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Eine Pandanusform von Madagascar.

III. Capitel.
Die Bananenform

Wo die Palme ihre eigentliche Stätte hat, ist die reizende Stockform des Pisangs ( Musa) oder der Banane nicht fern. Wenn auch an Erhabenheit des Stammes der Palme weit nachstehend, zieht sie doch den Blick durch das Saftige ihrer Theile, sowie durch die Blattform mächtig auf sich. Große, breite, schaufelartige Blätter auf langen, kräftigen, kühn sich emporstreckenden Stielen, in jenes saftige Grün getaucht, welches so wohlthuend einen der größten Reize unseres Frühlings ausmacht, wiegen sich in anmuthigen Schwingungen unter den Wipfeln des Urwaldes, ebenso still und schweigsam wie er. »Der weiche krautartige Stengel«, bemerkt Zollinger über die javanischen Pisangs, »erlangt zuweilen einen Durchmesser von einem Fuß. Die gewaltigen Blätter lassen keine oder kaum mehr die zweireihige Stellung erkennen. In sanftem Bogen neigt sich ihre graulich bereifte Fläche nach unten; im höheren Alter zerreißt sie in vielfache schmale, parallele Lappen. Zwischen den Blättern neigt sich bescheiden die übergroße Fruchttraube mit ihren kammförmig gestellten, goldenen Früchten, welche indeß bei manchen Abarten lichtgrün bleiben, bei andern eine hellröthliche Färbung annehmen. Der Pisang hebt sich unter andern, selbst größeren Gewächsen immer als eine mächtige Individualität hervor, und wo er gesellig auftritt, wie die wilden Arten im Gebirge oder an feuchten abgeholzten Stellen der Hügelregion, da läßt er nichts mehr zwischen sich aufkommen, und seine beiden wilden Arten sattgrüner oder purpurn gefleckter Blätter bieten dem; Auge ein weites, stets bewegtes Blättermeer dar, aus dem sich keine Blüthen, keine andern Gestalten hervorheben, als etwa die Bäume, welche das Feuer oder die Axt des Menschen verschonte. An die Musa reihen sich die aus den Molukken eingeführten Heliconien an. Die Krone dieser Pflanzenform aber bildet der aus Madagascar gebrachte Lebensbaum ( Ravenala madagascariensis oder Urania speciosa unserer Gärten); er ist genau das Bindeglied zwischen Pisang und Palmen.« In der That, was wir von dem Pisang sagten, gilt im höchsten Maßstabe von der Uranie: die riesig langen Blattstiele, die großen Schaufelblätter und ein palmenartiger Wuchs machen sie nebst den bananenartigen Strelitzien mit ihrer prachtvollen Blumenrispe zu einer der schönsten Zierden unserer Treibhäuser. »Pisanggebüsche«, sagt Humboldt, »sind der Schmuck feuchter Gegenden«, und eine Menge familienverwandter Formen, die ebenso zierlichen, wie mit prachtvollen Blüthenähren versehenen Gewürzlilien (Scitamineen) gesellen sich zu ihnen. Aus einer kriechenden, oft knolligen und gewürzreichen Wurzel erhebt sich der einfache krautartige Stengel, der sich in die zusammengerollten Blätter auflöst und so gleichsam nur aus Blättern zusammengesetzt erscheint, von denen jedes obere aus dem vorhergehenden wie aus einer Tute hervorbricht. Prachtvoll ist dieser Bau; denn er gewährt in seinen saftstrotzenden, tiefgrünen, lanzettlichen oder eiförmigen Blättern den wohlthuenden Eindruck behaglicher Fülle und des Innigen, in welchem sich Alles friedlich in einander schmiegt. So unter den bekanntesten das indische Gras ( Canna), der gewürzreiche Ingwer, die Curcume, Amomum, Hedychium u. s. w. Vielleicht erreicht die Scitamineenform in der letztgenannten Gattung ihre höchste Schönheit; denn sie vereinigt bei einem ähnlichen Stammbau und einer ähnlichen Blattform gleichsam die Bananenform und durch die große, reichblüthige, oft prachtvoll gefärbte Blumenrispe auch die Orchideenform in sich.

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Form des Pisangs, im Vordergründe die Strelitzie.

In vielfacher Hinsicht außerordentlich ausgezeichnet, erwähnen wir endlich auch den Typus der Marantaceen, jener monokotylischen Gewächse, welche vorzugsweise das Arrow-root aus ihrer stärkereichen Wurzel liefern. Wenn dieselben auch nicht die hohe edle Form des Pisang erreichen, so tragen sie doch als Stockpflanzen des Unterholzes oft durch den prachtvollen Perlmutterglanz ihrer saftigen großen Blätter wesentlich zur Physiognomie der Landschaft bei.

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Die Ingwerpflanze.


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