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Vorwort.

Adele, des Philosophen Arthur Schopenhauer glücklose Schwester, der vor einem Jahrhundert vielgelesenen Romanschriftstellerin Johanna Schopenhauer vielseitig begabte Tochter, enthüllt auf diesen Blättern den Roman ihres eigenen Lebens. Als sie dem ersten Blatt die Aufschrift gab: »Mein Tagebuch 1823«, stand sie im sechsundzwanzigsten Lebensjahr; als sie nach der ergreifenden letzten Aussprache mit dem Geliebten, die sie in Rede und Gegenrede mit ihrem Herzblut niederschreibt, die Feder erschöpft sinken ließ, waren drei Jahre vergangen – drei Jahre unausgesetzten, zermürbenden Kampfes um ein Lebensglück, das sich schließlich als ein Gebilde schweifender Sehnsucht, als eine haltlose Täuschung in Schmerz und Verzweiflung auflöste – drei Jahre, die aus der niemals anmutigen, in herben Erlebnissen herangereiften Jungfrau ein verbittertes Weib machten, das sich von der Sonnenseite des Lebens ausgeschlossen fühlte und sein künftiges Schicksal mit früher Resignation in die Worte zusammenfaßte: »… wie ein Mann werde ich durchs Leben ziehen, man wird mich lieben, mir folgen, man wird auf mich bauen, und ich werde dem Allem zu genügen streben, oft wirds gelingen. Aber wenn ich dann einem Menschen wohlgethan, so wird mein Weg wieder einsam sein«. Daher durfte diesen Geständnissen wohl der Titel »Tagebuch einer Einsamen« gegeben werden, den sie in der Handschrift selbst nicht besitzen.

Unbewußt, und nicht im Hinblick auf eine spätere Veröffentlichung, gestaltete sich dieses Tagebuch, das ursprünglich nur der vertrautesten Freundin Ottilie von Goethe rückhaltlosen Aufschluß über die Herzensstürme der Verfasserin geben sollte – vielleicht erst nach deren Tode –, zu einem ergreifenden psychologischen Roman, einem weiblichen Seitenstück zu den »Leiden des jungen Werthers«, ein Vergleich, der nicht den großen künstlerischen Abstand zwischen Goethe und seinem Schützling Adele Schopenhauer überbrücken soll und kann. Aber beide Werke sind aus den gleichen heißen Quellen emporgesprudelt, und wenn in dem jüngeren Werk der tragischen Katastrophe durch frühzeitige Resignation gewissermaßen vorgebeugt ist, so stand seine Verfasserin ihr um so näher: es ist kaum ein Zweifel, daß im Frühjahr 1826 der Gedanke an Selbstmord Adele zu überwältigen drohte. Und wer die ungeheuren Brief- und Tagebuchmassen, die sich im Bannkreis Adelens, Ottiliens und der übrigen Weimarer Schönen ablagerten – das Wenigste davon ist gedruckt –, auf sich wirken läßt und sich die übrigen Frauen jener Zeit vergegenwärtigt, von Karoline von Günderode bis auf Charlotte Stieglitz, die beide, die eine 1806, die andere 1834, mit einem Dolchstoß ihrem Leben ein Ziel setzten, – der wird dem hier abrollenden Lebensroman Adelens eine gewisse typische Bedeutung zugestehen. In der mimosenhaften Ueberreiztheit, der dämmernden Unklarheit der Empfindung, in der völligen Unfähigkeit, das Schifflein ihres Lebens mit kräftiger Hand zu steuern nach einem von Wille und Schuld vorgezeichneten Kurs – darin sind sich alle diese Opfer einer für die Frauenwelt unendlich wichtigen Uebergangszeit gleich. Welch ein Gegensatz dazu schon die in ihrer selbstgewählten Einsamkeit still schaffende Annette von Droste-Hülshoff oder die ihr Leben resolut in die Hand nehmenden Frauen der vierziger Jahre wie etwa Fanny Lewald, deren »Emanzipation« in dem weiblichen Wandervogel und Studenten der Gegenwart vollendet erscheint. Daß neben diesem Blaustrumpfhaften des tintenklecksenden neunzehnten Säculums gleichwohl auch das Bewußtsein des bürgerlich Weiblichen erstarkte, dafür bürgen wohl Gestalten wie Gottfried Kellers »Frau Regel Amrain« oder Frau Adelheid von Lauen in Wilhelm Raabes »Schüdderump«.

Wollte man diesem Tagebuch Adelens als Literarhistoriker zu Leibe gehen, so würden Anmerkungen und Erläuterungen das eigentliche Werk verschlingen, denn in zahllosen noch ungedruckten gleichzeitigen Briefen an Ottilie und andere Freundinnen drängen sich dieselben Ereignisse breit in den Vordergrund, die hier als Leitmotive und Episoden eines wohlabgerundeten Ganzen erscheinen. Das Bessere wäre dann allzu sehr der Feind des Guten, das Ergebnis wäre ein Monstrum von Briefwechsel, das sich der Leistungswilligkeit des Lesers entzöge, und die Einheitlichkeit des Tagebuchromans würde gesprengt, seine anspruchslose Eindringlichkeit zerstört. Die Weimarer Luft war mit Romanstoff übersättigt, und manches, was davon in Adelens Aufzeichnungen phosphoreszierend glimmt, findet wohl einmal eine besondere Darstellung, die ich mir hier versagen muß. Dies und jenes, was zum Verständnis des Zusammenhangs notwendig erscheint, ist im Register erläutert, und im Text selbst sind viele Namen ergänzt, wenn es auch, selbst mit Hilfe des gleichzeitigen Briefwechsels, nicht immer möglich war, die verschiedenen Julien und Linen klar zu unterscheiden. Was von der Romanschreiberin in verkürzter Perspektive gesehen wurde oder was zur Statisterie diente, soll aus dieser Nebenrolle nicht herausgehoben werden. Ebenso nachteilig würde es dem hinterlassenen Werk Adelens sein, wollte ich durch Darlegung ihrer Lebensschicksale seinen Inhalt voreilig ausplaudern; es will als selbständiges Gebilde genommen sein, eben als ein Roman mit dem starken Impuls persönlichsten Erlebens, und steht auch ganz selbständig neben den zwei Bändchen Tagebücher, die bereits 1909 von Kurt Wolff im Insel-Verlag veröffentlicht wurden; sie schließen mit dem August 1822 ab. In den vierziger Jahren hat dann Adele noch einmal zu einem letzten Tagebuch angesetzt, dem aber nur Notizenwert zuzuschreiben ist. Wer die im »Tagebuch einer Einsamen« geschilderten Vorgänge in die Gesamtentwicklung der Verfasserin einzupassen wünscht, den verweise ich auf die ausführliche Biographie, die ich den ebenfalls bei Klinkhardt & Biermann 1920 erschienenen »Gedichten und Scheerenschnitten« Adelens beigegeben habe; manche der Gedichte sind, wie aus den Anmerkungen dazu erhellt, wichtige Ergänzungen zu einzelnen Kapiteln des hier gebotenen Romans. Beide Veröffentlichungen stehen also in engstem Zusammenhang. Doch erschien es zweckmäßig, das »Tagebuch einer Einsamen« in Format und Ausstattung den beiden oben erwähnten Tagebuchbändchen anzugliedern.

Einem berechtigten Wunsch des Lesers aber soll hier noch genüge geschehen: mit wenig Worten – Daten sind ins Register verwiesen – über die Hauptpersonen der Romanhandlung aufgeklärt zu werden. Neben der Verfasserin selbst ist der eigentliche Held ihr Geliebter und vermeintlicher Bräutigam, der Chemiker Gottfried Osann, Privatdozent an der damals noch nicht russifizierten Universität Dorpat; erst zwei Jahre nach dem Abbruch seiner Beziehungen zu Adele erhielt er endlich in Würzburg die ersehnte Anstellung im deutschen Vaterland – die Tragik des deutschen Privatdozententums griff entscheidend in Adelens Leben ein. Nach dem frühen Tode seines Vaters hatte seine Mutter, eine geborene Hufeland, den weimarischen Staatsminister Christian Gottlob von Voigt geheiratet, den Freund und Amtsgenossen Goethes; seit 1819 lebte die »Geheimrätin« als dessen Witwe in Weimar. Ihr zweiter Sohn Friedrich wirkte zur Zeit unserer Tagebuchaufzeichnungen als Philologe und Archäologe in Jena. Ihr ältester Sohn Emil war Mediziner in Berlin. Der jüngste, Gottfried, war von 1821 bis zum Anfang des Tagebuchromans ebenfalls in Jena. Nicht zu verwechseln mit Gottfrieds Mutter ist »die Voigt«; sie war der Geheimrätin Stiefschwiegertochter; zuerst war sie, eine geborene Schmidt, mit Herders Sohn Wilhelm Gottfried verheiratet, der sie 1806 zur Witwe machte; 1811 verband sie sich mit Christian Gottlob von Voigt dem jüngeren, des Staatsministers einzigem Sohn, der schon 1813 starb. Aus der ersten Ehe hatte die doppelte Witwe zwei Töchter, Natalie und Marie; die erstere gehört zu Adelens näherem Umgang und wird oft von ihr genannt. Gottfried war nur dreiviertel Jahr älter als Adele, und bei der Aussichtslosigkeit seiner akademischen Laufbahn sah die ganze Familie das seit dem Sommer 1823 drohende Verlöbnis mit der weder schönen noch reichen Adele ungern; die Mutter und der älteste Bruder Emil sind als die eigentlichen Gegenspieler in diesem Konflikt zu betrachten, während Friedrich Osann offenbar eine neutrale Vermittlerrolle spielte, die ihm auch in dem Verhältnis Adelens zu dem sich grollend zurückhaltenden Bruder Arthur zufiel. – Neben dem gereiften Manne Gottfried Osann tritt im zweiten Teil des Romans der jugendliche Liebhaber Louis Stromeyer hervor, ein zwanzigjähriger Göttinger Student der Medizin, den Adelens Vetter aus Danzig, Eduard Gnuschcke, in das Haus seiner Tante Johanna Schopenhauer einführt. Es genügt hier zu verraten, daß der Held dieser romantischen Episode, die der zweiten Hälfte des Romans einen neuen Aufschwung gibt, um zuletzt den Ausklang noch disharmonischer zu machen, der später berühmte Chirurg Georg Friedrich Louis Stromeyer war, dessen »Erinnerungen eines deutschen Arztes« mit beredtem Schweigen über das Weimarer Abenteuer hinweggehen. Sein Universitätsfreund Eduard Gnuschcke, ein »musikalisches Genie«, starb schon 1834.

Neben diesen Hauptpersonen tritt noch eine Unmasse von mehr oder weniger fesselnden Nebenpersonen aus dem umgebenden Milieu hervor. Und dieses Milieu ist gewiß an sich reizvoll genug, es ist das Weimar des alten Goethe, der bunte unerschöpfliche Kreis, der sich von Jahr zu Jahr wechselnd im Schatten des Titanen sammelt – sein Schauplatz ist zum großen Teil das Haus Goethes selbst, die Wohnung seines einzigen Sohnes August und seiner Schwiegertochter Ottilie, deren Bild uns aus der intimen, oft herben, ja schonungslosen, und doch von unerschütterlicher Liebe gemilderten Schilderung ihrer vertrautesten Freundin zum erstenmal lebenswahr entgegentritt. Da sind sie alle: Ottilie, die sich in dem unseligen Ehebündnis mit August von Goethe verzehrt und, Mutter von zwei Knaben, mit ihrem heißen, ungezügelten Temperament dauernd im Kampf liegt gegen die klatschsüchtige Prüderie der kleinen Residenz; meist sind Gäste aus Großbritannien ihre auserwählten Ritter, ein bisher völlig obskurer Airen, dann der bildschöne Charles Sterling, der noch in ihrem spätern Leben eine verhängnisvolle Rolle spielen sollte, und der Irländer George Cromie; aber auch ihre Berliner Neffen Nicolovius und selbst ein Kunstreiter namens Baptiste sammeln sich in ihrer Menagerie, über der als Paradiesvogel Ferdinand Heinke schwebt, der romantische Held, der im Jahre 1813 die Herzen Ottiliens und Adelens im Sturm genommen hatte. Da ist »die Pogwisch«, Henriette geborene Gräfin Henckel von Donnersmarck, die Hofdame der Großherzogin Luise, Ottiliens Mutter, deren Mann, ein armer Major, irgendwo in der Welt ein kümmerliches Dasein fristet. Auf Befehl ihrer strengen Mutter, der Gräfin Ottilie Henckel von Donnersmarck, hat sie sich von ihm scheiden lassen; »die Henckel« ist stets Ottiliens Großmutter, die Oberhofmeisterin der Großherzogin. Da ist die Schwester Ottiliens, Ulrike von Pogwisch, die ebenfalls an einen Engländer, Captain Smith, ihr Herz verliert, ohne Gegenliebe zu finden. Da sind die gemeinsamen Freundinnen Julie und Karoline von Egloffstein, von denen die erstere seit 1822 mit Adele zerfallen ist, ohne daß man sich jedoch in dem engen Gesellschaftskreise Weimars ausweichen kann; während in den älteren Tagebüchern Adelens unter »Julie« durchweg sie, die talentvolle Malerin und Schülerin Goethes, gemeint ist, müssen wir in dem spätern Tagebuchroman unter diesem Namen meist die ferne Freundin Julie Kleefeld in Danzig verstehen. Auch »Line«, die oft genannte, ist vielfach apokryph; auch hier rivalisieren Danziger Erinnerungen mit Weimarer Gegenwart; neben Julie Kleefeld in Danzig erscheint deren Kusine Line Röpell, und beide mit Adele wohl ziemlich gleichaltrigen Mädchen stehen dem jungen Vetter aus Danzig, Eduard Gnuschcke, offenbar mehr als schwesterlich nahe. Aber solche Bindungen des Alters werden in Weimar leicht genommen, will doch die zweiunddreißigjährige Karoline von Egloffstein, wie gleich die ersten Seiten des Tagebuchs melden, den vierundzwanzigjährigen Baronet und Leutnant John May heiraten, der sich seit 1822 in Weimar aufhält – ein Roman für sich, an dem Line fast zugrunde ging. Alle diese Verhältnisse spielen in Adelens Roman hinein, teils sind sie wirksame Folie, teils mehr oder weniger flüchtig angedeutete Motive, Farbentüpfchen, die das Gemälde vom damaligen Weimar nur schillernder und prickelnder machen.

Über Weimars Weichbild hinaus führen die regelmäßigen Sommerreisen, die Adele mit ihrer Mutter unternimmt. Der schon ältliche Hausfreund, der Geheimrat Müller von Gerstenbergk, mit dem Johanna, wie sich aus den älteren Tagebüchern zu ergeben scheint, ihre Tochter am liebsten unter die Haube gebracht hätte, tritt in diesen Aufzeichnungen zurück; er heiratet die Gräfin Häseler, und Adele ist froh, ihn los zu sein. Dafür schiebt sich während der Sommeraufenthalte in Wiesbaden, Schlangenbad, Frankfurt, Elfeld (Eltville) am Rhein, Mannheim, Kassel usw. eine Fülle neuer Personen in ihren Gesichtskreis, bekannter und unbekannter, denen hier keine größere Wichtigkeit beizulegen ist, als der Gang der Handlung selbst ihnen zubilligt. Besonders die Reisekapitel sind reich an liebenswürdigen Episoden, die dem Tagebuche Adelens ein weit über den Kreis ihrer nächsten Umwelt hinausgehendes Interesse sichern. –

Bleibt zum Schluß noch ein Wort zu sagen über die Handschrift dieses Tagebuchs selbst und über die Redaktion des Druckes. Das Buch stammt aus dem Nachlaß der spätem Freundin Adelens, der Frau Sibylle Mertens-Schaaffhausen in Bonn; näheres über sie berichtet die schon erwähnte Biographie Adelens. Es ist ein Album im Format 13½ zu 21, ein grüner Pappband mit Goldverzierung. Umfang 234 Seiten, die bis auf die vorletzte beschrieben sind; nur wenige Seiten innerhalb des Buches sind leer; einige dieser leeren Seiten sollten später ausgefüllt werden, so vor allem die, die nur den Namen Alfred [Nicolovius] als Überschrift hat; diese Nachträge sind nicht erfolgt. Der Text ist so gedrängt und geschlossen, daß nur ganz weniges zu kürzen war. Hier und da ermüdete die Aufzählung gleichgültiger Personen, die in Weimar als Fremde erscheinen oder als Badebekanntschaften verzeichnet werden; diese Notizen sind weggelassen, ebenso einmal die trockne Aufzählung von Bildern der Kasseler Gemäldegalerie und etliche Sätze, aus denen durch Auslassung von Worten oder Teilen im Original nicht klug zu werden war. Die Kürzungen beschränken sich auf insgesamt etwa fünf Seiten und sind durch … angedeutet. Die Patina der alten Rechtschreibung ist beibehalten, aber vereinheitlicht, Verstöße gegen Grammatik und Interpunktion sind beseitigt, vor allem ist die Namenschreibung nach Möglichkeit berichtigt; gedruckte und handschriftliche Quellen boten dafür in den meisten Fällen Unterlagen. Abkürzungen von Namen sind in [ ] ergänzt, hin und wieder auch der Deutlichkeit halber ein Fürwort durch den Namen der betreffenden Person ersetzt. Ergänzt wurden auch die meist unvollständigen Daten. Notwendig erscheinende Erläuterungen, Personalnotizen usw. sind in das nicht zu entbehrende Register hineingearbeitet; denn für die weitere Forschung über Ottilie von Goethe und ihren Kreis dürfte dieses Tagebuch ihrer vertrautesten Freundin eine der wertvollsten Quellen sein. Aber nicht als Quellenwerk allein will dieses Büchlein gewertet sein, sondern als selbständiges literarisches Dokument seiner Zeit, dessen Echtheit unbestreitbar ist, da es zugleich mit den Ereignissen entstand; und doch hat es, sei es durch die instinktive Gewandtheit der Schreiberin, sei es durch glücklichen Zufall, die Form einer bewußten künstlerischen Schöpfung gewonnen.

Von den beigegebenen Bildnissen stammen die von Gottfried Osann, Louis Stromeyer, Johanna Schopenhauer, Karoline von Egloffstein und Heinrich Nicolovius aus dem Nachlaß Adelens selbst, der von Sibylle Mertens-Schaaffhausen mit anderen Kunstwerken nach Weimar vermacht wurde, über ein halbes Jahrhundert verschollen war und jetzt stückweise wieder aufzutauchen beginnt. Die Originale dieser Zeichnungen, alle von unbekannter Hand, gehören jetzt dem Goethe-Nationalmuseum in Weimar, dessen Direktor, Herrn Dr. Hans Wahl, ich die Auffindung der Blätter verdanke. Das Bild von Alfred Nicolovius ist gleichfalls Eigentum jenes Museums. Das Porträt Heinkes lag als einziges Bildblatt in Adelens Tagebuch, es ist dieselbe Zeichnung, die bereits aus Ottiliens Nachlaß bekannt ist. – Ein Porträt Adelens aus jener Zeit zu finden ist leider nicht gelungen. Wir mußten es daher durch das aus den vierziger Jahren ersetzen, bisher ist es – von einem Kinderporträt abgesehen – das einzige, das überhaupt von Adele zutage gekommen ist; sie vermied es offenbar mit ängstlicher Vorsicht, sich porträtieren zulassen, trotzdem sie stets von Freunden umgeben war, die als berufsmäßige Künstler oder als geschickte Dilettanten mit dem Zeichenstift umzugehen wußten.

Die in das Register verarbeiteten Anmerkungen bieten mancherlei neue Aufschlüsse, die ich aus den vielen hundert ungedruckten Briefen Adelens an Ottilie gewann; ich bin der Verwalterin des Nachlasses, der Direktion des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar, Herrn Prof. Dr. J. Wahle, für Mitteilung der Sammlung zu Dank verpflichtet. Die beiden bisher gedruckten Bände aus Ottiliens Nachlaß (»Schriften der Goethe-Gesellschaft«, Band 27 und 28) nahmen von den Briefen Adelens nur ganz wenig vorweg; so viel auch diese Veröffentlichung zu wünschen übrig läßt, sei doch der erläuternden Tätigkeit des Herausgebers mit Dank gedacht. Unentbehrlich erwiesen sich bei meiner Arbeit wieder die vortrefflichen Register zur großen Weimarer Goetheausgabe; ihre Bearbeiter vor allem werden es zu schätzen wissen, wenn ich manche ihrer Angaben noch wesentlich ergänzen konnte.

Houben.


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