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Almeria. An einem kleinen Platze unter Palmen und Platanen am frühen Vormittag. Die Hitze ist so stark, daß jede Bewegung erstirbt, daß die Hand in der Bewegung hängen bleibt. Ein Mensch ist auf der Straße platt hingestreckt und schläft. Die Frauen tragen frische Blumen im Haar. Rudel von Ziegen werden vor den Haustüren gemolken. Kutscher schlafen auf dem Bocke. Abends wird's stürmisch. Am Kai wieder viel Volk, Abschiednehmen. Ich war den ganzen Tag in der Stadt, auf den Höhen, habe in Wohnungen hineingesehen, die wie Negerkraale sind, vor denen die Kinder nackt im Schutt spielen, sich mit Hund und Katze wälzen. Am Mittag, auf dem breiten Paseo, habe ich den sächsischen Elektrotechniker getroffen. Der ist in Barcelona durchgebrannt, nachts auf ein spanisches Schiff geklettert und hat sich dort versteckt. In Almeria wurde er entdeckt, verhaftet, wieder freigelassen, hat einige Tage gehungert, am Hafen geschlafen, und jetzt arbeitet er als Monteur. So will er »nach Amerika machen«.

Bild: Gustav Wolf

Rückblick auf Mole und Stadt von Almeria

 

 

Auf freiem Meere. Es tost und brüllt. Die Rauchsäule des Schiffes liegt wie ein Wulst auf dem Wasser. Es regnet und blitzt. Almeria stand, ein Traum, über dem Rande des Meeres. Jetzt ist es versunken. Diese Tage sind wie ein Märchen, erwachend liegt man vor einer fremden Stadt, vor einem fremden Hafen. Die Städte des Südens erheben sich, glühende Häusermassen. Palmenalleen schmiegen sich um das Meer. Üppige Frauen, rote, brennende Rosen im Haar, goldgleißende Madonnen hinter Glasscheiben, glühheiße Straßen, Menschen wälzen sich im Schutt, ganz Kreatur. Andere stolzieren in Pracht voreinander, ganz eitel.


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