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Einsamkeit

Welch ein Stolz ist im Einsamen, sich selbst zu genügen, und welche Bescheidenheit, sich mit niemand vergleichen zu wollen!

Die Einsamkeit ist die Zuflucht der ganz Starken oder der ganz Schwachen.

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Das Höchste zeigt sich nur entschleiert in dem Tempel der Einsamkeit. Nur der Einsame hat Offenbarungen.

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Die Gesellschaft lebt von den Wenigen, welche sich ihr gewaltsam entziehen, sich nur gelegentlich in sie verirren und von den Wundern der Stille zu erzählen wissen.

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Der Kunst sollte man nur in königlicher Einsamkeit entgegentreten. Die Schönheit verliert leicht durch Mitgenießende. Viele gemeinsame Freuden sind geteilte Schuld.

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Die sogenannte Gesellschaft gibt nur Maskenbälle. Die Verstellung läßt jeden mit gleichsam kostümiertem Wesen erscheinen.

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Es gibt nicht wie, die die schweigende Hohlheit von der stillen Tiefe des Einsamen zu unterscheiden wissen. Dummköpfe hüllen sich ebenso oft in die Maske überlegener Schweigsamkeit, wie Schwätzer in die Pose der Propheten.

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Einsamkeit ist ein guter, alter Arzt.

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Rückkehr zur Natur – nur dem Einsamen ist sie möglich.

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Wer sich mit sich allein langweilt, hat auch das Zeug, andere zu langweilen.

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Gott sei Dank! gibt es Einsamkeiten, die man nur zu zweien ganz genießen kann.

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Habe Mut zur Einsamkeit im Winter und du brauchst Sommers in kein Bad zu pilgern.

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Das Volk rächt sich an der Einsamkeit der Heroen durch Massenaufläufe, Spalierbildungen und Hurrarufen.

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Die Natur hat zwei Mittel, ihre Geschöpfe zur Einsamkeit zu zwingen, ein mildes: den Schlaf, und ein brutales: den Tod.

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