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An Hedwig Dragendorff.

Die einst dem Knaben in des Lebens Frühe
Mit weisen Lehren Du den Geist genährt
Und gern ihm Märchen nach des Lernens Mühe
      Erzählt am abendlichen Herd,

Gedenkst Du, Freundin, wie an Feiertagen
Er Spielwerk oft und Mittagsmahl vergass,
Wenn er mit Dir des Ostens bunte Sagen
      Von Aladdin, von Sindbad las?

Seitdem nach drüben selbst an das Gestade
Mich zog es hin, von wo der Morgen graut,
Und Wunder hab' ich dort, wie Schehrezade
      Sie nie geahnt, im Geist geschaut.

Nimm hier was ich aus Syriens Palmenhainen
Heimbrachte, von der Wüste bleichem Saum!
Fünf Nächte sind's, unwerth der Tausend-einen,
      Und diese Nächte nur ein Traum.

Wie über Balbeks bröckelnde Ruinen
Der Mandelbaum die weissen Blüthen streut,
Mit grauer Urwelt Bildern so in ihnen
      Verflocht ich unser jüngstes Heut;

Und schon von Stimmen kritischer Zeloten
Hallt an mein Ohr verworrenes Getön:
»Kein Autor von den lebenden wie todten
      Klomm noch zu solchen Unsinns Höh'n!

»Von Darwinismus und von Buddha's Lehren
Welch toller, niegeseh'ner Carneval!
Dazwischen abgeschmackte Kindermähren,
      Voll von des Orients Bilderschwall!

»Und Alles das, statt mit Humor des Yorik,
Sentimental im Style von Jean Jacques
Mit Pathos vorgetragen und Rhetorik –
      Der Gipfel ist's von Ungeschmack!«


Ich Armer weh mit meinen Traumgesichten!
Und dennoch fass' ich Muth, sie Dir zu weihn;
Du, weise Freundin, wirst mich milde richten;
      Wenn Andre schmähen – mag es sein!

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