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Die Gutsfrau.

Frau Helene Nolden sitzt am Fenster ihres geräumigen Wohnzimmers, und ihre sonst so fleißigen Hände liegen im Schoß. Die Dämmerung eines heiteren Apriltages ist hereingebrochen und die kräftige, kaum dreißigjährige Frau hat den ganzen Tag geschafft, um ihr Heim gemütlich zu machen. Noch sind die Kränze nicht vertrocknet, die man der neuen Gutsherrschaft zum Willkomm geflochten hat, noch ist alles ungewohnt und fremd um sie herum. Nun die Hände und Füße ruhen, schleicht ein Gefühl von Bangigkeit in das Herz der keineswegs sentimentalen Frau. Wie hatte ihr Mann noch heute gesagt: »Was wir uns oft sehnlichst gewünscht haben, was du besonders so glühend erstrebt hast, es ist erreicht. Aus der sicheren Vertrauensstelle, die ich als Verwalter in Sonnenburg inne hatte, sind wir hinausgetreten in die Selbständigkeit. Nun werden die Sorgen sich zur Arbeit gesellen und der Kampf ums Dasein wird uns zermürben.« »Aber es ist die eigne Scholle, für die wir arbeiten,« hatte sie freudig erwidert. »Eigen,« fragte er spöttisch, »es gehört Mut dazu, ein Gut sein Eigentum zu nennen, von dem einem nur der kleinste Teil wirklich gehört, vorläufig und wahrscheinlich für lange Zeit werden wir genau so für andere arbeiten wie bisher, nur unter sehr viel schwierigeren Verhältnissen.« Sie wollte sich nicht bange machen lassen. »Ach was, wir sind gesund und verstehen unsere Arbeit. Es wird schon gehen, hab nur Mut.« Und nun war ihr Mut doch auch bedenklich gesunken. Alles so anders, so fremd, sie hätte in diesem Augenblicke viel darum gegeben, in ihrem schlichten Beamtenhause in Sonnenburg zu sitzen, wo sie nur ihren kleinen Haushalt an straffem Zügel zu führen hatte, und das große Ganze in ihres Mannes Hand ruhte. Sie war ein Landkind, kannte das Getriebe der Landwirtschaft, hatte mit offenem Auge um sich gesehen und ihrem Gatten unmerklich bei der Aufsicht im Hofe geholfen. Oft hatte sie sich danach gesehnt, mehr zu leisten, ihre Gaben auf größerem Gebiete nutzbar zu machen, für sich zu arbeiten. Und manchmal auch schien es ihr lockend, in anderer Weise die Gutsherrin zu spielen. Wenn der Prinzipal und seine Gemahlin über den Hof schritten, oder sie bei einem Spaziergange trafen, so erwiderten sie ihren ehrerbietigen Gruß wohl freundlich, sprachen sie an und zeigten Interesse an ihrem Ergehen, aber es lag doch so viel Herablassung in dieser Liebenswürdigkeit, daß Helene sich oft verletzt fand. Die Dame war zwar bestrebt, Gutes zu tun, ihren Leuten zu helfen, wo Not war, aber sie konnte sich nicht in die Lage derselben versetzen, richtete oft Schaden an, wo sie nutzen wollte, wie leidenschaftlich wünschte Helene sich oft an ihrer Stelle zu sein.

Und dann der Zwang an allen Ecken, kein freies Bewegen, stets der Gedanke an »die Herrschaft«, wird sie das oder jenes tadeln, oder unbescheiden finden? Wenn die junge Frau gern einen Besuch in der Nachbarschaft gemacht hätte, hieß es: »Schon wieder? Was sollen die Herrschaften denken, wenn du so oft ausfährst.« Ja, einmal hatte sie sich schon umgezogen zur Besorgungsfahrt nach der Stadt, da erschien der Diener vom Schloß, und sie mußte ihre Fahrt aufgeben. Der gnädige Herr wünschte mehrere Wagen zur Ausfahrt mit seinen Gästen, und da ihr Mann die anderen Gäule draußen brauchte, gab er selbstredend seine eigenen her.

Als die Kinder kamen, war bei ihnen auch alles anders wie in Helenens Verwandtschaft. Ein großes Taufen? Nein, da würden die Leute reden, und die Herrschaften könnten am Ende wer weiß was denken. Manchmal eine Hilfe im Hause? Nein, das sähe zu anspruchsvoll aus!

So ging es bei allem und jedem, und der Druck, den diese ewigen Bedenken und Rücksichten auf die junge Frau ausübten, wurde zuletzt so stark, daß sie sich mit aller Kraft dagegen stemmte. Unterstützt wurde sie darin noch von ihren Angehörigen, welche die Stellung Noldens »entsetzlich abhängig« und ihn selber viel zu kleinlich für ihre, zu ganz anderen Ansprüchen berechtigte Helene fanden. So hatte sie es wirklich »glühend erstrebt«, eigene Herrin zu werden. Freilich trat bei ihr auch das edlere Bestreben, ihrem Manne zur Selbständigkeit zu verhelfen, seinem Fleiß und seiner Tüchtigkeit ein einträglicheres Feld der Tätigkeit zu verschaffen, in den Vordergrund.

Und so war es denn erreicht, sie hatten Liebenstein erworben. Das Gut hatte den besten Ruf, war nur etwas heruntergewirtschaftet, dafür aber auch nicht so teuer wie andere ihnen angebotene Besitzungen.

Helenens elterliches Erbteil, das ihnen bis dahin gute Zinsen gebracht hatte, war zur Anzahlung benützt worden, und ihres Mannes Ersparnisse repräsentierten ein ganz hübsches Betriebskapital. Eine größere Hypothek, die ihnen gleich gekündigt worden war, hatte eine Tante Helenens am Fälligkeitstermine zu übernehmen versprochen. Sie hätte zu Nolden das Vertrauen, schrieb sie, daß er ein pünktlicher Zinszahler sein würde. Beim Lesen dieses Passus fuhr er sich wild in die Haare. »Donnerwetter, mir wird angst, wenn ich nun mal nicht zahlen kann?« Der ruhige, pünktliche Beamte malte sich alle Schrecken solcher Zustände aus. Helene hatte dazu gelacht. »Denke doch, was du in Sonnenburg eingenommen hast, was der Morgen brachte, soviel wirst du hier auch herausnehmen.«

»Ja, und wenn ich bei meinem Prinzipal unter der Zeit Geld für Reparaturen, Bauten, Anschaffungen brauchte und gerade nichts flüssig machen konnte, so ging ich zu ihm, und er wies das Nötige beim Bankier an. Wohin wende ich mich nun in der Not?« Sie tröstete wieder: »Das richtet sich ein, man streckt sich nach der Decke, allmählich hast du auch deine Gelder auf der Bank liegen.« Er sah sie beinahe erschrocken an: »Bist du so mutig, oder so leichtsinnig?« Aber sie küßte ihn und jubelte:

»Wir werden unsere eigenen Herren sein, und unsere Kinder werden in der Freiheit aufwachsen.« Zuletzt brach die Freude am eigenen Besitz auch bei ihm durch und strahlenden Auges schloß er sein Weib in die Arme.

An dies alles mußte Helene jetzt denken, und das Gefühl einer lastenden Unruhe kam über sie. Was sollte werden, wenn sie sich verrechnet hatten, wenn Mißernten kämen, und anderes Unglück? Da klopfte es leise an die Tür. Auf ihr »Herein«, öffnete sich dieselbe, und der in ein dickes Tuch gehüllte Kopf einer Magd kam zum Vorschein. »S'ist Zeit zum Schweinefuttern, ber giehn itze.« Helene mußte an sich halten, um nicht laut aufzulachen, sie hatte Befehl gegeben, sie zum Füttern zu rufen, die formlose Botschaft der Alten wirkte lösend auf ihren Sinn für Humor. Müdigkeit und Bangigkeit waren verflogen, sie hatte jetzt Pflichten, und die sollten sie stets bereit finden. Als ihr Mann abends müde und abgehetzt heimkam und das Zimmer schon behaglich, Helene frohen Mutes und von ihren Taten erfüllt, vorfand, leuchteten seine Augen und er sagte in seiner knappen Art: »Der Boden ist gut, stellenweise besser wie in Sonnenburg. Ich habe die ersten Kartoffeln in den eigenen Boden gelegt, aber der Acker hat Arbeit gemacht.« »Gott gebe seinen Segen dazu,« sagte sie mit warmer Empfindung. Er dachte dasselbe, neigte aber nur stumm das Haupt.

Sie gingen rüstig ans Werk, aber nicht immer hielt die frohe Stimmung an. Zu vieles stürmte auf den neuen Besitzer ein, zu arg war das Feld der Tätigkeit in einem lange frauenlos geführten Haushalte verwüstet und verwahrlost. Helene stand oft ratlos vor dem leeren Fach ihres Schreibtisches, das sonst die sorglich gehüteten Goldfüchse enthielt. Kam sie zu Nolden, so wurde er nervös und meinte, sie müsse sich Einnahmen schaffen, dazu hätte sie ja den Milchverkauf und das Geflügel, auch deutete er an, sie könnten vielleicht einfacher leben. Sie bat ihn ruhig, ihr nur im Anfange zu helfen, sie habe ihre Pläne und wolle gern verdienen helfen, aber, setzte sie lächelnd hinzu – »mir fehlt das Betriebskapital.« Es tat ihm leid, heftig geworden zu sein, es war ja richtig, sie entbehrte ihre Zinsen. – Die Kinder, welche bei Verwandten während des Umzuges mit der treuen Hanne untergebracht waren, kamen nun an. Tante Lottchen, dieselbe, deren Kapital auf Liebenstein eingetragen werden sollte, hatte es sich nicht nehmen lassen, sie den Eltern zuzuführen. »Es interessiert mich doch auch, zu sehen, wo ihr wohnt, und wie sich Helene als Gutsherrin ausnimmt.« Lieber Gott, die fand es reichlich zeitig für den ersten Logierbesuch, hätte sich Hans und Frida lieber selber geholt und kam sich in diesen Tagen gar nicht wie eine Herrin, sondern eher wie eine recht abgehetzte »Stütze« vor. Überall mußte sie sein, das Küchenmädchen leistete nichts ordentliches, das Hausmädchen war mit dem früheren Besitzer weggezogen und Hanne sollte nun an ihre Stelle kommen. Diese machte große Augen, als sie die vielen Räume sah, die sie sauber halten sollte, und heulte ein wenig, weil ihr »so bange wurde«. Aber das Entzücken ihrer Lieblinge über alles Neue, einige freundliche Worte ihrer Herrin, vielleicht auch ein nettes Sommerkleid, das sie auf ihrem Bett fand, klärten die Stimmung auf, und sie war bald wieder die fleißige, fröhliche Hanne.

Die Kinder, daran gewöhnt, daß die Mutter in dem kleinen Haushalte beständig Zeit für sie hatte, riefen alle Minuten in dem fremden, großen Hause nach ihr und begaben sich schließlich eigenmächtig aus Entdeckungsreisen, an allen Ecken Unheil anrichtend. Und dazu der Besuch der landfremden Tante! Es kam heraus, daß sie sich vorläufig auf eine Woche eingerichtet hatte, sie schien das Gut gründlich kennen lernen zu wollen. Gelegentlich sagte sie, der und jener ihrer Bekannten habe gemeint, sie müsse doch sehen, »wo sie ihr Geld hingäbe«. Helene sah ängstlich in ihres Mannes Gesicht, das bei diesen Worten einen wunderlichen Ausdruck bekam. Zu ihrem Erstaunen sagte er dann plötzlich: »Es ist schönes Wetter, ich lasse eben den Einspänner zurechtmachen. Wenn es Ihnen gefällig ist, mitzufahren, so sollen Sie auch die Felder sehen.« Helene war glücklich. Sie half der alten Dame den nicht gerade bequemen Tritt des Wagens erklimmen und hüllte ihre Füße sorglich in eine Decke. Dann schaute sie mit den Kindern dem Gefährt nach, das eine bedenkliche Kurve beschrieb, als der kläffende Dackel dem Schimmel zu nahe kam. Dann ging sie erleichtert mit den Kindern in den Garten, wo die Mädchen die Gemüseaussaat vorbereiteten, auch Hanne war dabei.

Die Sonne schien warm, Frühlingsahnen lag in der Luft, das Herz der jungen Frau öffnete sich weit vor Lust. Nun begann auch für sie die Zeit des Schaffens auf der eigenen Scholle – keine dummen Rücksichten und furchtsamen Erwägungen brauchten sie zu quälen, sie war frei und wollte ihre Freiheit zum Wohle des Ganzen, aber auch zum freudigen Genießen benützen.

Als sie abends mit ihrem Gatten allein war, dankte sie ihm fröhlich für seine Liebenswürdigkeit gegen die Tante.

»Liebenswürdigkeit?« fragte er lachend. »Mein Kind, ich wollte sie hart über Stock und Stein fahren, um ihr das Umgucken zu verleiden, denn es sieht wirklich noch wüst aus, aber mir fiel zur rechten Zeit ein, daß wir sie bei guter Laune erhalten müssen. Sonst gibt sie uns ihr Geld nicht.« Helene war empört. »Sie hat es freiwillig versprochen und schließlich, will sie nicht, so läßt sie es bleiben. Es werden sich auch andere dazu finden.« »Sachte, sachte mein Pferdchen, sagte der Bauer, da lag er am Boden und brach das Bein.« Helene lachte; aber Nolden sagte nun ernst: »Wir wollen ihr wirklich dankbar sein, wenn sie uns das Kapital gibt, sie sagte, daß sie es mir zehn Jahre unkündbar überlassen wollte, wenn ihr das Gut gefiele. Das wäre mir eine große Beruhigung.« Helene begriff ihren Mann nicht ganz und wunderte sich immer wieder über sein Benehmen. Er war aufmerksam, fast devot gegen die alte Dame, stets bemüht, sie zu erfreuen. Ein bitt'res Gefühl stieg in ihr auf. Dort der Gutsherr, hier die Tante, sollten sie denn nie frei werden?

Tante Lottchen gefiel alles recht gut, aber sie kargte auch nicht mit guten Ratschlägen: »Ihr müßt Euer Leben anders einrichten, Helene – du solltest eine Wirtin haben, die perfekt kocht und den Stall beaufsichtigt.« »Das will ich nicht, Tantchen, mir macht die Wirtschaft Freude, auch habe ich die Absicht, Kindermilch nach der Großstadt zu liefern, da muß ich selber die Aufsicht führen.« »Dann nimm für die Kinder eine Kindergärtnerin, sie verwildern schließlich, wenn du beständig in der Arbeit steckst.« Helene seufzte, daran war etwas Wahres, aber sie konnte sich nicht dazu entschließen, die Kinder einer anderen Hand anzuvertrauen, ihre Liebe mit einem fremden Geschöpf zu teilen. Sie hoffte ihre beiden Mädchen zu größerer Selbständigkeit zu erziehen, dann mußte es auch so gehen.

Eines Tages stand sie, wie immer beim Milchverkauf. Das kleine Lehrertöchterchen holte täglich den Bedarf bei ihr im Stalle. Es war ein munteres, flinkes Ding von acht Jahren, heute zögerte die Kleine und sah sichtlich verlegen zu Helene auf. Eine Schulkameradin, die neben ihr stand, stieß sie in die Seite: »Suis doch,« flüsterte sie hörbar, »Willst du etwas?« fragte Helene freundlich. »Ja,« klang es nun wie ein eingelerntes Sprüchlein von den kindlichen Lippen: »Mutter läßt grüßen und fragen, ob Frau Oberamtmann vielleicht etwas Brandsalbe hätte, sie hat sich sehr verbrannt.« »Ich werde gleich mal hinüberkommen,« sagte Helene. Sie dachte frohen Mutes an die Familiensalbe von Weinbeeren, Bienenwachs und anderen geheimnisvollen Zutaten selbst bereitet, die für Brandwunden wunderbare Hilfe brachte. Sobald sie Zeit fand, schlüpfte sie über die Straße hinüber ins Lehrerhaus. Sie fand dort eine stattliche Frau mit regelmäßig geschnittenem Gesicht und ruhigen, gemessenen Bewegungen. Eine Großbauerntochter, der der Stolz dieses Standes deutlich auf das Antlitz geprägt war. Der Gutsherrin trat sie mit freundlichem Anstande entgegen. Helene besah und verband die verletzte Hand und übergab der Lehrersfrau einen Vorrat des Heilmittels. »Die Trude schwärmt für die Frau Oberamtmann, wenn sie vielleicht täglich ein paar Stunden in's Schloß kommen soll, um die Kinder zu beschäftigen, da Sie doch soviel zu tun haben, so kann es geschehen. Sie hat mir die Kleinste ganz zuverlässig betraut, nun das Kind nicht mehr da ist, fehlt ihr etwas. Mit den wilden Jungen mag sie nicht spielen.« Helene war dankbar für diesen Vorschlag und wollte gern den Versuch machen. In der Folge war sie sehr befriedigt davon. Man spürte es an manchen Dingen, daß die Kinder nette Gesellschaft hatten. Oft erzählten sie, was Trude gesagt hatte, alles schien ihnen gut und wichtig.

»Weißt du, Mutti, warum die kleinen Kinder nicht sprechen können, wenn sie auf die Welt kommen?« Helene verneinte. »Trude hat es uns gesagt. Der liebe Gott will nicht, daß sie verraten, wie schön es im Himmel ist, und da müssen sie so lange schweigen, bis sie es vergessen haben. Trudes Schwesterchen wollte aber lieber wieder in den Himmel zurück, sie hat gar nicht erst sprechen gelernt.« Märchen und Sagen quollen nur so aus Trudes Munde, auch die längst gekannten machte sie den Kindern von neuem lieb. Dabei verstand das kleine Ding den Übermut ihrer Gespielen zu zügeln und sie von Unarten zurückzuhalten. Helene war glücklich. Sie dankte der Lehrerfrau durch nachbarliche Gefälligkeiten und verplauderte gern mal ein Stündchen mit der verständigen Frau, deren Charakter viele Ähnlichkeiten mit ihrem eignen aufwies.

Tante Lottchen kam eines Morgens aufgeregt von oben herunter. »Kinder, ich bin bestohlen, der Sack mit meiner gebrauchten Wäsche ist spurlos aus meiner Stube verschwunden.« Helene lächelte. »Die Wäsche liegt im Waschfaß, Tantchen.« »Aber ich wollte ja anfangen zu packen, ich muß doch mal nach Hause. Da muß ich ja nun noch warten.« Das letzte klang befriedigt. »Na, wißt Ihr was? Ihr müßt doch endlich mal Besuche in der Nachbarschaft machen, da bleibe ich solange hier und sehe nach dem Rechten, wenn Ihr öfters fort seid.« »Besuche?« Nolden sah mißmutig aus, aber Helene legte ihre Hand auf die seine und sagte zuredend: »Tante hat recht, man muß sich bekannt machen. Es ist ja viel schöner zu Hause, als bei fremden, gleichgültigen Menschen, aber es muß sein.« Sie dachte dabei an ihren bescheidenen, zurückhaltenden Gatten, der doch ein so treuer Freund und guter Kamerad sein würde. Er hatte sich nie die Zeit genommen, Verkehr zu pflegen, jetzt sollte er den Anfang machen. Er mußte ihr Recht geben. Man kann als Landwirt nicht isoliert auf seiner Scholle sitzen, die gemeinsamen Interessen, das Verlangen nach Aussprache führen zueinander.

So wurden Besuche gemacht, und allmählich, überwand Nolden seine fast an Schüchternheit grenzende Zurückhaltung. Helene hörte oft mit Stolz seine treffenden Bemerkungen und Urteile und sah mit Bewunderung, wie vornehm ritterlich er sich gegen die Damen benahm. Über wenn Tante Lottchen neugierig fragte, wie es hier und dort gewesen, hielten sie mit ihrem Urteil zurück; nur an einzelnen Orten hatten sie das Gefühl der Zugehörigkeit.

Helenens Zeit war stark in Anspruch genommen. Durch die Lehrerfrau war sie in alle Verhältnisse der Dörfler eingeweiht, sie ging in manche ärmliche Behausung und saß oft auf dem harten Stuhl am Krankenbette der Ärmsten. »Gott sei Dank, wir haben wieder eine Frau im Schlosse,« sagte mal eine arme Kranke zu ihr, »man merkt gleich, daß sich jemand um uns kümmert.« Und Helene brachte ein warmes Herz mit, Verständnis für das Fühlen und Denken der Landleute, das ist oft mehr wert, als große Gaben.

Aus diesem Verstehen heraus empfand sie auch das vielleicht unbewußte Darben der von den Stätten der Kultur entfernten Landbewohner an geistiger Nahrung und sann darüber nach, wie hier abzuhelfen sei. Da wünschte sie sich ein großes Vermögen, um wirksam im Großen zu helfen. Aber sie nahm sich vor, an den Winterabenden für gute, zweckmäßige Lektüre zu sorgen und beschloß, die jungen Mädchen an bestimmten Abenden um sich zu versammeln, um ihnen Freude an Handarbeiten zu wecken. Sie hatte gelegentlich eines Besuches in der Residenz eine lithauische Ausstellung besucht und war überrascht von den hübschen Arbeiten, die Bauernmädchen und Frauen geliefert hatten. Auch die russischen Frauen sind geschickt in eigenartigen Handarbeiten, warum sollen es die schlesischen nicht sein?

Und sie war jung genug, auch an das Vergnügen der Jugend zu denken, an Vorführungen, die bildend und belustigend wirken sollten und den Sinn auf ein Höheres richteten, vor allem aber das Landleben verschönten, es begehrenswerter machten. Es tauchte auch der Gedanke und Wunsch in ihr auf, die alten Trachten der schlesischen Dorfleute auszugraben und neu zu beleben. Da mußte sich Gelegenheit finden, durch eigene Landarbeit den Mädchen und Frauen ihren Feststaat zu verschönern, ihren Geschmack zu heben, vor allen Dingen sie von den Nachahmungen der Modetorheiten zurückzubringen. Sie beschloß, beim Erntefest einen Versuch zu wagen, viele Pläne kreuzten sich in ihrem Kopfe, sie fühlte die wahre Menschenliebe in sich, die selbstverständlich, mit allen Kräften hilft, ohne Rührseligkeit und ohne Aufhebens, mit Geduld und Ausdauer, auch wo sich feindliche Mächte dagegen stemmen. –

Die Gegenbesuche brachten manche Störung bei allen Arbeiten, aber auch oft gemütliche Stunden. Dann kam eines Tages die erste Einladung. Nolden hatte Lust sie abzulehnen, Helene empfand im Grunde des Herzens die Sache auch als lästigen Zwang, aber sie redete ihm gut zu. »Wer A sagt, muß auch B sagen. Die Leute machen sich unseretwegen die Umstände, es hilft nichts.« Nolden gab nach, seufzte aber alle Tage, als stände ein Unglück bevor, und täglich einmal behauptete er noch, absagen zu müssen. Helene sorgte im Stillen dafür, daß alles für diese erste Gesellschaft in schönster Ordnung bereit war. Sogar der Kutscher probierte heimlich vor seinem kleinen Spiegel die neue Mütze auf und zog die Handschuhe an, um sie zu weiten.

Nolden war überrascht, als er seine Frau in dem blauen Seidenkleide mit dem duftigen Spitzeneinsatz und ihrem gediegenen Schmuck sah. Sie hatte stets Geschmack bewiesen, aber nie Gelegenheit gehabt, so, en grande tenue, vor ihm zu erscheinen. Ein heimliches Leuchten seiner Augen sagte ihr, daß sie ihm gefiel. Aber auch sie freute sich naiv an seiner stattlichen Gestalt, die im schwarzen Gehrock noch mehr zur Geltung kam. Zum Glück war der Frack verbeten, sie hätte ihn kaum hineinbekommen. Tante Lottchen, die Kinder, Trude, die Mädchen standen bewundernd um das Paar herum.

»Mutter sieht aus wie eine Fee,« sagte Frieda andächtig. »Nur die Krone fehlt,« meinte der kleine Dicke bedenklich. Endlich fuhren sie ab. Helenens Herz klopfte um so mehr, je näher sie dem Ziele kamen. Sie wußte später nicht, wie alles gegangen war, fand sich aber plötzlich im Empfangszimmer des Hauses, mitten in einer Schaar geputzter Menschen, die sie ziemlich neugierig betrachteten. Nach der Begrüßung, die durch noch hinzukommende Gäste immer wieder erneuert wurde, saß sie ziemlich still in dem Kreise längst miteinander vertrauter Menschen. Die Wirtin nahm sich schließlich ihrer an. Dann ging es gleich zu Tische. Der Hausherr bot ihr den Arm und seine ungezwungene Art ließ sie halb vergessen, daß sie genau hatte aufpassen wollen, wie alles gegeben würde und wie sich die Hausfrau benahm. Es war nun alles so natürlich und selbstverständlich, man war fröhlich und ließ sich die guten Dinge munden, die einem gereicht wurden. Sie suchte gelegentlich den Blick ihres Mannes, der an der gegenüberliegenden Seite saß. Sie sah ihn lachen und mit seiner Nachbarin plaudern. Dann lehnte er sich einen Augenblick in den Stuhl zurück, blickte zu ihr hinüber und trank ihr zu. Nach Tisch ging man durch den großen, schönen Garten. Helene sah aufmerksam um sich, sie wollte überall lernen. Eine alte Dame, die neben ihr ging, machte sie auf manches aufmerksam. Unter alten Bäumen wurde der Kaffee getrunken. Die Herren rauchten sich ihre Zigarren an und plauderten eine kurze Zeit mit den Damen, dann gingen sie zu ihrem Spiel ober den geliebten Fachgesprächen. Bei den Damen ging es lebhaft zu. Die alte Frau, welche im Garten Helenens Begleiterin gewesen war, schien die Seele des Ganzen zu sein.

»Ach,« sagte sie plötzlich zu Helene gewendet, »Ihr jungen Frauen habt es jetzt gut auf dem Lande. Ich ging vor dem Diner vorhin durch die große Halle, liebe Frau Nachbarin, (zu der Wirtin), da hörte ich, wie Ihre Köchin durchs Telephon noch etwas Vergessenes bestellte. Das Essen ist deshalb nicht eine Minute verzögert worden, der Bote hat per Rad in einer Viertelstunde das Vermißte herangebracht.

Aber früher! Wir wollten unsere erste Gesellschaft geben. Ich weiß nicht, ob alle Männer so sind, meiner sträubte sich entsetzlich dagegen.« »Ja!« »Meiner auch!« »So sind sie alle,« tönte es rings im Kreise.

»Na, also endlich hatte ich es erreicht, es war auch so ziemlich alles in Ordnung. Nur zum Weinbestellen hatte sich mein Mann noch nicht entschließen können. Immer hieß es, wenn ich daran erinnerte: »Das kommt ja zurecht.« Schließlich kam das Avis, welches die Weinkiste ankündigte, am Tage der Gesellschaft glücklich an. Ich war nur froh, daß es da war. Die Gäste kamen erst abends, und mein Mann schickte sofort ein Gespann die zwei Meilen hinein nach der Stadt. Damit es nicht allein wegen des Weins in Bewegung gesetzt wurde, schrieb mein Mann einen Zettel an den Händler wegen Weizenschale usw. Ich war nun ganz ruhig und arbeitete angestrengt, um alles zum guten Gelingen vorzubereiten. Die Kochfrau hantierte in der Küche, und schon entwickelten sich vielversprechende Düfte in ihrem Revier. Wir hatten den Tisch fertig gedeckt, der Knecht war mit der Kiste noch nicht da. Die Weingläser funkelten mich fast höhnisch an, wenn ich durch den Saal ging. Der Knecht kam nicht. Wir zogen uns um. Da endlich das Rumpeln eines Lastwagens, das Gespann war da! Mein Mann stürzte hinunter, er wollte gleich beim Auspacken der Kiste sein und die Weine, die auf den Tisch kommen sollten, den Mädchen übergeben. Ich sah und hörte lange nichts mehr von ihm. Bald fuhr ein Wagen nach dem andern vor. Meinen Mann sah ich nur von fern. Wir gingen endlich zu Tische, es hatte sich doch etwas verzögert. Mich führte unser ältester, zugleich unser nächster Nachbar. Als es ans Einschenken ging, hob er die Flasche an die Augen und schmunzelte. »Ihr Herr Gemahl führt meine Hausmarke,« sagte er, »das ist, als wären wir schon lange bekannt. Ihr Wohl, gnädige Frau!« Ich gab ihm Bescheid, und wir waren sehr vergnügt miteinander, ich bedauerte nur, daß seine Frau nicht hatte mitkommen können, sie war erkältet.

Es wurde ein ganz gelungenes erstes Fest, und ich war daher sehr erstaunt, meinen Mann nach der Abfahrt der Gäste geradezu zusammenknicken zu sehen, er stöhnte: »Das war ja eine gräßliche Geschichte! Dieser Himmelhund von einem Händler!« Ich sah ihn bestürzt an, hatte er von unserer »Hausmarke« etwas zu viel getrunken? Aber er zog einen zerknüllten Zettel aus der Tasche und reichte ihn mir hin. Ich entziffere mühsam: »Herr Oberamtmann werden entschuldigen, wenn ich die Weinkiste zurückbehalte, ich habe morgen Gelegenheit und schicke sie mit heraus. Die Weizenschale konnte auf der Bahn gerade verladen werden, da hatte der Knecht volle Ladung.

Ich notiere usw.«

Ich starrte blöde meinen Mann an: »Aber wir hatten doch Wein.«

»Ich ließ anspannen und fuhr die fünfzehn Minuten hinüber zu Frau Günther, die ich ja ihrer Erkältung wegen zu Hause wußte, schilderte ihr meine Not und bat um Hilfe. Sie stellte mir ihren Weinkeller, ihre Leute und eine Kiste zur Verfügung, und in kurzer Zeit war mein Bedarf gedeckt.« Nun lachte ich laut:

»Und der Nachbar war entzückt, daß du seine Hausmarke bevorzugst, er wird ein schönes Gesicht machen, wenn er die Geschichte von seiner Frau hört.«

»Ich werde ja alles sofort gut machen, aber Frauchen, einmal und nicht wieder, das war ja eine Heidenangst.« »Nein,« sagte ich entschlossen, »das nächste Mal bestellen wir den Wein wochenlang vorher. Wenn nun die Frau Nachbarin nicht zu Hause geblieben wäre, oder ihr Keller leer?«

»Ja, Glück muß der Mensch haben,« sagte mein Mann stolz.«

Helene lachte fröhlich mit den anderen, machte sich aber im Stillen eine Notiz. Noch manches wurde zum Besten gegeben, es fielen dabei helle Streiflichter auf das Leben in der Gegend in wirtschaftlicher und geselliger Beziehung. Unsere junge Gutsherrin fand vieles nachahmenswert, anderes gefiel ihr weniger. Die Art und Weise zum Beispiel, wie einige der Frauen die Leuteverhältnisse besprachen. Aber sie fühlte sich noch nicht berufen, in diesem Kreise mitzureden, wollte sie doch selber erst versuchen, es besser zu machen.

Es war dunkler geworden, und Helene dachte gerade daran, daß ihr Mann, wäre er noch in Stellung, jetzt unfehlbar zum Aufbruch geblasen haben würde. Da stand er schon hinter ihr und neigte sich zu ihrem Ohre, »wir wollen fahren, Helene,« sagte er freundlich. Sie erhob sich sogleich und veranlaßte dadurch ein lebhaftes Bedauern und Zureden, noch zu bleiben.

»Ich habe keinen Beamten und muß morgen wieder auf dem Platze sein,« sagte Nolden mit ruhiger Bestimmtheit. So schieden sie. Im Wagen erörterten sie lebhaft die empfangenen Eindrücke, dann wurde Nolden einsilbig, und bald schlief er ein. Auch Helene schloß die Augen, aber sie konnte nicht schlafen. Es hatte ihr gefallen, in einen angenehmen Kreis eingeführt zu werden, aber sie sah doch nicht klar, ob bei diesen anscheinend sorglos lebenden Menschen nicht vieles Schein war. hätte sie einer einzigen der Frauen sagen können, wie ihr ums Herz war? Würde sie je unter ihnen eine wahre Freundin finden? Ihre Gedanken wanderten nach Hause. War es das Vergnügen wert, daß man seine Lieblinge stundenlang verließ, seine Pflichten auf die leichte Achsel nahm? Sie sah ihren Mann an, im Halbdunkel des Frühlingsabends sah sein Gesicht bleich und abgespannt aus, eine tiefe Falte auf der Stirn schien von Sorgen zu sprechen. Oft würde auch er sein Gut nicht verlassen, um müßige Stunden des Vergnügens zu genießen. Sie seufzte, wo war die erhoffte Freiheit? Immer begleiteten sie die Pflichten, immer zwangen sie zurück auf den schmalen Pfad der Arbeit und Sorge. Aber trotzdem schien jede Stunde daheim wertvoller als die fröhlichste Abwechslung. Sie konnte das Ende der langen Fahrt kaum erwarten und war froh, als sie die Kinder wohlgeborgen in ihren Betten fand, die treue Hanne daneben. Tantchen hatte sich eben erst zur Ruhe begeben. Am nächsten Tage aber hatte sie viel zu berichten. Eine Kuh hatte gekalbt, und man hatte Tante Lottchen in den Stall gerufen, weil nicht alles in Ordnung war. Man hätte beinahe zum Tierarzt schicken müssen, aber dann besann sich das gute Tier noch rechtzeitig, und nun konnten Noldens sich des neuen Zuwachses freuen. Das arme, hilflose Tantchen hatte sich sehr alteriert.

»Kinder, war das eine Angst! Wenn nun die Kuh hätte verenden müssen? Sie ist mindestens 360 Mark wert, wie der Ruhmann sagt. So was kann ja täglich vorkommen.«

Helene sah den ängstlichen Ausdruck in den Augen der alten Dame und sagte beschwichtigend, denn auch sie dachte an das Kapital:

»Mit so etwas muß man immer rechnen, es ist wie beim Kaufmann, der auch stets auf Verluste gefaßt sein muß.« »Ja, dem Kaufmann an unserer Ecke ist neulich ein ganzes Faß Heringe verdorben,« sagte Tantchen ganz befriedigt. Sie kam sich übrigens sehr wichtig vor, daß sie so etwas mit erlebt hatte. Was würden ihre Kränzchenschwestern dazu sagen? Sie wurde plötzlich unruhig, es war doch Zeit, heimzukehren. Sie hatte sich überzeugt, daß hier alles im besten Gange war, aber nun war es auch genug, sie war nicht mehr zu halten. Es tat den Liebensteinern aufrichtig leid, daß sie schied, und sie mußte versprechen, wiederzukommen.

In ihrem Bekanntenkreise widerstand sie von da ab siegreich allen Abmahnungen, ihr Geld aufs Land zu geben, sie fühlte sich vielmehr als Mitbesitzerin sehr wichtig. Immer, wenn ein Gruß von dem Gute kam, der ihr frische Wurst, Geflügel, oder schöne Gartenerzeugnisse brachte, war sie freudig erregt und sprach viel von ihren Erlebnissen in Liebenstein. Kam sie wieder zum Besuch, so verlangte sie regelmäßig, im Stalle die Kuh zu sehen, die sie unter so interessanten Umständen kennen gelernt hatte, ja, der sie, wie es schien, das Leben rettete.

Ihre Abreise hatte in Helenes Leben zunächst eine fühlbare Lücke gebracht. Aber allmählich wurde es ihr klar, daß mit der alten Dame auch eine gewisse Unruhe gegangen war. Die Sorge, wie sie alles auffassen würde, war beinahe fühlbarer gewesen als ihres Mannes Kümmernisse um das Urteil seines Grafen. Nun ging es rüstig auf der vorgezeichneten Bahn voran. Helene gewann immer neue Anschauungen über die Verpflichtungen ihrer Stellung als Gutsherrin. Oft lächelte sie in späteren Jahren, wenn sie daran dachte, wie anders sie sich alles gedacht hatte, wie oberflächlich ihre Ideen den Kern der Sache nur gestreift hatten und wie unermeßlich sich das Arbeitsfeld vor ihr nun weitete. Daß sie nicht alles allein bewältigen konnte, daß namentlich die Fürsorge für die ländlichen Untergebenen eine ständige, geübte und womöglich auf dem Lande aufgewachsene Vertreterin erheischen würde, war ihr bald klar geworden. Und sie sträubte sich, als ihre Verhältnisse sich geordnet und gebessert hatten, auch nicht gegen diese Einsicht. Uber was sie durch persönliche Bemühungen zum Gelingen des Ganzen beitragen konnte, das nahm sie auf ihre kräftigen Schultern. Und wie ihr Mann draußen im Felde die Fehler seines Vorgängers in harter Arbeit bekämpfte, wie er sein Gut zu heben, die Lage seiner Leute zu bessern, aber auch ihre Leistungen zu verbessern strebte, so fand sie immer wieder etwas Neues, was den Dörflern ihre Heimat lieber machen, ihren Sinn für Verschönerung ihres Anwesens heben sollte.

Noch lange sind nicht alle Fragen gelöst, die menschenfreundliche Frauen in dieser Sache beschäftigen; aber der Weg ist gebahnt, und bald wird man die guten Folgen spüren.

Ihren Kindern macht Helene die eigene Scholle zur Stätte seliger Erinnerungen, sie gründet sie ihnen zum festen Besitz. Sich selber aber stellt sie unbewußt als unverlöschliches Bild treuer Pflichterfüllung und liebevollen Bemühens in die Seele der Kinder, die heranwachsend und schließlich alternd, nie vergessen werden, was ihre Mutter als Gutsherrin leistete.


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