von Ganslosen zur Abwechslung Phantasiestücke klimpert. Endlich tritt, mit einem Regenschirm und einem Wetterableiter über dem Kopfe, auf:)

Jupiter (hält die Weissagung der Sybille in der Hand).

Stilla! Stilla!! Stilla!!!
's muaß oadile gauh noch em Büachle von der Sybilla.

(Das Erdbeben hat den Rest der Gebäude und Menschen verschlungen. Es herrscht tiefe Todesstille und dichte Finsterniß. Jupiter zittert an Händen und Füßen, pfeift, und ein Genius hängt statt eines Lüsters einen alten Garnhaspel mit vier brennenden Kreuzerkerzen an die Wolkendecke.)

Jupiter (lüftet die Perücke, und trocknet sich das Gesicht).

Potz Kreuzsteara! hoißt däs en Lärma verführt,
Der Himmel und d'Höll haud enander in's G'sicht g'laxirt,
Und däs fürchtig Dondera und dia fuirige Preisnestelblitz,
's ist koi Wunder, daß i Tropfa as wie d'Kögelkugla schwitz'.
Jetz von der Sonna, do will i gar noiz saga,
Dui alloi hot sechs Wealtthoil uf oimol z'säma g'schlaga.
Bärig a Braisele ist voner in's Meer neikomma,
Do sind d'Wallfisch glei blo a'g'sota dahearg'schwomma,
Und dia Meerkälber, Krebs, Grundla und settige Sacha
Nu g'rad zum Auftraga so schöa brota und bacha –
Und – o Jegerle, o Jegerle! Wie hot der Mau
En g'waltiga Pfuzger und Pumperer thau,
G'rad uf da Hoigner Roßmarkt na,
Und hot gega dreihundert Gäul und Juda verschla!
Und – dia Planeta und dia Horbeutel an de Fixsteara!
Do moin i no, i müaß narrig weara;
Dia sind über d'Schelklinger Häfa komma,
Und haud glei zwölf Dutzad an's Firmament 'nauf g'nomma.
O! und meim schöasta Büble ist a Scherb an's Hiera g'sprunga.
Traist's Gott, däs Närrle hot jetz au ausg'sunga,
Und däs Schwoisle hot si darzu reacht hät verlitta,
Denn 's hot's a Balbierer mit der Haagscheer g'schnitta.
Zaist hot er's g'schreapft an de Ellaboga,
Noch hot er'm aist a Oxakruzipflaster über d'Auga zoga.
Kuz, hätt' ma mi it so g'närrlet und ploget,
Schla mi 's Weatter, i hätt' das Ding it g'woget.

(Pfeift am Finger. Ein Genius guckt heraus.)

Genius.

Was geit's denn für a Pfeiferei do dunda?
Hauder eppa a Moisapfeifle g'funda? –

Jupiter.

Der Taud soll 'rumtromma, was er verkönn,
Aih do doba däs halb Pfund Keza verbrenn.
Und jez will i gau en Gräta voll Saurämpfela eassa,
Kan i au a reachts G'sicht macha zum Leutfreaßa.

(Geht pathetisch ab.)

(Aus dem Hintergrunde schreitet der Tod mit der Gemeindstrommel hervor, schlägt den Zapfenstreich und singt dazu:)

Tod.

Stauhd auf, stauhd auf, ihr faule Schwänz!
Ihr Beattelleut und Exallenz!
Vergeasset Haut und Knocha it,
Und neahmet uire Sünda mit.
      Brr dumdumdum Brr dumdumdum –

Denn eiser Aergster sitzt beim G'richt,
Und hot da Schnauzbart scho im G'sicht,
Er hot en Türkasäbel a,
Und d'Woog vom Metzger Bastia.
      Brr dumdumdum Brr dumdumdum –

Und dear si zua de Schof bekennt,
Deam weat sei Nam uf's Hiera brennt,
Und dear si num schlät zua de Böck,
Den zoichnet ma mit Tuifelsdreck.
      Brr dumdumdum Brr dumdumdum. –

(Er verliert sich in der Ferne. Es wird überall licht. Jupiter, in eine Bärenwildschur vermummt, den Säbel des Goliaths nachschleppend, in der Rechten den Scepter, in der Linken eine Fleischhackerwage, hinter ihm Minos, Rhadamanthus und Aeakus, mit Sceptern und Diademen geziert; dann die Dämonen in Hatschierkitteln und die Furien mit Kantschu's und Hundspeitschen, treten, von einem türkischen Trauermarsch begleitet, in die Mitte des Theaters, in dem eine runde schwarze Tafel steht, um welche sich Jupiter, die drei Höllenrichter und die Räthe setzen. Man hört unter der Erde hämmern und schlägeln. Die Gräber und Särge öffnen sich, und im Vordergrunde steigen aus der Erde empor der Philosoph Tlantlaquacapatli, ihm vis-à-vis die Bruchschneiderin von Bopfingen.)

Tlantlaquacapatli.

Uschel! d'Pfaffa sind' Koga,
Was si schwätzet, ist verloga;
Es ka koi Auferstehing sey,
I pfeif' dir in däs Tromma nei.

Bruchschneiderin.

Was moist, d'Auferstehing sey Larifari?
Worum stohst no sealber auf, Narrari? –
Siehst it dot scho as G'richt,
Und da Jupiter mit seim Sauerämpfala-G'sicht? –

Jupiter (schlägt mit dem Scepter auf den Tisch).

Potz Spinnawettafüeß und Ratzaschwänz!
Was geits do für a Hechelesklotza-Conferenz?
D'Höll stoht g'rad wagaweit offa,
Nu hear mit deam narriga Philasopha. –
Charon, bring' mir dea Kerle hear! –

Tlantlaquacapatli (von Charon vorgeführt).

Ah! Votre Serviteur
Monsieur de Jupiter!

Jupiter (verblüfft).

Potz Blitz! do müßt i mi Französisch aufschwänza!
Däs ist g'wies oiner von deana verwunschena Prinza,
Die ällaweil über de schleachte Zeita fluachet,
Und in älla Wiathshäuser ihren Glücksstean suachet.
Dear Kerle kommt uffema g'laihrta Revier;
Däs goht ui a, Minos, schwätzet ihr.

Minos.

Unde? Cujus generis? Wer bist?

Tlantlaquacapatli.

A reachtmäßiger Stiefbruder vom Antichrist;
Glauba thuar i, was mir g'fällt,
Und freaßa und saufa, was mi z'säma hält,
Daß 's Ochsafloisch besser ist, as vom a Stier,
Und 's Ulmer Bier stärker, as Riedlinger Bier,
Und weaga der Ewigkoit wachset mir au koine Hoara,
So bin i noh und noh a Philasoph woara.

Arie.

Philasopha! Grauße Goister!
Schlangafanger! Hexamoister!
      Mi alloi, mi gucket a.
In der Wealt 'rum bin i komma,
Aelle Schuala haun i g'nomma,
      I ka Aellz, wo Niemad ka.

I kenn d'Sonna, Mau und Steara,
Kenn da Veasa und da Keara,
      Und i woiß uf's Düpfle na,
Worum 's nachtet, worum 's taget,
Und wie d'Maus da Sack vernaget,
      Daß sie besser schlupfa ka. –

Ka uf ällerloi Maniera
Mathematisch defadiera,
      Jeder Spieß sey kugelrund,
D'Elaphanta seyet Katza,
D'Oicherla die seyet Ratza,
      Und a Spitz a Pudelhund. –

Oft hau i dui Wealt verlachet,
Denn i hätt' sie besser g'machet,
      I, bigott! i wär' der Ma –
Und was ist denn 's Menschaleaba?
D'Sail, dui fährt im Ausel eaba
      Oba 'naus und niena na.


Jupiter.

So Mändle, so? Däs ist de allernuist Philasophie.
Was soll i jetz afanga mit deam hauhg'studirta Vieh?
Braucha kan i dea Narra it im Himmel,
Und d'Höll thät er mir aufwickla, dear Limmel.

Minos.

I laß dea Kerle an e Kettem in der Vorhöll schwoißa,
Und thuar sie as philosophisch Narrastüble hoißa.
Ihr bringet no viel so hauhg'studirte Lumpa z'säma,
Dot sollet sie si, so lang sie leabet, z'taud schäma.

Rhadamanthus.

No will i reacht mit Fließpapier und Oierschaala eifuira lau,
No wearet die Kerle ällz roßkäaferfarb und arunkelabrau.

Tlantlaquacapatli.

Was isch? Was geits? Was haud ihr für Possa?
Sind ihr mit der Pelzkappa uf's Hiera g'schossa?
Stampfet und zablet und goiferet wie ihr weand,
As ka mi koi Esel verurthla, wie ihr oiner seand.

Alle Gerichts-Collegen schreien:

Er ist a Gottesläugner, a Majastäts-Verbreacher!
Geand em ois 'nauf uf sein Lästerbeacher.

(Alle fallen wüthend über ihn her; aber Jupiter pfeift, und blitzschnell fährt der Oberälteste der Teufel unter sie hinein.)

Oberältester der Teufel.

Platz g'macht! weak, weak! I hau scho haira pfeifa,
Mir soll Koiner in mei Handweark greifa.
I verstuir mei Balley, müasset ihr wissa,
Und settige Maulhansa hau i scho viel quintlaweis verrissa.
Jetz, wohlweiser Roth, was soll i mit em macha?
Soll en zaist blo asieda, verdämpfa, oder glei bacha?

Jupiter (dem Oberältesten der Teufel in's Ohr.)

An a Thorsperrkettem laist en a,
Und a Madaschlößle von neunanoizig Zeantner dra na.

Oberältester der Teufel.

Sehr wohl, 's soll da Augablick g'scheah;
Will nu voar um d'Kettem seah.

Tlantlaquacapatli.

Soll i jetz, nu so will i jetz über 's Tuifels G'walt 's Tuifels sey,
Und gang in d'Höll mit Lust und Freuda nei.
Und wenn ihr scho der ganza Wealt pochet und trutzet,
Und d'Nasa mit guldene Spühllumpa putzet,
Uf musalinena Teller freaßet und Schlampaninger saufet,
Uf g'wichsta pozlanena Kreuzböda 'rumlaufet;
Und thätet ihr g'rad da ganza Schwazwald unter mir azünda,
So freut mi halt noiz aso, as äll meine Sünda.

( Jupiter bekommt vor Aerger den Hundskrampf; Tlantlaquacapatli, von den Furien gegeißelt, wird vom Teufel mit Rippenstößen hinter die Scene getrieben.)

Jupiter.

Theand mir 's Leible auf, i mueß en Seufzger lau.

Charon.

So will i gau derweil uf d'Seita gau.

Jupiter.

Dia verfluchte Philasopha könnet oim aber hoiß macha!
Jetz will em aber au gau Pastetla von Igelhäut bacha.

Minos.

Nu, nu, machet koi so a Heuloiterg'sicht,
Es stauhd no mai Leut dussa voarem G'richt.

Mehrere Gerichtsherren.

Machet, machet, 's hot scho Druiviatel uf Zwölfe g'schlaga,
Ma weat eis d'Dampfnudla it in d'Kanzlei reitraga.

Jupiter.

Silentium! Platz g'nomma!
Und sobald i pfeif, laud da Sequens komma.

(Nimmt eine Prise Spaniol und pfeift.)

Charon (führt einen Bäcker vor).

Hochlöblis G'richt! Do stoht a Ofaputzer,
A Meahlverderber, Weckaklemmer und Breatzgastutzer.

Bäcker (fällt auf die Knie und heult eine)

Arie.

Ei ei ei! Au au au!
Hätt' i doch däs Ding it thau.
Tausetmol hot's mi scho g'ria;
Hättet doch die Wecka g'schria,
Wie i's hau so zwickt und klemmt
Und im kühla Ofa pflämmt!

Ei ei ei! Au au au!
Hätt' i's doch nu bleiba lau!
Mon i hau an Toig na g'langet,
Ist er mir am Finger g'hanget,
Däs hot wieder Weckla gea,
Weckla, kugelrund und schöa.
Ei ei ei! Au au au!
Hätt' i's doch nu bleiba lau!


Jupiter (ihn nachäffend).

      Ei ei ei! Au au au!
      Moist, i soll di laufa lau?
Weil du bist gar so g'scheid und hausli g'wea,
Will i dir gar a kurzweiligs Aerbetle gea. –

(Winkt und ein Teufel legt dem Bäcker eine glühende 200pfündige Kanonenkugel in die Hand.)

Jetz guck, dea g'wichtiga Loib – 's ist a Kleinigkoit –
Dea traist nu a gozigsmol 'rum in der Ewigkoit,
Und kast a mit oiner Hand it verlupfa,
So deasta keack in die ander 'numschupfa.

Bäcker (sich mit Gebrüll krümmend und wendend).

O heiliger Sanct Floria!
Schütt' doch a Kübele voll Wasser dra!

Minos.

's Urthel ist g'sprocha und der Stab ist brocha.
In d'Höll mit deam Sündaknocha! –

(Der Teufel übergibt den Bäcker den Furien, die ihn mit Hohngelächter abführen.)

Gerichtsherren.

Ihr haud reacht g'richt,
Wie Urthel und Reacht spricht.

Jupiter (stürzt ein Glas Branntwein hinunter).

Allo Sequens! Goht's enander no. –
Charon, was bringst mir do? –

( Charon führt einen Schneider vor.)

Charon.

A Schneiderle, mit Gunst.

Jupiter.

Wie weit hosch denn Du 's brocht mit deiner Kunst?
Du machst a G'friß, 's ist it sau'r und it süaß,
Und was zitterst denn so mit deine Lerchafüaß?

Schneider (singt und weint mitunter).

Arie.

Geal, rauth, blo, grüa und schwaz und brau
      Ist Aelles, was i sieh;
Die Bleatzla, die i g'stohla hau,
      O dia kuranzet mi!

Mei G'wissa schneid't mi brenninghoiß
      In 's Heaz as wia a Scheer,
O wenn i doch jetz nu a Goiß,
      Und it a Schneider wär'!

I hau halt g'leabt zur theura Zeit,
      Hau gar a hauslis Weib,
Und 's Bleatzle und as Fleackle geit
      A Wammes uf da Leib;

D'rum laud mi doch im Frieda gau,
      Mei Sach' ist Hui und Pfui,
Und mit de Schneider Händel hau,
      Däs schickt si it für ui.


Jupiter.

Jetz loset und hairet und gucket ihr:
Däs Schneiderle packt mi bei'm Pontonier!

Momus.

Ah! Laud's gau, däs Schwoisle, 's thuat gar so verbärmle d'reigucka,
Der Tuifel thät's jo so nu für en Moyakäafer verschlucka.

Einige Gerichtsherren.

Jo jo, laud däs Tröpfle gau,
D'Barmheazigkoit ka neaba der G'rechtigkoit b'stauh.

Minos.

It a so! B'stroft muß es sey. Geand em a Paar Auhrfeiga,
Daß es da Himmel asieht für a Baßgeiga.

Jupiter (schlägt ihm's selbst hin).

So – Jetz theand en schöana Masch musiziera,
Noch weammer däs Böckle unter d'Schoof assentiera.

(Unter türkischer Musik spickt Herkules den Schneider auf dem Daumenfinger in Himmel hinauf, und die Chöre der Genien singen im Discant, die Rathsherren im Baß: »Es reiten drei Schneider zum Thore hinaus, Ade! etc.«)

Charon.

Dot stoht der Laubfroschwiath vo Doarabiera,
G'strenger Herr, soll en glei voarfüehra?

Jupiter (nickt, und der Wirth wird vorgeführt).

Laubfröschle, beicht'! Was host thau?

Wirth.

O Herrle! I will brav sey, laud mi gau.

Arie.

Daß i de Leut a Bier hau gea,
Däs scho amol ist trunka g'wea,
Und 's weiß neig'schütt' in's brau bei Nacht,
Däs hot halt d'Stuir und 's Umgeald g'macht.

Daß i in Wei hau Wasser g'schütt',
Noi, währle, noi, däs läugn' i it,
Däs hot jo Christes sealber thau;
D'rum sind so guat, und laud mi gau.

So kommt ma zuma Stückle Geald,
Und leabt mit Aihra uf der Wealt;
Sonst haun i nie noiz Uebels thau,
D'rum sind so guat, und laud mi gau.


Jupiter.

Laubfröschle! Moist, du könnest mi schupfa?
Mach' Rui und Loid, du muast in's Feagfuir hupfa,
Mo ma di äll Tag mit so viel Wasser tränkt,
As du dei Leabalang statt Wei und Bier host g'schenkt.

Wirth.

O Herrle! Seahet mi doch in Gnada a,
I will jo schlucka, was i nu verschlucka ka.
No, wenn i 's Wealtmeer ausg'soffa hau,
Weat ma mi doch au in Himmel 'nei lau?

Jupiter.

Noch hunderttausad Johr kairst wieder bei mir ei,
Noch kast du Zapfawiath in meiner Stearabutzagassa sey.

(Der Wirth wird von einem Polizeiteufel auf dem Schub in's Fegfeuer escortirt; indessen bemerkt Jupiter einen Müller, dem er näher zu kommen winkt.)

Ah! Servus Herr Meahlwurm, komma mer do z'säma?
Weaga uira langa Finger deafet ihr ui it schäma. –

Müller (ganz verblüfft).

Jo weagem sealla – aber – was haun i wölla saga?

Jupiter.

Vielleicht eapes von uirem nuia Haus, schöna Roß und Waga?
Jo, saget, mo sind denn au dia 'rausg'schlupft?
Haud er denn gar so tuif in ander Leuta Säck nei dupft?

Müller.

O was schwätzet er! Däs ist it g'stohla, was ma Oim sealber bringt,
Apate, wenn Oin d'Nauth darzua zwingt.

Arie.

Thät 's Steahla nimma gealta,
So gäb's in äll' vier Wealta,
Vom Nil bis a da Bodasai
Koin Müller und koi Mühle mai.

In Jommersnauth und Zoara
Bringt eis der Bauer sei Koara,
Scho halba g'freaßa von de Mäus,
Und was d'ra fehlt, däs zeiht er eis.

Dia Baura sind gar baise Zahler,
Sia sind so hät wia ihre Thaler;
Ihr Sprichwort ist: I will di scho
Und i hau denkt: I hau di scho


Jupiter.

Du denkst bei dir: I hau di scho,
Und i sag' jetz: I will di scho –
(Indem er einem Teufel winkt, der flugs mit einem Maltersack voll
Ratten und Mäuse herbei eilt.)

Do schlupfst jetz nei, mit deine lange Pratza,
Zu deine verstohlene Mäus und Ratza;
Do host a lieblis, a rüebigs Quatier,
's sind lauter Vetter und Bäsla zua dir.

Minos.

Dignum, justum, aequum et salutare!
In d'Höll mit deam wampiga Latschare.

(Die Furien stricken den Sack, in den sie den Müller geschoben, zu, und schleppen ihn unter Jubeln und Grinsen mit sich fort.)

Gerichtsherren (den Jupiter bekomplimentirend).

Bravo! Pfiffig! G'scheid denkt!
Däs thuat waiher, as sechsmol g'henkt.

(Mit einem Mal entsteht unter dem Menschenhaufen ein Gelärm. Herkules reißt einem Sauhirten die Geisel aus der Hand, und haut den Doctor Roborantius, der den Doctor Laxantius bei der Gurgel gepackt, über die Ohren. Beide drängen sich gewaltsam vor.)

Roborantius.

Mi muaß ma verhaira, mi muaß ma seah,
I bi über da Theophrastus, Pompastus, Paracelsus g'wea.

Laxantius.

Paperlapa! I hau troffa und doch it zielt,
Bei mir hot 's Hinterthoil da Moister g'spielt.

Roborantius.

Deine Patienta haud 's Miserere uf de Häusla g'sunga.

Laxantius.

Und die deine sind wia die aufblosene Krota versprunga.

Roborantius.

Du Kuttlagerber! Was schimpfst du über mi?

Laxantius.

Halt's Maul, Giftmischer! Du bist no schleachter as i.

(Sie suchen sich auf's Neue in die Haare zu kommen.)

Jupiter.

Silentium, ihr ausg'schualte Halbnarra!
Ihr überfreassene Zuggäul am Taudtakarra!
Ihr Hanswustel mit Hoorbeutel und Deaga!
Ui will i gau da broita Thoil verseaga.
's soll Aellz g'scheah noch Reacht und Gebüahra;
Wie, Minos, theand's g'schwind examiniera.

Minos.

Do braucht's it viel z'examiniret,
A Jeder freaß sei Rezept, und wenn si krepiret,
Leit's klor am Tag , wia si de ganz Wealt
B'schissa haud um's Leaba und um's Geald.

Jupiter.

Allo 'raus, 'raus mit uire Krankazeadelpäck,
Mit uire Stärk-, Laxiermittel und Tuifelsdreck.

Beide Doctoren (in der sichtbarsten Verzweiflung).

O liebs Heargetle! Geand eis nu d'Rezepter it ei;
Mir weand liaber per Abschlag glei vorhear 's Tuifels sey.

Gerichtsherren.

Mit deam Mooß, mit deam ma ausmißt, mißt ma ei:
Allo, d'Mäuler auf, oder ma schüttet's ui ei!

Roborantius Solo.

I hau d'Leut in d'Broite trieba,
Stärkemeahl hau i verschrieba,
Salmiak und Brändtawei –
Und jetz soll i 's Tuifels sey?

Laxantius. Solo.

Mei Mixtur hot Löcher g'rissa,
Dick und Dünn hot weicha müssa,
Und jetz soll i hintad'rei
Für mei Kunst no 's Tüifels sey?

Beide (zerreißen ihre Perücken und geberden sich wie Furien).

      Sey i 's Tuifels!
      Bin i 's Tuifels!
Lieber will i 's Tuifels sey,
I nimm mei Rezept it ei.


Jupiter (im höchsten Zorn).

Furiat Justitia, aut Petrus mundi!

(Die Teufel öffnen ihnen mit den Gabelzinken die Mäuler, und unter Brüllen und Zittern verschlingt jeder Doctor sein Recept. – Roborantius zerplatzt auf der Stelle unter epileptischen Grimassen mit einem bis dato unerhörten Gekrach. Laxantius zerfließt langsam absterbend, mit einem Seufzer, vor dem das Corps der Teufel respectvoll die Nase zuhält. Nachdem beide Leichname auf Schubkarren weggeräumt worden, und Jupiter dem ganzen Gerichts-Personale seine Dose präsentirt hatte, erschallt aus der Versenkung herauf gräßliches Jubelgeschrei und nachstehender Rundgesang.)

Rundgesang der Teufel.

Heisa! Hopsa! Schwaze Brüader!
      In der Höll goht's lustig zua.
Füllet d'Kessel, schüttet wieder
      Schweafel, Peach und Gift darzu.

Heut geit's a Prälatafreaßa:
      Zwoi so Exallenzabäuch,
Dia sind in der Masting g'seaßa,
      Sind de beste Ochsa gleich.

Schneidet Pfaffaschnitzla d'rus und Bröckel;
      Röschet d'Nierla uf der Gluat,
Laud's verdämpfa unter'm Deckel,
      Wenn sie pfuzget, sind sie guat.

Machet Wüst von Bluat und Leaber,
      Modeg'wüz und Maserau;
Denn von so zwea foista Eabar
      Ka ma guate Plunza hau.

Streichet d'Schwänz und wetzet d'Hoara,
      Tanzet um da Kessel her –
So goht's lustig heut und moara.
      Vivat Moister Luzifer!

(Der Schluß des Gesanges ist das schadenfroheste Teufels-Gelächter.)


Jupiter.

Jetz do hair Oiner amol däs Luaderleaba do dunda!
Haun i mi do hoba scho so viel verrakeret und verschunda
Und no koi guat's Viatelstündle g'hät –
Wie wär's, wenn i mit em Tuifel tauscha thät?

(Gemurmel unter den Gerichtsherren.)

Rhadamanthus.

Sot ma 'm jetz it da Zipfel von der Nasa weakbeißa?

Aeakus.

Ma sot em d'Zunga bei'm G'nick 'rausreißa.

(Mehrere von den Penaten machen Miene ihn anzugreifen.)

Pan.

Lauda gau, lauda gau, den Brummler, den alta,
Wenn er's no amol sait, führt ma 'n uf Zwiefalta.

Minos.

Mit Verlaub, ihr Herra und G'richtsleut!
Wenn's bei ui noiz as Händel und Streit geit,
Isch it naithig, daß eiseroiner no as Narr dositzt.

Jupiter (zusammenfahrend).

Charon, mach' mir 's Kreuz, i glaub', es blitzt –

Charon.

Morum it gar – was haud er doch denkt?
Der General Mars hot nu sein Säbel g'schwenkt.

Gerichtsherren.

Hairet er's it tromma d'Soldata?
Laud's rei, däs sind gar krautige Kamerada.

Jupiter.

I woiß wohl, ma deaf's it lang waata lau –
Accedat! a Goziger soll fürre gau.
(Ein Soldat tritt vor und präsentirt 's Gewehr.)
Wia, wia! It so 'rumg'fuchtlet mit der g'ladena Büchs.

Momus.

Er ist a Neapolitaner, er thuatene nix.

Jupiter.

Der Tuifel trau' em g'spannta Hahna;
So haun i amol a Kuh verschossa und mei Nana. –
Sag' mir nu glei, wear da bist.

Soldat.

A römisch-katholisch-apostolischer Christ.

Jupiter.

Respekt! Du glaubst doch au an en Gott.
Jetz vom feufta will i it froga, aber wie stot's mit em sechsta Gebot?

Soldat.

O Herrle, däs haun i it so g'nau g'nomma;
Meine Wächtala sind mir glei uf da Pfiff komma –
Und wear weat denn a schöas Mädle it küssa?
Dea Regaments-Esel möcht' i wissa –
Und hätt' i it wia and're Leut thau,
So müaßt' i jo a Heaz von Marfelstoi hau.
Und aihrle dient haun i bei fufz'gerloi Commanda';
Bi sogar an's Pobst's sei'm Nachtstuhl Schildwach g'standa.

Arie.

Herr! Respekt voar eis Soldata,
      Denn mir wooget Guat und Bluat,
Grauß und kleine Potatata
      Ziehet seall voar eis da Huat.

Do leid's koine G'späß und Possa,
      Mo ma so uf d'Leut nei schuißt,
Und im Kriag weat i nu g'schossa,
      Do g'schieht Aellz, was Oin verdruißt.

Z'Brüssel in de Niederlanda
      Bin i mit mei'm Regament
Tag und Nacht im Fuir d'rin g'standa,
      Bis mei Schnauzbat ist verbrennt.

Hexakugla haun i gossa,
      Dia koi Mensch hot fliega seah,
Festünga und Leut verschossa,
      Daß es ist a Jommer g'wea.

Uf da Türka haun i g'laurat,
      Wöt a sicher g'metzget hau;
Doch sei Sail, dui hot mi daurat,
      Hau da Schelma laufa lau.

Treu bin i mei'm Koiser blieba,
      Bi zwor nu a Kaperal;
Denn mei Abschied ist verschrieba,
      Hoißa sott es: » General

D'rum theand's gnädig mit mir macha,
      No em Kriag muaß Frieda sey,
Schwätzet 's Best' von g'scheah'na Sacha,
      Und laud mi in Himmel 'nei.


Jupiter (schreit aus Leibeskräften).

He, Herkules! sattle da Schimmel,
Ka der Herr General 'naufreita in Himmel.

Minos.

Jo, jo, no will i glei taused Wäga requirira,
Ka ma die oine au mit Aihre fot dividira.

Soldat.

Jo, wie isch? Brauch' i koi Maschruath oder en Paß?

Jupiter.

Noi, noi. Du reit'st no ällzg'mach dur d'Stearabutzagaß,
Lohst d'Milchstroß links, kaihrst beim Wasserma ei,
Und trinkst beim Stoibock a Mooß Sipplinger Wei,
Lohst d'Sonna reachts liega und reit'st gegem Mau,
Dot weat im Reagabogagäßle en Weagweiser stau,
Dea nimmst uf da Buckel, thuast en Schuß oder zwea,
No weat dir mei Peter sei Salve glei gea.

(Der Soldat, dem sich der Trupp seiner Kameraden mit klingendem Spiele anschließt, reitet, nachdem er Jupitern und die Gerichts-Versammlung dreimal salutirt, im Paradeschritt ab. Hiebei singen die Gerichtsherren mit den Soldaten einstimmend: »Auf, auf Kameraden! auf's Pferd, auf's Pferd etc. etc.)

Momus.

Ah! Wia ist doch das Soldataleaba so schöa!
Bi au amol der Leibhusar voma Reichsprälata g'wea.
Hau mit Pfannaruaß en Schnautzbat g'machet,
Dot hot si d'Hochwürda und Gnada halba bucklig g'lachet.

Jupiter.

So! Jetz wär' amol der graißt Wust uf der Seita.
Sie deafet keack über mei Sommer- und Winter-Oesch reita.
(Zieht ein Paar Knackwürste und zwei Semmel aus der Tasche.)
So, jetz haun i doch a Weile a Ruah –
Und wenn mir die schmecket, so haun i no zwua.

Teufel (strecken die Köpfe aus der Versenkung empor).

Mir bittet unterthänig um's Mittageassa,
Die zwoi Dokter sind scho mit Haut und Hoor g'freassa.
Mir könnet voar Hunger it länger mai waata;
Geand eis doch en Domprobst oder en foista Advokata.

(Es drängt sich eine ungeheure Menschenmenge aus dem Hintergrunde heran. Christen, Juden und Heiden von allen Sekten und Nationen zerren und raufen sich, und stolpern über die am Boden liegenden Bibeln, Talmuds, Korans etc. Ein Kapudan Pascha erklärt einem Haftenmacher von Tuttlingen, daß er auf dem Archipel höher fliegen gelernt, als es dem Schneider von Ulm in 300 Jahren gelingen werde. Dem ehrlichen Basedow schlägt ein neuzeitiger Schulpedant spöttisch das Stephan'sche Methodenbuch um die Nasenspitze, und behauptet ganz kühn, daß mittelst der Lautirmethode ein Urangoutang gar leicht zu einem Parlamentsredner gebildet werden könne. Ein verzweifelter Odenschmierer kratzt einem Reutlinger Nachdrucker die Augen aus, und ein neumodischer Medicaster überrechnet mit behaglichem Stolz sein Register unzähliger Patienten, die er mit seinem mühsam aufgefundenen Gift-Arsenal ad Patres geliefert etc. etc. Indessen zwacken die Teufel einen wampigen General-Pächter zum Imbiß weg. Jupiter lacht darüber, und schiebt den letzten Wurstzipfel in Mund.)

Minos (im Aerger zum Jupiter).

Euer Wohlweishoit und Ewiggeboara!
So sieht's aus uf em Saumarkt z'Weissahoara.

Aeakus.

Und mir sind au nit nu do zum Stillhocka und Laura;
Neahmet's ihr nu überhaupt, wie der Tuifel d'Baura.

Jupiter.

So moin i au. Charon, thu's du glei verkünda –
Und Ihr, Minos, verleaset gau d'Sünda.

Charon (stellt sich auf einen Stuhl).

Stilla, ihr Herra, Burger und Bauraleut!
D'Stuirglock hot a Loch, 's ist zum Abreachna Zeit –
Und, daß ma oadile ka z'Stroi komma,
Wearet jetz nu die graußkopfige Sünda überhaupt g'nomma.

Jupiter.

So isch reacht. Jetz musiziret da Taudtamasch,
Noh laud si vorbeimaschira, dui Lumpabagasch.

(Die Sünder passiren einer hinter dem andern im Prozessionsschritt an der Gerichtstafel vorbei. Minos liest mit blitzschnellem Scharfblick von der Stirne eines Jeden die Sündenzahl ab. Eben so geschwind wird nach Befund des Gewichtes der Inquisit entweder zum elysäischen Bürger gestempelt, oder mit Assa foedita zum Candidaten des Tartarus bezeichnet. Erstere kommen rechts, Letztere linker Hand zu stehen, und werden von den ihnen sich nähernden Elysäern oder Höllenbewohnern begrüßt. Während dieser Scene fährt, in einem Phaeton mit Pfauen bespannt, Juno, Jupiters Gemahlin, aus den Wolken herab, hintend'rauf ihr Kammermädchen Iris. Merkur hebt die Frau Juno aus dem Wagen, wird dabei in den neunten Himmel entzückt, und fällt über den ausgestreckten Fuß des Herkules in die Scene zurück. Die Musik hat sich schon bei der Erscheinung der Juno in ein lebhaftes Thema verwandelt, und dauert auch während des folgenden Gesprächs mit gehöriger Moderation fort.)

Jupiter (embrassirt Juno mit Pathos).

Grüaß di Gott, Engele, Schätzle und Mäusle!
Jetz bin i vor Freuda fast ganz us em Häusle.

Juno.

Grüaß di Gott tausetmol, heazigliebs Mändle!
Zaist küss' mi uf's Maul, no aist no uf's Händle.

Jupiter.

Wie bist doch so g'schmaukelig, lieble und nett,
Rauthbackig und pfausig und kugelrundfett!

Juno.

Gealt Mändle, du ma'st mi? D'rum ma i di au,
Du kriegst deiner Leabtig koi bessera Frau.

(Die Musik geht in einen schwäbischen Bauerntanz über, bei welchem Jupiter seine Frau ein Paarmal im Kreise herumdreht. Die Gerichtsherren lachen.)

Gerichtsherren.

Ei gucket doch dea alta Narra a,
Wie er si vertummla und vergaicha ka!

Jupiter.

Däs ist a Liabe zwischa Weib und Ma,
Dui goht en Dritta koin Pfifferling a.

Minos.

Jetz laud die G'späß und Possa sey,
Oder i pfeif' in mei ganze Verhandling 'nei.
Laud uia Frau G'mahli nu hocka,
Und gucket dohear uf dia Sündabrocka. –

(Die Musik lenkt wieder in das Ernste ein. Jupiter setzt sich wieder auf seinen Platz und Juno neben ihn. Die Volksmasse öffnet sich im Hintergrunde. Man sieht eine breite Heerstraße, auf welcher Wegweiser mit der flammenden Aufschrift: »Da hinab!« aufgesteckt sind« Gallawägen, Chaisen, Phaetons, Bernerwägelchen, mit Menschen vollgepfropft, rasseln dem Tartarus zu. Die Rathsversammlung erhebt sich. Minos übergibt das von den Assessoren unterzeichnete Sünden-Protokoll feierlich dem Jupiter. Die neu-creirten Elysäer umarmen einander mit brüderlich-herzlicher Wonne; die Höllengenossen speien sich wechselseitig unter Heulen und Fluchen in's Gesicht, indem die noch Anwesenden, von den Furien gepeitscht, dem großen Haufen nachgetrieben werden. Charon ergreift sein Ruder, und läuft an das Ufer des Styxes. Man hört in der Ferne den Cerberus bellen. – Nun öffnet sich der Olymp. Jupiter und seine Gemahlin, auf ihrem Throne sitzend, und die andern Himmelsgötter, sich von den drei Höllenrichtern beurlaubend, welch Letztere in einem Eilwagen nach dem Tartarus fahren, auf Rosenwolken stehend, schwingen sich unter dem Jubelgesang der Genien empor. Zugleich stimmen auch die Elysäer ihr Abschiedslied an, nach welchem sie freudig den elysäischen Feldern zueilen.)

Chor der Elysäer.

Schoida thuat gar waih im Heaza,
      Schoida iß a grauße Pei;
Doch, mir schoidet ohne Schmeaza,
      Weil es doch muß g'schieda sey.

Leabet wohl, ihr liabe Götter!
      Leabet wohl im Himmelszealt!
Ihr Frau Basa und Herr Vetter,
      Leabet wohl uf deaner Wealt!

Bald sind mir im Freudaländle,
      Mo's it reagnet und it schneit,
Und as Küchle scho im Pfändle
      Mit Salot und Brotes leit.

Brüderla! dot isch eis g'rotha,
      Aelles frißt und sauft uf d'Beut,
Und um doppelte Dukota
      Köglet dot nu d'Beattelleut.

D'Engel spielet auf zum Tanza,
      D' Cäcill orglet uf da Tack,
Stoffel muaß da Baß kuranza,
D' Uschel klemmt da Dudelsack.

Aus isch dot mit älle Quala,
      Ewig isch eis pudelwohl,
Koine Stuira deaf ma zahla,
      Und koin Hundstax und koin Zoll.


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