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15

Eines Tages kam Kristians Bruder ganz unerwartet zu ihnen heraus und forderte Kristian auf, so schnell wie möglich zur Stadt zu kommen, denn es gäbe dort etwas für ihn zu tun. Ein Amerikaner, der in der Nordsee schwere Havarie erlitten habe, läge jetzt im Hafen und habe Eile weiterzukommen. Kalland, der ein tüchtiger Schiffszimmermann sei, könne in acht Tagen reich werden.

Wer froh war über diese Aussicht, das war Kristian und Iwer mit ihm, denn Arbeit würde es sicherlich auch für ihn geben. Jetzt war außerdem weniger bei Gräff zu tun, nicht mehr als ein Mann leicht bewältigen konnte. Als Kristian am nächsten Morgen mit Iwer in seines Bruders Boot steigen wollte, sagte er zu Gräff, er hoffe, ihn in der Stadt zu sehen, um Abschied von ihm zu nehmen, bevor er nach Amerika reiste. Darauf aber erwiderte Gräff gar nichts, und plötzlich faßte er Kristian am Arm und bat ihn, zu bleiben. Aber was sollte das heißen? Das war doch ein unbilliges Verlangen. Er müsse doch begreifen, daß man den Amerikaner nicht so ohne weiteres laufen lassen könne – sechs Mark Arbeitslohn pro Tag! …

– Es war, als ob sie geradezu auflebten, als sie zur Stadt kamen. Kallands Bruder überredete die beiden anderen, daß sie sich vom nächsten Morgen an dingen lassen und den Rest des Tages noch feiern sollten.

Erst gingen sie also in eine neue Wirtschaft für Seeleute und aßen zu Mittag. Sie bekamen gebratene Flundern, die in der blanken Butter schwammen. Ein Fisch, so delikat, daß man ihn mit Haut und Haaren essen konnte, ›wenn er man nur nicht so kahlköpfig gewesen wär‹. Dann gab's süße Suppe, und schließlich führten sie sich zwei Flaschen Bier zu Gemüte, denn Fisch will schwimmen.

Nachher bekamen sie Kaffee und Zigarren, denn der Bruder hatte nun mal die Spendierhosen an. Und die Flunder und die süße Suppe verdauten sich so angenehm, wenn man bei Kaffee und Zigarren saß – akkurat wie die Millionäre in Nyork.

Na, nachdem sie lange genug gesessen hatten, gingen sie an den Hafen hinunter und schlenderten dort umher, bis der Abend kam. Dann schlug der Bruder vor, daß sie in den Stadtpark gehen und einen zahmen Bären Polka tanzen sehen wollten. Dafür aber war Iwer nicht zu haben, denn das sei Augenlust. Dagegen protestierte Kristian. Sei der zahme Bär nicht ebensogut, wie das Evangelium? Stände nicht in der Heiligen Schrift geschrieben, daß die Menschen über die Tiere des Feldes herrschen sollten? Dagegen konnte Iwer nichts einwenden, und sie gingen alle drei dorthin, wo die Vorstellung stattfand.

Es war in einem Park, dicht vor der Stadt – einem sehr alten Park, mit wenigen halbverfaulten Bäumen. Sie bezahlten einige Schillinge und setzten sich zu den übrigen.

Der Bruder bestellte Bier und Schnaps, und Kristian überredete Iwer zum Trinken, denn auf der Hochzeit in Kanaan wurde auch getrunken – was? Eine Hochzeit ohne Branntwein?

Sie saßen also alle drei gemütlich beisammen und tranken und sahen den Bären tanzen.

Das war übrigens 'ne traurige Polka. Das faule Tier stand nur und drehte sich um sich selbst herum und schritt so dämlich aus, als ginge es zum Begräbnis. Und mit einem Male fing es an, zu brummen, daß es wie 'n Nebelhorn oder 'ne Baßtrompete klang. Nachdem der Bär seine Kunststücke gemacht hatte, trat ein Schlangenmensch auf, der sich so weit nach hinten bog, daß er sich schließlich beinah in die Fersen beißen konnte. Ja, es war ganz unglaublich, wie er sich verrenken konnte, und hast du's nicht gesehen! hatte er sein Gleichgewicht wieder, bevor einer bis drei zählen konnte.

Schließlich kam ein dickes Frauenzimmer an die Reihe und sang ein Lied von spanischen Mädchen. Kristian und sein Bruder sangen mit, denn jetzt waren sie fidel geworden, einmal aber ging sie so verflucht hoch, daß sie nicht mitfolgen konnten. Das gefiel Kristian nicht, und er schimpfte auf so'n »Schreihals«.

Als sie eine Stunde später wieder in den Park hinausgingen, waren sie alle drei nicht wenig angeheitert. Sie faßten einander um den Hals, um nicht so sehr zu schwanken und um sich nicht zu verlieren, und so torkelten sie davon, bis sie das Logis des Bruders erreichten. Als sie aber die Treppe hinauf mußten, machten sie einen schrecklichen Lärm, und als sie beinah oben waren, steckte ein Frauenzimmer mit 'ner Nachtmütze ihren Kopf aus einer Tür und fragte, was sie für besoffene Kerle seien – oder Ob sie jeder mit einem Ochsen angezogen kämen? … denn so höre es sich an.

Nun muß man wissen, daß wenn Kristian Kalland zu viel getrunken hatte, war mit ihm nicht gut Kirschen essen.

Was für was! Was faselte sie da von Ochsen? Sei sie vielleicht 'ne Kuh …? Denn wenn sie hier nur grob sein wollte, dann sollte … dann sollte …

Die Nachtmütze war längst verschwunden!

 

Das konnte man blaue Grütze nennen. Den einen Tag Fest mit Zigarren und Schlangenmann – und am nächsten Tage auf dem Amerikaner stehen und schwitzen.

Und dann einen Aufseher zu haben, der wie eine Rakete aufzischte und über das Geringste in Wut geriet. Legte mit ausländischen Flüchen los, wenn nur ein Splitter im Wege lag. Man konnte nicht mal verschnaufen, wenn er dabeistand. Und er war überall! Kehrte er einem den Rücken, schickte man natürlich einige Liebenswürdigkeiten hinter ihm her und war froh, ihn los zu sein – und dann wollte man sich recken und gähnen; kaum aber hatte man das Maul aufgetan, war er schon wieder da.

Ja, ja, das war saure Arbeit!

Kristian Kalland, der sonst nicht so leicht müde wurde, horchte immer nach der Glocke, die zu Mittag und zum Feierabend läutete. Übrigens dauerte es nicht lange, bis er mit dem Aufseher gut Freund wurde, denn er machte seine Sache gut und mit der Zeit bekam er mehr Übung, so daß er nicht mehr so müde wurde. Und dann freute er sich den ganzen Tag darauf, eine oder zwei Stunden in der neuen Wirtschaft zu sitzen und mit Bekannten zu plaudern oder Karten zu spielen, und schließlich eine Weile durch die Straßen zu bummeln, bevor er sich schlafen legte. Überhaupt war es jetzt lebhafter in der Stadt als sonst, denn sie beherbergte die ganze Besatzung des Amerikaners, und die streifte zu allen Tageszeiten durch die Straßen. Nicht selten gab es Streit, wenn sie in größeren Haufen angezogen kamen und hinter den Frauenzimmern her waren.

Einmal als Kristian mit einem Mädchen ging, mit der er gut Freund war, kam ein barhäuptiger, betrunkener Amerikaner hinter ihnen her, redete das Mädchen an und sagte ihr in gebrochenem Norwegisch, wenn sie zu ihm käme, solle sie Wein bekommen. Als er aber unversehens Kristian nahe kam und diesem richtig ins Gesicht sah, machte er sich eiligst davon. Ja, es war wohl das Gescheiteste, sich zu drücken! So 'n Kerl, so 'n verfluchter! Wollte sich wohl als Prinz aufspielen! Er war ja so besoffen, daß er torkelte, und seinen Hut hatte er verloren, was ihm übel zu Gesicht stand, denn er hatte einen Kahlkopf, der wie ein Mond leuchtete. So 'n Fuchs, so 'n verdammter! Wenn er noch eine Minute länger geblieben wär', hätte Kristian ihm einen auf seinen Planeten versetzt, daß er tagelang grün und blau geschimmert hätte.

Übrigens ging Kristian nicht immer mit einem Liebchen am Arm, und nicht immer störten ihn betrunkene Amerikaner, wenn er eines am Arm hatte. Er fand es recht vergnüglich, all die Menschen auf der Straße zu sehen, wo sonst nur die Katze schrie. Ja, er war mit der ganzen Welt zufrieden! In der letzten Zeit machte auch die Arbeit ihm Vergnügen, denn der Aufseher schnüffelte nicht mehr bei ihm herum. Er hatte wohl gemerkt, daß Kalland ein Mensch war, dem man nicht auf die Finger zu sehen brauchte.

Aber ehe er sich's versah, kam schlechtes Wetter mit Regen und Sturm, das die Arbeit unangenehm machte. Man wurde ganz durchkältet von all der Feuchtigkeit. Die See ging hoch, und oft schlugen schwere Wogen ganz bis da hinauf, wo Kristian stand und arbeitete, so daß er bis auf die Haut durchnäßt wurde. Überhaupt war es mit dem Vergnügen vorbei. Es machte einem keinen Spaß mehr, abends durch die Straßen zu bummeln, und im Zimmer war es auch nicht behaglich, denn man fror die ganze Zeit bei der naßkalten Luft; aber Gott bewahre! Zum Heizen war es noch zu zeitig im Jahr.

Ja, mit dem Plaisier war es vorbei, das ließ sich nicht leugnen. Alles wurde grau und häßlich. Früher, wenn Kalland bei der Arbeit gewesen, hatte er immer mit vielem Vergnügen zu den Bäumen in des Reeders Garten, der dicht dabei lag, hinübergesehen. Es war wahrlich eine Augenweide, die Bäume zu betrachten, denn sie hatten so viele Farben, daß sie sich gar nicht zählen ließen. Da war grün und gelb und rot und immer so weiter im Farbenregister, und die Blätter standen so still, so still und waren so fein und spröde, und wenn ein schwacher Luftzug kam, fielen einige ganz sachte zur Erde, wie kleine Schmetterlinge. Jetzt aber zauste der Wind ordentlich an den Ästen, und nach fünf Tagen war der ganze Staat dahin.

Die ganze Umgebung lag in Dunkelheit und Nebel. Über Schwarzbergen und Hölingen war es am schlimmsten. Was Jon Gräff wohl machte? Merkwürdig, wie fern die Zeit, die er auf der Schwarzen Insel verbracht hatte, ihm jetzt erschien. Wie schwer er sich doch dort gefühlt hatte! War er jetzt nicht ein ganz anderer geworden? Ja, die Menschen sind verschieden! Nie im Leben hätte Kristian sich dort draußen angesiedelt. Aber jeder nach seinem Geschmack, sagte der Mann, als er lebendige Würmer aß.

Die Arbeit auf dem Amerikaner dauerte länger als er gedacht hatte. Desto besser. Wohl war es harte Arbeit, aber sechs Mark Taglohn fand man nicht so ohne weiteres auf der Straße. Während dieser vierzehn Tage hatte Kalland reichlich acht Taler zurückgelegt, und außerdem hatte er wie ein vornehmer Mann gelebt.

An dem Tage, als sie mit ihrer Arbeit auf dem Amerikaner fertig waren, wurden sie in den Salon geladen und bekamen warmes Essen und Wein. Das war sehr gemütlich. Kristian sah hier auch den Kahlköpfigen wieder, der Hilda mit Wein traktieren wollte. Jetzt war er ein ruhiger Mann, über den sich nichts sagen ließ. Der Aufseher wurde nun geradezu sein Busenfreund, sie schüttelten sich die Hände und stießen miteinander an, und als sie gerade gehen wollten, brachte ein Amerikaner ein Hoch auf Norwegen und die tapferen Norweger aus. Sieh, das konnte man sich gefallen lassen, und die Gläser wurden bis auf den letzten Tropfen geleert. Ja, sie schieden als gute Freunde voneinander, und alle priesen die Amerikaner als treuherzige Leute.

An dem Abend ging es in der neuen Wirtschaft hoch her. Den nächsten Morgen sollte der Amerikaner die Anker lichten, und darum mußte man sich noch hübsch adieu sagen. Ja, es wurde einiges zuleibe gesetzt an Bier und Branntwein, die ganze Nacht hindurch. Der Wirt mußte sich ordentlich die Hacken ablaufen.

Spät am Abend gab es eine gewaltige Unruhe, denn da kam die Politik an die Reihe. Zwei Amerikaner, die norwegisch konnten, legten jeden Eid darauf ab, daß Amerika sowohl Europa wie Asien und Afrika in die Tasche stecken könne, wenn es auch noch so viele Neger gäbe. Es geschähe wahrlich nur aus purer Gutmütigkeit, wenn sie es unterließen oder auch deshalb, weil sie nicht die vielen Scherereien haben, sondern in Ruhe ihr Mittagessen verdauen und nicht jedesmal hinausrennen wollten, wenn so ein verfluchter Spanier oder Engländer sich mausig machte. Darin stimmten aber nicht alle mit ihm überein. Dollen Kinafar – Stoffers Sohn – fragte, ob sie sich vielleicht einredeten, daß sie Norwegen unterkriegen könnten, wenn die Norweger mit all ihren Schiffen angerückt kämen und mit Kanonen auf sie losdonnerten. Na, und mit Amerika sollten sie nur nicht so sehr prahlen, denn da drüben gäbe es Pack genug. Er, Dollen Kinafar, kenne jedenfalls verschiedene Leute, die dorthin ausgewandert seien, die er aber nicht mal mit der Feuerzange anfassen möchte. He? Glaubten sie vielleicht, daß es keine freien Leute in Norwegen gäbe? Wenn einer gewollt hätte, wär' es ihm ein leichtes gewesen, Patronen unter den Amerikaner zu legen, während er im Dock lag, um ihn in die Luft zu sprengen.

Nach dieser Rede gab es einen großen Tumult, denn die meisten glaubten, daß der Mann mit den Amerikanern Streit anfangen wolle. Und es wäre vielleicht zu einer Prügelei gekommen, wenn nicht ein Amerikaner gerufen hätte, daß Norwegen und Amerika ein für allemal gut Freund sein und sich gegenseitig helfen sollten, wenn ihnen etwas zustieße. – Das war eine verständige Rede und dagegen konnte auch Dollen Kinafar nichts sagen. Und schließlich schüttelte er den beiden Amerikanern die Hände, und nachher umarmte er sie noch, und damit war dann die Sache beigelegt …

Am nächsten Morgen lichtete der Amerikaner die Anker und verließ langsam den Hafen. Es hatte den Anschein, als wenn er gutes Wetter bekäme; denn der Sturm hatte jetzt ausgerast, und man konnte wohl fürs erste auf stilles Wetter rechnen. Von der Brücke aus, wurde Hurra geschrien, und viele Leute standen da und sahen hinter dem Schiff her. Manch einer trauerte ihm nach, besonders junge Mädchen, die sich einen Schatz unter den Matrosen gewonnen hatten. Die standen nun auf der Brücke und winkten und weinten ihre Taschentücher naß. Sie wollten getreulich warten, denn sie hatten das Versprechen bekommen, daß sie mit dem allerersten geholt werden sollten. Viele aber meinten, es sei doch gut, daß all der Trubel vorbei wäre, und wunderten sich, wie leichtgläubig solch junge Mädchen seien, die hergelaufenen, amerikanischen Matrosen vertrauten. Und sie spien aus Ärger lange, spitze Strahlen aus, die wie Feuerschlangen hervorschossen.

Kristian Syvertsen Kalland war nicht unten am Hafen gewesen, um den Amerikaner abfahren zu sehen, denn zu seiner Schande muß gesagt werden, daß er nach dem Trinkgelage von gestern bis spät in den Tag hinein schlief. Nachmittags aber bummelte er, so aufs Geratewohl, durch die Stadt. Die Luft fing schon an, kalt zu werden, deshalb hatte er seine isländische Jacke angezogen und ein Halstuch umgebunden. Trotzdem fröstelte es ihn, denn es wehte ein kalter Nordwind. Er wollte gerade in die Wirtschaft gehen und sich eine Tasse heißen Kaffee geben lassen, als er dem Exporteur begegnete, für den Gräff ein Boot in Arbeit hatte. Wie Kalland vorbeiging, machte der Exporteur eine Bewegung, als wollte er etwas von ihm. Kalland blieb stehen und zog den Hut.

»Na, Kalland,« sagte der Exporteur, »sind Sie nicht mehr bei Gräff?«

»Nee, ich hab' Arbeit auf dem Amerikaner gehabt. Bin seit zwei Wochen nicht draußen gewesen.«

»So, so, das kann ich begreifen. Sagen Sie mal, Kalland, wissen Sie, daß der Bootsbauer nicht ganz richtig ist?«

Kristian trat einen Schritt näher.

»Nicht richtig? Wer sagt das?«

»Ja, das kann ich Ihnen erzählen. Gestern schickte ich Simen Olsen zu ihm, um das Boot abzuholen, das ich bestellt habe; aber er kam zurück und sagte, daß das Boot nicht mal halb fertig sei und um Gräff stände es wohl schlecht … denn er hätte so ausgesehen, daß Simen ganz traurig wurde und machte, daß er fortkam.

Kristian wurde es plötzlich ganz sonderbar zumute. Er hatte sich eine Zeitlang zerstreut und sich amüsiert, wie es sich gehört. Jetzt aber drängten sich gleichsam die ganze Schwarze Insel und Gräff an ihn heran und bedrückten ihn. Ihm wurde ganz trocken im Munde und er schluckte und schluckte, bis er schließlich, ohne es zu wissen, den ganzen Kautabak heruntergeschluckt hatte.

»Mit dem Boot hat es keine Not,« sagte er dann; »das wird schon fertig werden … Unsere Arbeit auf dem Amerikaner ist jetzt beendigt, und Iwer Iwersen und ich werden morgen früh hinausrudern und die Sache in Trab bringen.«

An jenem Abend war Kalland schlechter Laune, und am nächsten Morgen wachte er mit dem Bewußtsein auf, daß ihm etwas Unangenehmes bevorstehe. Er richtete sich halb im Bett auf und sah nach dem Wetter; es war bewölkt, aber ganz still. Als er sich fertig angekleidet hatte, ging er hinunter und ließ sich sein Frühstück geben. Damit verbrachte er eine gute Weile, denn es eilte ihm nicht, es war ja eine traurige Reise, die er vorhatte. Schließlich aber erhob er sich und machte sich auf den Weg.

Er ging dorthin, wo Iwer wohnte, aber er traf ihn nicht zu Hause; dagegen traf er Madam Bukholm, und sie bat ihn, Platz zu nehmen und zu warten, denn Iwer Iwersen müsse jeden Augenblick kommen. Na, ob er gehört habe, wie es Gräff ginge? Nein? Ach ja, ach ja, wenn einer nicht mit seinem Gott im Einvernehmen lebt! …

In diesem Augenblick ging Iwer am Fenster vorbei. Als er kurz darauf ins Zimmer trat und Kristian dasitzen sah, war es, als fiele ihm etwas ein.

»Richtig, Kristian,« sagte er langsam, »ich war gestern bei Kaufmann Flok, und er fragte mich, ob er sein Bott nicht bald erwarten könne.«

»Sein Boot? Was ist das für ein Boot.«

»Ja, hör' nur zu. Vor zehn Tagen hatte er zu Gräff geschickt und ein neues Boot bei ihm bestellt. Die Zeichnung hatte er gleich beigegeben, denn es sollte ein großes Boot sein, um Waren damit zu befördern.«

Kristian Kalland stand auf.

»Du, Iwer,« sagte er, »wir wollen uns lieber gleich hinbegeben und nach dem Rechten sehen. Der Exporteur hat sein Boot auch nicht bekommen. Nimm deine Angelschnur mit, dann können wir auf dem Hin- und dem Rückweg angeln und die Zeit ausnutzen … Ach, Madam Bukholm, man soll keinen Menschen verwerfen, weil er ein Sünder ist … denken Sie an den Samariter, der Gutes tat, und an das, was der Herrgott ihm sagte … komm, Iwer!«

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