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 Horatio Nelson

Nelson.

Nelsons Leben nach dem Englischen des John Charnock, 2 Thle. (Bremen, 1807). Lebensbeschreibung des Horatio Lord Viscount Nelson von Josua White (Hamburg, 1806). Nelson und die Seekriege von 1789 bis 1815 von Jürien de la Gravière (Leipzig, 1817).


Ein Jahrzehnt früher als Wellington ward der britische Seeheld Nelson geboren, welcher durch seine glorreichen Siege auf's Neue die Uebermacht des englischen Dreizacks bewährte und dem stolzen Inselvolke den Einfluß in der alten und neuen Welt sicherte

Horatio Nelson, der dritte Sohn eines Predigers zu Burnham, einem Dorfe in der Grafschaft Norfolk, ward den 29. September 1758 geboren. Er empfing den ersten Unterricht auf der öffentlichen Schule zu Norwich und ward dann nach North Walsham geschickt, machte jedoch so geringe Fortschritte, daß sein Vater ihn für eine wissenschaftliche Laufbahn untauglich hielt und zum Seedienst bestimmte, obwohl der sehr träumerische und träge Knabe auch für dieses Fach keine Lust bezeigte. Mit mangelhaften Schulkenntnissen und kaum zwölf Jahre alt ward er an Bord des Linienschiffes »Raisonnable« gebracht, das sein Oheim mütterlicher Seits Moritz Suckling befehligte. Dieser Mann scheint trotz der augenscheinlichen Schlaffheit seines Neffen doch den energischen Geist bald erkannt zu haben, und verstand es, den Thätigkeitstrieb zu erwecken und anzufeuern. Das genannte Kriegsschiff hatte 64 Kanonen und wurde nebst mehreren andern ausgerüstet, weil man wegen der Falklandsinseln einen Bruch zwischen den Höfen von London und Madrid besorgte. Die bei einer solchen Rüstung sich entwickelnde Thätigkeit verfehlte nicht, bei dem Knaben Nelson die Lust zum Seedienst zu erwecken. Doch da noch in demselben Jahr die politischen Mißhelligkeiten wieder beigelegt wurden, ward die Mannschaft des Schiffes entlassen. Um nun seinen Neffen nicht wieder in träge Unthätigkeit zurücksinken zu lassen, gab ihn der Oheim an Bord eines Westindienfahrers, der eben in See gehen wollte. Mit dem Kauffahrteischiff machte der Knabe seine erste Seereise, von welcher er 1772, mit mancherlei Kenntniß bereichert, zurückkehrte.

Unterdessen war Kapitän Suckling zum Befehlshaber eines Schiffes von 74 Kanonen, zum Dienst an der Küste von Chatam bestimmt, ernannt worden und verschaffte seinem Neffen eine Stelle als Kadett auf seinem Schiffe. Als im folgenden Jahre, 1773, jene Expedition unter Kapitän Konstantin John Phipps, nachherigen Lord Mulgrave's, ausgerüstet wurde, welche so weit als möglich nach dem Nordpol vordringen und wo möglich eine nordwestliche Durchfahrt in die Südsee entdecken sollte, wirkte dieß Unternehmen so mächtig auf den Geist des jungen Nelson, daß er Alles aufbot, die ebenso beschwerliche als gefahrvolle Reise mitmachen zu können. Es gelang ihm, eine Stelle auf dem Beischiffe der »Karkaß« zu erhalten, dessen Kapitän Lutwidge war. Als Cokswain (Führer des Beischiffs) zeigte er einen so ausgezeichneten Fleiß und so große Begeisterung für den Dienst, daß er sich die Achtung und Zuneigung der älteren Offiziere erwarb. Am 28. Juni bekamen die Schiffe Spitzbergen zu Gesicht, umsegelten dann die lange Küste und die ungeheuren Eisfelder, von denen sie begrenzt ist, um irgendwo eine Stelle zu finden, wo ein Durchgang sich öffnete. Zuweilen sahen sie sich rings von Eisbergen umgeben und entrannen kaum der Gefahr des Untergangs. Der junge Nelson aber zeigte, je größer die Gefahr, desto kühneren Muth und leitete mit größter Sicherheit sein Boot, das nach einem Kanal oder irgend einer Durchfahrt suchte.

Eines Morgens ward er von seinen Gefährten vermißt; endlich sah man ihn, wie er auf den Eisfeldern einen großen Bären verfolgte. Er war bloß mit einer Flinte bewaffnet, die ihm nur als Knittel dienen konnte, da das Schloß derselben unbrauchbar geworden war, und doch wagte er es in dieser schwachen Rüstung, dem wilden Thiere nachzusetzen. Bei seiner Rückkehr machte ihm der Kapitän harte Vorwürfe und fragte ihn, wie er doch so unbesonnen habe eine solche Jagd unternehmen mögen? »Ich hoffte,« antwortete der junge Held ganz naiv, »meinem Vater einen Pelz zu verschaffen.«

Als Nelson wohlbehalten wieder zurückgekehrt war, verschaffte ihm sein Oheim eine Stelle unter Kapitän Farmes, der ein Schiff in dem nach Ostindien bestimmten Geschwader des Sir Edw. Hughes führte. Das heiße Klima wirkte aber so nachtheilig auf seine Gesundheit, daß man für nöthig fand, ihn 1776 nach England zurückgehen zu lassen. Die Luft des Vaterlandes stellte ihn bald wieder her, und da nun die erforderliche Dienstzeit als Kadett (Midshipman) abgelaufen war, unterwarf sich der achtzehnjährige junge Mann im April 1777 der Prüfung für den Offiziersdienst, die so ehrenvoll ausfiel, das er sogleich als Unterlieutenant bei der Fregatte Lowestoffe von 32 Kanonen angestellt wurde, welche Kapitän William Locker, der nachherige Gouverneur-Lieutenant des Invalidenhauses zu Greenwich, und Nelsons vertrautester Freund, befehligte. Der Lowestoffe war zu einer dreijährigen Station nach Jamaika bestimmt, und unter dem sehr einsichtsvollen Kapitän hatte Nelson die beste Gelegenheit, seine seemännische Tüchtigkeit auszubilden. Einst zwang die Fregatte ein amerikanisches Schiff, die Segel zu streichen; die See war hoch und stürmisch, und es war schwierig, an Bord des eroberten Schiffes zu kommen. Der erste Lieutenant versuchte vergebens, es zu entern; er kam unverrichteter Sache zurück. Unwillig rief Locker: Habe ich denn keinen Offizier, der die Prise besteigt? Sogleich erhob sich der Steuermann, und war schon im Begriff, sich in das Boot zu werfen, als ihm Nelson den Weg versperrte und rief: »Halt! erst ich, wenn ich wieder da bin – Du!« Seine Geschicklichkeit und besonnene Ruhe überwand alle Schwierigkeit.

Als Kapitän Locker wieder nach England zurückkehrte, nahm Sir Peter Parker den jungen Nelson als dritten Lieutenant an Bord seines eigenen Flaggenschiffs und beförderte ihn in kurzer Zeit zum ersten Lieutenant. Noch vor Ablauf des Jahres gab er ihm eine bewaffnete Brigg, mit welcher er zur Beschützung der Hondurasbai und der Mosquitoküste kreuzte. Im folgenden Jahr (1779) ward Nelson zum Postkapitän befördert, und erhielt den Befehl des Hinchinbrookes, eines Schiffes von 20 Kanonen. Die Unternehmung gegen die spanischen Besitzungen in Südamerika, welche 1780 von Jamaika ausging, gab ihm die erste Gelegenheit, sich kriegerischen Ruhm zu erwerben. Durch eine kühne Fahrt in den Fluß St. John, der in den mexikanischen Meerbusen mündet, trug er am meisten zur Eroberung des Forts St. Juan bei, und Kapitän Polson, der zu Lande kommandirte, gab ihm in seinem amtlichen Bericht das ehrenvolle Zeugniß: »Kapitän Nelson auf Hinchinbrooke kam mit 34 Seeleuten, einem Unteroffizier und 12 Soldaten zu Hülfe. Es fehlt mir an Worten, die Verbindlichkeit auszudrücken, die ich ihm schuldig bin. Er war bei Tage und bei Nacht immer der Erste im Dienste und beinahe kein Stück wurde abgefeuert, ohne von ihm gerichtet worden zu sein.«

Die große Anstrengung und dazu das ungesunde Klima, das auf seinen schwächlichen Körper doppelt nachtheilig wirkte, würden ihn bald aufgerieben haben, wäre er nicht nach Jamaika zurückberufen worden, um daselbst den Befehl des »Janus« von 44 Kanonen zu übernehmen. Er war aber so schwach, daß er den ehrenvollen Posten nicht vertreten konnte und abermals zur Rückkehr nach England gezwungen war. In den warmen Bädern von Bath stellte er sich wieder her, und konnte schon im August 1781 auf dem »Albemarle« von 20 Kanonen wieder eine Kapitänsstelle übernehmen. Das Schiff ward 1782 auf den Stockfischfang nach Neufoundland beordert; in der Nähe von Boston sah es sich plötzlich von drei französischen Linienschiffen und einer Fregatte verfolgt. In dieser verzweifelten Lage entschloß sich Nelson zu dem einzigen, obwohl sehr gefährlichen Versuch der Rettung; er segelte sogleich an die St. Georgsbucht, in der Hoffnung, die Feinde zwischen die Sandbänke zu verwickeln, oder sie wenigstens von weiterem Nachsetzen abzuschrecken. Wirklich mußten auch die Linienschiffe ihre Segel kürzen; die Fregatte aber, welche nicht so tief ging, setzte die Verfolgung fort, und als sie Abends dem Albemarle ganz nahe war, gab Nelson den Befehl, auf das feindliche Schiff nun loszugehen. Diese unvermuthete Kühnheit eines so schwachen Gegners machte den Feind stutzig, und er kehrte um, ohne dem englischen Schiffe ein Leids zu thun.

Das Jahr 1783 brachte den Frieden (von Versailles), worin England seinen nordamerikanischen Kolonien Freiheit und Unabhängigkeit zusichern mußte. Da Nelson seines Dienstes entledigt wurde, benutzte er die Muße zu einer Reise nach Frankreich, besonders um seine stets leidende Gesundheit wiederherzustellen. Es ist immerhin merkwürdig, daß der Mann, der so ganz von der Natur für einen Seehelden bestimmt war, doch körperlich vom Aufenthalte zu Schiffe stets und viel von der Seekrankheit zu leiden hatte. Oeftere Rückkehr auf's Land war ihm nothwendig.

Im folgenden Frühjahr kehrte er wieder nach England zurück, und erhielt eine Anstellung auf dem »Boreas«, einer Fregatte von 28 Kanonen, die nach den »Inseln unter dem Winde« bestimmt war, um dort die Bestimmungen des abgeschlossenen Friedens aufrecht zu erhalten. Die amerikanischen Schiffe wollten noch die früheren Privilegien, die das Mutterland seinen Kolonien bewilligt hatte, benutzen, fanden nun aber besonders an Nelson einen sehr strengen Wächter, dessen Wachsamkeit keine verbotene Ladung entging. Seine Strenge verwickelte ihn sogar in einen Prozeß, in welchem er aber losgesprochen wurde.

Im Juni 1787 ward Nelson nach England zurückberufen, und er war froh, eines sehr lästigen Dienstes frei geworden zu sein. Im März desselben Jahres hatte er sich mit der Wittwe des Dr. Nesbit, Tochter des Oberrichters Herbert auf der Insel Nevis, verheirathet, und der Prinz William, welcher als Kapitän auf derselben Station diente, war der Führer seiner höchst liebenswürdigen Braut gewesen. »Gewiß,« schrieb Nelson seinem Freunde Locker, »ich wußte nicht eher, was Glück ist, bis ich sie heirathete.«

Bald nach seiner Ankunft in England ward der »Boreas« abgetakelt und Nelson außer Thätigkeit gesetzt. Er genoß fünf Jahre der ungestörtesten Ruhe; in Burnham Thorpe hatte ihm der Vater das Pfarrhaus zur Wohnung eingeräumt, und so konnte er im Genuß eines zwar zurückgezogenen, aber glücklichen häuslichen Lebens seinen Gedanken nachhängen, die noch ahnungsvoll in seinem Gemüthe sich bewegten. Endlich ward ihm aber das unthätige Leben zum Ueberdruß; auf die Nachricht, daß zwischen England und Spanien ein Bruch bevorstünde, eilte er nach London, um sich eine Befehlshaberstelle zu erbitten. Sein Gesuch blieb ohne Erfolg, weil noch viele Offiziere vorhanden waren, die ihm im Range vorgingen, überdieß auch der Krieg mit Spanien nicht zum Ausbruche kam. Dagegen führte bald darauf der rasche Entwicklungsgang der französischen Revolution doch zum Kriege, und am 30. Januar 1793 erhielt Nelson seine Bestallung als Kapitän des »Agamemnon« von 64 Kanonen. Er nahm den Sohn eines Freundes als Midshipman bei sich auf, und gab ihm folgende Ermahnungen: »Drei Dinge mußt Du beständig im Sinne haben: erstlich mußt Du stets blindlings den Befehlen gehorchen, ohne eine eigene Meinung über ihre Zweckmäßigkeit haben zu wollen; zweitens mußt Du Jedermann als Deinen Feind ansehen, der schlecht von Deinem Könige spricht; drittens mußt Du jeden Franzosen gerade so hassen wie den Teufel!«

Nelson segelte in's mittelländische Meer unter dem Befehl des Admirals Hood, dessen Aufträge er mit größter Pünktlichkeit erfüllte. Lord Hood setzte aber auch unbedingtes Vertrauen in den tapfern Kapitän, und wo es eine gefährliche Unternehmung und einen schwierigen Angriff galt, mußte Nelson die Ausführung übernehmen. Er führte neapolitanische Truppen nach Toulon, segelte dann nach der Insel Corsika, wo er zur Einnahme von Bastia und Calvi thätig mitwirkte. Bei der Belagerung von Calvi hatte er aber das Unglück, den Gebrauch des rechten Auges zu verlieren. Ein Schuß von einer feindlichen Batterie schlug in seiner Nähe ein und warf ihm den aufgewühlten Sand in's Gesicht. Sein Vater, ein ernster, gottesfürchtiger Mann, für den Nelson stets eine große Verehrung hegte, schrieb ihm damals: »Eine unfehlbare Hand, eine allweise und allgütige Macht hat die Stärke des Stoßes gemildert, von dem Du getroffen bist. Gebenedeiet sei diese Hand, die Dein Leben gerettet hat, damit Du, wie ich überzeugt bin, noch viele Jahre für das Gute, das sie bewirken will, zum Werkzeug und Deinen Genossen als Vorbild und Muster dienest! Du brauchst nicht zu besorgen, lieber Horaz, daß je von mir eine gefährliche Schmeichelei an Dich gerichtet werde: aber das gestehe ich, eine Freudenthräne tritt mir zuweilen in's Auge, wenn ich Deinen Namen so ehrenvoll nennen höre. Möge der Herr Dich fortwährend beschützen, Dich leiten und Dir beistehen in allen Deinen Bemühungen für Das, was heilsam und billig ist! Ich weiß wohl, daß Militärpersonen in der Regel Fatalisten sind. Dieser Glaube kann auch ohne Zweifel nützlich sein, er darf aber nicht das Vertrauen ausschließen, das jeder Christ in die Vorsehung setzen muß, die alle irdischen Vorfälle leitet. Dein Schicksal, das glaube mir, liegt in Gottes Hand und alle Haare Deines Hauptes sind gezählt. Ich für meine Person kenne keine stärkendere Lehre.«

Im Oktober 1794 verließ Lord Hood das mittelländische Meer und der Oberbefehl ward nun dem bisherigen Vizeadmiral Lord Hotham zu Theil, welcher Nelson die Führung eines Geschwaders von Fregatten übertrug, womit dieser so ausgezeichnete Dienste leistete, daß er zum Obersten ernannt wurde. Hotham war übrigens seinem Posten nicht gewachsen und ward bald durch Sir John Jervis (Lord St. Vincent) abgelöst, der Nelson zum Commodore beförderte und in den ganzen ihm untergebenen Flotten schnell die nöthigen Reformen vornahm, denn es galt, zugleich der französischen und der spanischen Flotte die Spitze zu bieten. Mit der letzteren kam es am Kap St Vincent zur Schlacht am 14. Februar 1797, in welcher sich Nelson auf das glänzendste hervorthat und viel zum Siege beitrug. Er eroberte ein Schiff von 64 und ein anderes von 112 Kanonen und empfing auf dem Verdeck des letzteren den Degen des spanischen Kontreadmirals, der ihn, vor Nelson auf ein Knie sich niederlassend, überreichte. Sir John Jervis ward zum Pair von England und Grafen v. St. Vincent ernannt, Nelson zum Kontre-Admiral. Als solcher befehligte er das »innere Geschwader« bei der Blokade vor Cadix. Am 3. Juli machte er einen Angriff auf die Kanonenböte der Spanier und verfolgte sie bis an die Wälle von Cadix, wobei er ihnen mehrere Fahrzeuge abnahm.

Wenige Tage nach diesem Gefecht ward Nelson mit 3 Linienschiffen und einigen Fregatten nach St. Cruz, der Hauptstadt auf der Insel Teneriffa, gesandt, wo ein reiches spanisches Schiff von der Silberflotte vor Anker lag, um den festen Platz zu nehmen. Ungeachtet der Dunkelheit der Nacht und des Steigens des Wassers ging die Landung doch gut von Statten. Die Stadt wurde genommen, aber die Cidatelle war so gut besetzt und so wohl auf jeden Angriff vorbereitet, daß der Sturm mißlang. Die Engländer waren im Ganzen nur 1000 Mann stark, und diese Anzahl war viel zu gering. Sieben Stunden lang dauerte der blutige Kampf. »Nie ist,« sagte Nelson in seinem Bericht an den Grafen St. Vincent, »mehr Kühnheit und Unerschrockenheit an den Tag gelegt worden, als von den Kapitäns, Offizieren und Matrosen, die ich zu kommandiren die Ehre hatte.« Gleich nach geschehener Landung traf ein Kanonenschuß Nelsons rechten Arm, und warf ihn selber zu Boden. Sein Stiefsohn, Lieutenant Nesbit, kehrte sogleich um, sobald er den Anführer vermißte, und fand ihn, nach einigem Suchen im Dunkeln, im Blute schwimmend auf der Erde, mit ganz zerschmettertem Arme, ohne Merkmale des Lebens. Er band sogleich sein Halstuch um den Arm seines braven Stiefvaters und trug ihn auf dem Rücken nach dem Strande, wo er ihn mit Hülfe einiger Matrosen in ein Boot brachte, worin er unter dem heftigsten Feuer der feindlichen Batterie nach dem »Theseus« fuhr. Am Bord des Schiffes ward die Amputation vorgenommen, doch in der großen Eile und Verwirrung bei der Verbindung der Pulsader ein Versehen begangen, wodurch der Admiral mehrere Monate die schrecklichsten Schmerzen litt. Das hinderte ihn übrigens nicht, gleich nach geschehenem Verbande schon um 10 Uhr derselben Nacht den amtlichen Bericht zu beginnen, der um 11 Uhr vollendet war. Nicht weniger als 246 tapfere Männer waren umgekommen.

Am folgenden Tage schrieb Nelson an Lady Nelson einen Brief, in welchem er die tragische Begebenheit erzählt, und unter Anderem sagt: »Ich weiß, es wird Ihnen Freude machen, zu erfahren, daß Ihr Sohn Josiah, unter Gottes Vorsehung, das Werkzeug meiner Rettung war.« Er kehrte, durch seine sehr erschütterte Gesundheit gezwungen, auf einer Fregatte nach England zurück, um die Herstellung abzuwarten. Daß die letzte Expedition mißlungen war, that der allgemeinen Theilnahme und Verehrung keinen Abbruch, womit Hoch und Niedrig den Helden empfing.

Es ist Sitte in England, daß die Person, der eine Pension zugedacht ist, dem Könige eine Bittschrift überreichen muß, in welcher die Gründe entwickelt sind, die zu Ansprüchen auf eine Pension berechtigen. So reichte denn auch Sir Horatio Nelson folgende Bittschrift ein:

»Sr. Majestät dem Könige.«

Bittschrift Sir Horatio Nelsons, Ritter des Bathordens und Kontre-Admirals in Eurer Majestät Flotte.

»Während des gegenwärtigen Krieges bin ich in 4 Aktionen mit den Flotten des Feindes gewesen, nämlich den 13. und 14. März 1795, den 13. Juli 1795 und den 14. Februar 1797. Ferner in 3 Bootsgefechten, bei Herausholung feindlicher Schiffe aus den Häfen, bei deren Zerstörung und bei der Einnahme dreier Städte. Auch habe ich 4 Monate lang mit den Landtruppen Dienste gethan, und die Batterien bei den Belagerungen von Bastia und Calvi kommandirt. Ich habe während des Kriegs 7 Linienschiffe, 6 Fregatten, 4 Korvetten und 11 Kaper von verschiedener Größe nehmen helfen; ich habe gegen 50 Kauffahrteischiffe genommen und zerstört. Ueberhaupt bin ich etwa 120 Mal mit dem Feinde engagirt gewesen. In diesem Dienste habe ich mein rechtes Auge und meinen rechten Arm verloren und bin an meinem Körper schwer verwundet und gequetscht worden. Eure Majestät werden die angezeigten Dienste und Wunden in gnädige Erwägung ziehen.

Oktober 1797.
Nelson.«

Noch in demselben Monate ward dem verdienten Seehelden eine jährliche Pension von 1000 Pfund bewilligt. Als er zum ersten Mal bei Hofe erschien, empfing ihn sein König mit außerordentlicher Huld und Herzlichkeit; mit der innigsten Theilnahme bedauerte er den edlen Admiral wegen des erlittenen Verlustes und wegen des schlechten Zustandes seiner Gesundheit, der vielleicht das Vaterland seiner ferneren Dienste beraube; aber mit nachdrucksvoller Begeisterung erwiderte Nelson: »Ew. Majestät verzeihen, ich kann mich schlechterdings nicht überreden, daß das ein Verlust sei, was durch die Ausübung meiner Pflicht herbeigeführt ward; so lange ich einen Fuß habe, auf dem ich stehen kann, werde ich mich für meinen König und mein Vaterland schlagen.«

Am 13. Dezember erklärten ihn die Aerzte wieder für dienstfähig, und alsbald empfing er den Befehl, seine Flagge wieder aufzuziehen und in's mittelländische Meer zu gehen. So ging er am 19. Dezember an Bord des »Vanguard«; doch bis dieses Schiff gehörig ausgerüstet und das dazu gehörige Geschwader in Bereitschaft war, vergingen noch mehrere Wochen, und erst am 29. April konnte Nelson zu dem Grafen St. Vincent, dem Oberbefehlshaber von Cadix, stoßen, der ihn sogleich mit 3 Linienschiffen, 2 Fregatten und 1 Kriegsschaluppe ausschickte, die Bewegungen der großen französischen Flotte zu beobachten, die im Hafen von Toulon ausgerüstet war, das nach Aegypten bestimmte Heer überzuführen. Während Nelson durch einen Sturm genöthigt wurde, seine Station zu verlassen, lief die französische Flotte aus, nahm durch einen Handstreich Malta, segelte dann kluger Weise nicht direct nach Alexandria, sondern zuvor nach der Insel Candia. Am 8. Januar 1798 war Kapitän Trowbridge, den Lord St. Vincent zu Nelsons Verstärkung abgesandt hatte, zu Nelsons Geschwader gestoßen mit Ueberbringung des Befehles, die französische Flotte anzugreifen, wo man sie fände. Nelson machte sich alsbald auf, sie zu treffen; die an der Küste von Sicilien eingezogenen Nachrichten wiesen ihn nach der ägyptischen Küste. Nelson eilte dorthin, kam aber früher an, als die Franzosen und kehrte, da er den Hafen von Alexandria leer fand, wieder nach Sicilien zurück. Dort erfuhr er nun mit Gewißheit, daß die französische Flotte nach Aegypten gesegelt sei, eilte zum zweiten Mal dahin und traf sie auf der Rhede von Abukir vor Alexandria. Es war am Abend des 1. August 1798, als Nelson zu seiner großen Freude die dreizehn französischen Linienschiffe im Innern der Bucht vor Anker erblickte und sogleich anzugreifen beschloß. Die Franzosen hatten weder die plötzliche Ankunft noch den augenblicklichen Angriff Seitens der Engländer erwartet und waren nicht vorbereitet. Admiral Brüeyes beschloß indeß, tut Vertrauen auf seine sichere Stellung, den Angriff vor Anker zu bestehen. Die französische Flotte schloß sich in einem Bogen ziemlich nahe an eine kleine Insel, die durch eine Batterie von. Kanonen und Mörsern gedeckt war; aber Nelson ließ mit unerhörter Verwegenheit die Hälfte seiner Flotte zwischen der Insel und der französischen Schlachtlinie durchbrechen und an der Landseite, im Rücken derselben, hinuntersegeln, während die andere Hälfte auf ihre Fronte zog und einen Pistolenschuß nahe vor Anker legte, so daß die französischen Schiffe zwischen zwei Feuer kamen. Mit Sonnenuntergang, Abends halb sieben Uhr, hatte die Schlacht begonnen, und nach einer Stunde waren schon fünf französische Schiffe entmastet und genommen. Der französische Admiral Brüeyes ward durch eine Kanonenkugel getödtet, sein Schiff l'Orient setzte das Feuer mit Lebhaftigkeit fort, gerieth aber in Brand und um 10 Uhr flog das prächtige Gebäude von 120 Kanonen in die Luft. Von 1000 Menschen wurden kaum 70 gerettet. Bei dem gewaltigen Blitz und Knall entstand plötzlich eine stille erwartungsvolle Pause, bis nach wenigen Minuten das Geräusch der in's Meer zurückfallenden Trümmer die Stille wieder unterbrach und der Kanonendonner aufs Neue tobte. Der Kampf dauerte bis zum andern Morgen; die Niederlage der französischen Flotte war vollständig: neun Linienschiffe waren genommen, eins in die Luft geflogen, ein andres nebst einer Fregatte von den Franzosen selbst verbrannt und eine Fregatte in den Grund gebohrt worden. Der Kontre-Admiral Villeneuve entkam mit zwei Fregatten und zwei Linienschiffen nach Malta und Korfu. Das mittelländische Meer war in der Gewalt der Engländer, die französische Armee in der Mitte eines empörten Volkes eingeschlossen und von der Verbindung mit Frankreich abgeschnitten, die Pforte ward ermuthigt, sich gegen Frankreich zu erklären und so Ostindien vor Bonaparte's kühnem Vordringen gesichert.

Selten mag aber auch mit so williger Hingabe Seitens der Matrosen und Offiziere, mit so großer Einheit und Folgerichtigkeit gekämpft worden sein, als in der Seeschlacht von Abukir. Nelson hatte seine Kapitäne bereits zuvor über die für jeden Fall vorzunehmenden Bewegungen in Kenntniß gesetzt, Jeder wußte, was er zu thun hatte, und der kühne Muth und sichere Blick des Oberanführers schien alle Krieger zu beleben, die mit Freuden seinem Befehle gehorchten.

Es war der glänzendste Sieg der englischen Seemacht seit der Niederlage der spanischen Armada. Während der Schlacht ward durch das Donnern und Blitzen der Kanonen, das nur durch kurze Zwischenräume unterbrochen wurde, die ägyptische Küste meilenweit rings umher erschüttert, und die bestürzten Einwohner, sowohl fremde als einheimische, waren in banger Erwartung. Die französischen Transportschiffe im Hafen von Alexandria und die Besatzung in dieser Stadt schwebten in Ungewißheit sowohl über ihr eigenes Schicksal, als über das Loos der französischen Flotte. Selbst in Rosette, das doch ungefähr 30 englische Meilen von Abukir entfernt ist, sahen französische Offiziere von den Thürmen der Stadt mit bewaffneten Augen, wiewohl etwas undeutlich, das gräßliche Schauspiel, und die Explosion des Orient war von einer Erderschütterung begleitet, die sogar in jener Ferne gespürt wurde. Arabische Horden, die der schreckliche Donner und Blitz an das Gestade rief, fühlten, als sie das Geschick der Verwüster ihres Vaterlandes wahrnahmen, ihren Zorn neubelebt; sie zündeten am Ufer mehrere Feuer an, um ihre Freude über den Sieg der Engländer zu erkennen zu geben, und den Flüchtlingen, die ihre zertrümmerten und brennenden Schiffe verlassen hatten, um in den Dörfern der Küste ihr Heil zu suchen, stellten sie sich feindlich entgegen. Sie unterbrachen eine Zeit lang die Kommunikation der Franzosen zwischen der Bai und den benachbarten Städten, bis sie Bonaparte durch Uebermacht wiederherstellte.

Von großem Interesse ist der Bericht Nelsons an den englischen Gouverneur zu Bombay in Ostindien über den bei Abukir erfochtenen Sieg. Wir theilen das Dokument hier mit.

»Vanguard, an der Mündung des Nils
den 9. August 1798.

»Sir,

»Obschon ich hoffe, daß die englischen Konsuln, die in Aegypten sind, einen Expressen wegen der Lage der hiesigen Angelegenheiten werden an Sie abgeschickt haben: so wäre es doch, da Mr. Balduin vor einigen Wochen Alexandria verlassen hat, leicht möglich, daß Sie noch nicht gehörig unterrichtet sind. Ich melde Ihnen daher in aller Kürze, daß ein französisches Heer von 40,000 Mann in 300 Transportschiffen mit 13 Linienschiffen, 11 Fregatten, Bombardiergailloten, Kanonenbooten etc. am 1. Juli zu Alexandria angekommen ist. Den 7ten setzte es sich nach Kairo in Bewegung, wo es den 22ten ankam. Auf dem Marsche dahin hatte das Korps verschiedene Gefechte mit den Mamelucken, welche von den Franzosen für große Siege ausgegeben werden. Da ich Bonaparte's Depeschen, die ich gestern auffing, vor mir habe, so ist das, was ich sage, zuverlässig. Er sagt: »Ich bin nun im Begriff, zur Eroberung von Suez und Damiette zu schreiten.« Sein Urtheil über das Land und dessen Bewohner ist für beide sehr ungünstig; übrigens sind seine Briefe so beschaffen, daß es schwer hält, hinter die Wahrheit zu kommen; aber Sie können versichert sein, er ist nur Herr desjenigen Distrikts, der von seinen Truppen besetzt ist. Aus allen Erkundigungen, die ich einzuziehen im Stande war, geht nicht hervor, daß sich bei Suez französische Schiffe befänden, die bestimmt wären, Truppen nach Indien an Bord zu nehmen.

Bombay ist, wenn sie anders dahin kommen können, ganz vorzüglich ihr Augenmerk; ich vertraue aber zu dem Allmächtigen, daß er sie in Aegypten zu Grunde richten werde. Es ist mir gelungen, 12,000 Mann zu Genua am Auslaufen zu hindern, und 11 Linienschiffe und 2 Fregatten zu nehmen. 2 Linienschiffe und 2 Fregatten sind mir entwischt. Dieser glorreiche Sieg wurde an der Mündung des Nils, vor Anker, erfochten. Die Schlacht begann bei Sonnenuntergang, und war um 3 Uhr des folgenden Morgens noch nicht beendigt. Sie war mörderisch, doch krönte Gott unsere Anstrengungen mit einem herrlichen Siege. Ich bin nun zwischen Alexandria und Rosette vor Anker, um dem Feinde die Kommunikation zur See abzuschneiden, und zu Lande darf sich kein Trupp, der geringer als ein Regiment ist, erdreisten zu marschiren. Beinahe hätte ich vergessen, Ihnen zu sagen, daß 4000 Franzosen zu Rosette postirt sind, die Mündung des Riels offen zu erhalten. Die Stadt Alexandria sowohl als die vielen Schiffe in dem dortigen Hafen leiden den drückendsten Mangel an Lebensmitteln, die sie nur zu Wasser auf dem Nil bekommen können; es kann daher nur ersprießliche Folgen haben, wenn ich meine jetzige Stellung behalte. Denn Bonaparte klagt in seinen Briefen ebenfalls über Mangel an Proviant, Artillerie und Erfordernissen für das Hospital. Alle für ihn vorteilhafte Kommunikation zwischen Alexandria und Kairo ist aufgehoben. Sie können sich darauf verlassen, ich werde hier so lange bleiben als irgend möglich ist.

»Dieß ist Alles, was ich Ihnen mitzutheilen habe. Ich versichere Sie, daß alle möglichen Vorsichtsmaßregeln genommen werden sollen, um zu verhindern, daß in Zukunft keine Schiffe nach Suez gehen, die dazu dienen könnten, Truppen nach Indien zu transportiren. Wenn mein Brief in Absicht auf Korrektheit Ihren Erwartungen nicht entspricht, so erbitte ich mir Ihre Nachsicht; denn mein Gehirn ist von meiner Kopfwunde noch sehr erschüttert Ein Streifschuß hatte ihm die Stirnhaut aufgerissen., daß ich zu meinem großen Verdruß in meinem Ausdruck nicht immer so deutlich bin, als zu wünschen wäre. Aber so lange nur ein Lichtstrahl von Vernunft in mir vorhanden ist, wird mein Herz für meinen König und mein Vaterland schlagen, und meine Hand dem Dienst derselben gewidmet sein. Ich habe die Ehre etc.

Horatio Nelson.«

Das englische Parlament votirte eine Dankadresse für den Sieg bei Abukir, dem Sieger ward eine Leibrente von 2000 Pfund für »Lord Nelson und dessen zwei nächste männliche Echen«, auf die der Titel »Baron Nelson vom Nil und Burnham-Thorpe« übergehen sollte, zugesichert. Der Tribut der Stadt London bestand in einem kostbaren Degen; Nelson hatte den Degen des kommandirenden französischen Kontre-Admirals Blanquet dem Lordmayor übersandt »als ein Denkmal der Oberherrschaft Britanniens zur See«, und der Stadtrath ließ diese Trophäe im Rathszimmer an einem vorzüglich in die Augen fallenden Orte in einem eleganten gläsernen Futterale auf einem Marmortischchen mit folgender Inschrift aufstellen:

»Dieß der Degen, den der kommandirende französische Admiral Blanquet in dem glorreichen Siege am Nil den 1. August 1798 trug, diesem Gerichtshofe zum Geschenk geweiht von dem Admiral Lord Nelson.«

Der nationale Sinn des englischen Volkes feiert die Waffenerfolge seiner Heere auf eine viel begeisterungsvollere Weise, als solches bei uns Deutschen der Fall ist. Auch unter den Privaten wetteiferte Alles, dem Sieger von Abukir Zeichen dankbarer Verehrung zu geben. Ein Herr Davison gab mit fürstlicher Freigebigkeit nicht nur dem Lord Nelson und allen unter ihm stehenden Kapitäns eine goldene Medaille zum Geschenk, sondern dehnte seine Freigebigkeit auch auf jedes Individuum der Flotte aus, indem er jedem nach seinem Range entweder eine Medaille von Silber oder eine von vergoldetem Metall verehrte. Die unter Nelsons Befehle stehenden Schiffsoffiziere selber machten ihrem Anführer ein Geschenk mit einem prächtigen Degen, dessen Gefäß ein Krokodil vorstellte. Das eigenthümlichste Geschenk aber brachte Kapitän Hallowell, der in der Schlacht den »Swiftsure« kommandirte. Er ließ aus dem großen Maste des »Orient« einen Sarg verfertigen und übersandte denselben mit folgendem Briefchen:

»Swiftsure, August 1798.

»Sir,

»Ich nehme mir die Freiheit, Ihnen einen aus dem großen Maste des Orient gemachten Sarg zu verehren, damit, wenn Sie Ihre militärische Laufbahn in dieser Welt geendigt haben, Sie in einer Ihrer Trophäen eine Ruhestätte finden. Daß aber dieser Zeitpunkt noch sehr fern sein möge, dieß ist der eifrigste Wunsch

Ihres aufrichtigen Freundes
B. Hallowell.«

Diese merkwürdige Gabe ward vom Admiral mit größtem Wohlgefallen ausgenommen; er behielt den Sarg eine geraume Zeit in seiner Kajüte und willigte nur mit Widerstreben in seine Entfernung.

Auch von dem Sultan, vom Kaiser Paul und von dem König von Neapel erhielt Nelson reiche Geschenke. Als er am 22. September mit dem Vanguard in Neapel eintraf, wetteiferte die königliche Familie mit dem Volke, den ruhmgekrönten Seehelden wie einen Erretter zu feiern. Schon früher, als er mit Aufträgen des Lord Hood nach Neapel geschickt wurde, hatte er Lord Hamilton, den englischen Gesandten, und dessen Gemahlin kennen gelernt, die sich durch ihre Schönheit und Gewandtheit vom Stande eines gemeinen Dienstmädchens und einer Landstreicherin zur Busenfreundin der Königin von Neapel (an deren Hofe freilich die Sitten locker genug waren) aufgeschwungen hatte. Nun bot Lady Hamilton Alles auf, den Sieger von Abukir durch ihre Reize zu fesseln, und es gelang ihr nur zu gut. Der zwar leidenschaftliche, aber bisher in seinen Sitten einfache und unverdorbene Held erlag den Schmeicheleien des Hofes und den Verführungskünsten der Lady Hamilton, so daß er nicht allein seine ehrenwerthe Frau, die in allem Glück und Unglück ihm mit so viel Liebe und Treue ergeben blieb, und ihren Sohn aus erster Ehe, der ihm einst das Leben gerettet, gänzlich vergaß: sondern auch zu politischen Mißgriffen sich hinreißen ließ. Es war ganz löblich, daß er die königliche Familie vor den siegreich vordringenden Franzosen, welche Neapel in die »parthenopeische Republik« verwandelten, nach Sicilien rettete. Als nun aber eine Gegenrevolution sich vorbereitete und die neapolitanischen Royalisten wieder siegten, wobei Nelson mit seinen Kriegsschiffen energisch mitwirkte, ließ er sich auf Antrieb der Lady Hamilton zu grausamen Maßregeln verleiten, indem er einen billigen von Kardinal Ruffo mit der französischen Partei geschlossenen Vertrag für null und nichtig erklärte. Sogleich wurden die noch nicht nach Frankreich entflohenen »Patrioten« gefangen genommen, großentheils gehenkt oder durch's Schwert hingerichtet.

Nachdem Lord Keith den Oberbefehl im mittelländischen Meere erhalten hatte, reiste Nelson mit Lord und Lady Hamilton über Triest durch Deutschland nach Hamburg, und kam am 6. November nach dreijähriger Abwesenheit an der Küste seines Vaterlandes an. Seine Reise von Yarmouth nach London war ein einziger Triumphzug. Die Menge begrüßte mit ihrem Jubelruf und ohne Nebengedanken den verstümmelten Helden, der seit 8 Jahren der englischen Seemacht so reichen Glanz verliehen hatte. Der vaterländische Sinn der höheren Stände zollte dem Helden zwar gern den schuldigen Dank, aber die Begleitung des Lords und der Lady Hamilton wirkte wie ein Dämpfer auf den Enthusiasmus. Lady Nelson und des Admirals ehrwürdiger Vater sahen dieß widerwärtige Paar in demselben Hotel ihre Wohnung nehmen, in dem sie sich vereinigt hatten, die Wiederkehr des Gatten und Sohnes zu feiern. Und kaum waren drei Monate verflossen, als der von seiner Leidenschaft verblendete Nelson seine Gemahlin verstieß, und die zwar ehrlichen, aber auch grausamen Worte ihr schrieb: »Ich nehme den Himmel zum Zeugen, daß in Ihnen oder in Ihrem Verhalten durchaus nichts liegt, was ich tadeln könnte oder ändern möchte!«

Zu Anfang des Jahres 1801 ward Nelson zum Vizeadmiral der blauen Flagge ernannt, und er zog seine Flagge auf dem San Jose von 112 Kanonen auf, den er selbst erobert hatte. Das englische Kabinet hatte beschlossen, zur Trennung des Bündnisses, das Dänemark, Schweden und Rußland gegen die Uebergriffe Englands geschlossen hatten, eine große Flotte unter Sir Hyde Parker in die Nordsee zu schicken; Nelson, der dem inneren Unfrieden durch neue Arbeit zu begegnen hoffte, willigte ein, als der Zweite im Befehl der Unternehmung beizuwohnen. Die Flotte segelte ohne Aufenthalt durch den Sund und kam vor Kopenhagen an, wo 19 Linien- und Blockschiffe nebst ausgedehnten Batterieen die dänische Hauptstadt deckten. Nelson erhielt Befehl, mit 13 Linienschiffen und einigen Fregatten den Angriff zu machen, und es gelang ihm, nach einem heißen fünfstündigen Kampfe die ganze Linie der dänischen Schiffe zu schlagen; aber noch hielten die Kronbatterien und die Schiffe am Eingänge des Hafens Stand und feuerten sehr wirksam auf die Engländer, denen bereits zwei Schiffe gestrandet waren, während andere nur noch mit Mühe den Kampf fortsetzten. Die Dänen schlugen sich mit ausgezeichneter Tapferkeit. In diesem kritischen Momente sandte Nelson einen Parlamentär an den Kronprinzen mit dem Anerbieten, den Kampf einzustellen zur Schonung vieler braven Krieger, denn er sähe sich bei längerem Kampf gezwungen, die genommenen Batterieen in Brand zu stecken. Der Vorschlag ward angenommen; Nelson kam an's Land, besprach sich mit dem Kronprinzen und es kam ein Vergleich zu Stande, der den Streit mit Dänemark beilegte und auch eine Verständigung mit Rußland und Schweden herbeiführte. Als Nelson nach England zurückkehrte, erhob ihn der König zur Würde eines Viskount.

Unterdessen hatten die Franzosen stark gerüstet, und man fürchtete allgemein eine Landung in England; Nelson ward zum Oberbefehlshaber eines Geschwaders und der dazu nöthigen Flotille von Kanonenböten ernannt, um in die französischen Häfen einzudringen. Am 16. August 1801 machte er den Angriff auf Boulogne, aber das Unternehmen mißlang. Bald darauf ward der Friede eingeleitet, der im März 1802 zu Amiens zu Stande kam – um bald darauf wieder gebrochen zu werden. England, vom Geiste Pitts geleitet, konnte mit einer Republik, die einen Bonaparte an der Spitze hatte, auf die Dauer nicht Frieden machen. Die Feindseligkeiten begannen aufs Neue und Nelson ward zum Oberbefehlshaber im Mittelmeer ernannt. Er richtete sein Hauptaugenmerk auf die Bewegungen der touloner Flotte, vermied jedoch eine engere Blokade, um dem Feinde zum Auslaufen Gelegenheit zu geben. Die zwanzig Monate, welche er zum Kreuzen auf der See verwenden mußte, benutzte er trefflich zur Uebung seiner Mannschaften, die an Wind und Wetter gewöhnt wurden, während die Franzosen ruhig im Hafen vor Anker lagen. Endlich, im März 1805, verließ der französische Admiral Villeneuve mit seiner ganzen Flotte, ohne bemerkt zu werden, Toulon, und segelte, nachdem er sich mit einem spanischen Geschwader vor Cadix vereinigt hatte, nach Westindien. Nelson, der erst spät Kunde erhielt, daß der Feind sich nach dieser Richtung gewandt habe, segelte ihm nach; Villeneuve war jedoch zeitig wieder umgekehrt und Nelson verfehlte ihn. Erst im Oktober traf er die vereinigte spanisch-französische Flotte bei Trafalgar, dem Vorgebirge zwischen Cadix und der Meerenge von Gibraltar, in der imposanten Zahl von dreißig Linienschiffen und sieben großen Fregatten. Nelson hatte, wie er's gewohnt war, schon vorher seine Offiziere in seinen Plan eingeweiht und durch seine klare und wahrhaft geniale Taktik die Begeisterung gesteigert. Nun befahl er sogleich den Angriff; sein letztes Signal vor dem Beginn der Schlacht lautete: »England erwartet, daß Jedermann seine Pflicht thue!« Es wurde von der Flotte mit jubelndem Zuruf empfangen.

Nelson, der in Vorahnung seines Todes noch ein Gebet in sein Tagebuch geschrieben und sein Testament zu Gunsten der für seine Ehre so verderblichen Lady Hamilton ergänzt hatte England wies dieses Kodizill zurück, gab dagegen den rechtmäßigen Erben des Siegers von Trafalgar glänzende Beweise seiner Dankbarkeit. Das Parlament bewilligte der Wittwe Lord Nelsons eine lebenslängliche Pension von 14,000 Thalern; für den ältesten Bruder des Admirals wurde die Grafenwürde nebst einer ewigen Rente von 35,000 Thalern bestimmt, und dazu noch ein Landgut angekauft. Die beiden Schwestern Nelsons erhielten jede 105,000 Thaler., stieg ernst und gefaßt auf das Hinterdeck seines Schiffes, auf einen erhöhten, sehr gefährlichen Punkt. Er hatte seine Schiffe in zwei Säulen vorrücken lassen, durchbrach mit ihnen die feindliche Mitte und richtete sein wirksames Feuer auf Pistolenschußweite. Der Kampf ist blutig und das Kleingewehrfeuer der Franzosen fährt mörderisch unter die auf dem Verdeck des Victory befindliche Mannschaft. Ruhig geht Nelson mit seinem Freund Kapitain Hardy in dem Tumult auf und ab; da trifft ihn eine wohlgezielte Flintenkugel aus dem Besanmast des »Redoutabe« in die linke Schulter, dringt durch die Brust und in's Rückgrat. Es heißt in dem Auszug aus dem Supplement zu der Chronik von Gibraltar, d. d. 2. November 1805 über Nelsons letzte Augenblicke:

»Seit der Ankunft des »Victory«, an dessen Bord während der ganzen letzten Schlacht Lord Nelsons Flagge wehte, haben wir uns bemüht, alle möglichen Nachrichten darüber einzuziehen. Es war die Absicht des Lords gewesen, die feindliche Linie zwischen dem 10ten und 11ten Schiffe des Vordertreffens zu durchbrechen, indessen Admiral Collingwood bei dem 12ten Schiffe des Hintertreffens durch dieselbe drang. Da der Lord aber die feindliche Linie an jener Stelle so dicht geschlossen fand, daß nicht durchzukommen war, so ließ er den Victory an Bord des ihm gegenüber gestandenen Schiffes rennen: ebenso rannte der »Temeraire«, der unmittelbar dem Victory folgte, an Bord des nächsten Schiffes der feindlichen Linie, so daß diese vier Schiffe auf eine geraume Zeit gleichsam in Einer Masse und so gedrängt mit einander engagirt waren, daß die Flammen fast jedes aus dem Victory auf den gegenüberstehenden »Redoutabe« gethanen Schusses auf letzterem einen Brand anrichtete. Indeß waren unsere Matrosen, trotz dem heißesten Feuer der Schlacht, mit der größten Unbefangenheit damit beschäftigt, zu verschiedenen Malen Wasser aus Eimern hinüber zu schütten, um die Flammen am Bord des feindlichen Schiffes zu löschen, damit sie nicht durch weiteres Umsichgreifen beide Schiffe in's Verderben stürzen möchten.

»Lord Nelson fühlte, als er die Wunde empfing, gleich, daß sie tödtlich sei, und sagte lächelnd zu dem Kapitän Hardy, mit dem er so eben gesprochen hatte: »Sie haben mich endlich bekommen!« Er mußte bald vom Verdeck gebracht werden, und als man ihn nach unten führte, bemerkte er, daß das Steuerrudertau zu schlaff war, welches er dem Kapitän Hardy anzuzeigen befahl, damit es straffer angezogen wurde. Seine Besorgniß über den Erfolg dieses Tages war so groß, daß er darüber alle Schmerzen des Todes und alle andern Gedanken vergaß. Er ließ sich zu wiederholten Malen erkundigen, welche Wendung das Treffen nehme, und äußerte die lebhafteste Freude, wenn er hörte, daß es eine günstige Wendung nehme. Die unteren Theile seines Körpers wurden kalt und unempfindlich und der Blutverlust aus der Lunge drohete öfter, ihn zu ersticken; aber seine Augen schienen jedes Mal zu glänzen und seine Lebensgeister sich wieder zu erholen, wenn er das Jauchzen des Schiffsvolkes auf dem Victory hörte und dadurch erfuhr, daß wieder ein feindliches Schiff gestrichen hätte. Gegen 4 Uhr verlangte er sehr ängstlich, seinen Freund Hardy zu sehen; er schickte einige Mal nach ihm, aber dieser tapfere Offizier hielt es nicht für gut, in einem so wichtigen Augenblicke das Verdeck zu verlassen. Gegen 5 Uhr endlich, als er sah, daß der Sieg vollkommen entschieden und die Schlacht fast geendet sei, war er im Stande, die letzten Wünsche des sterbenden Helden zu erfüllen. Lord Nelson fragte ihn sehr begierig, wie viel Schiffe genommen seien. Als ihm der Kapitän Hardy sagte, daß er 12 habe streichen sehen, daß aber vermuthlich noch mehrere sich würden ergeben haben, sagte der Lord: »Was, nur 12? nach meiner Rechnung mußten es wenigstens 15 bis 16 sein,« und nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »doch 12 ist noch so ziemlich!« Bald darauf sagte er: »Ich fühle, daß der Tod herannaht und daß ich nur noch wenige Minuten zu leben habe; ich hätte gewünscht, noch etwas länger zu leben, um die Flotte in Sicherheit zu sehen. Da das aber unmöglich ist, so danke ich Gott, daß er mich die Schlacht überleben ließ und mich in den Stand setzte, die Pflichten gegen mein Vaterland zu erfüllen.« Um diese Zeit wurde er noch einmal durch das Freudengeschrei des Schiffsvolkes aufgeweckt; als er erfuhr, daß wieder einige feindliche Schiffe gestrichen hätten, gab er seine größte Freude darüber zu erkennen, und verschied kurz darauf – ohne einen Seufzer. Der Franzose, durch dessen Hand dieser Held ohne Gleichen fiel, wurde bald nachher durch Mr. Pallard, Midshipman auf dem Victory, erschossen, und man sah ihn aus dem Besanmast fallen.

»Der Lord würde, seinem Plane zufolge, das Schiff des französischen Befehlshabers, den »Bucentaure«, zuerst engagirt haben, wenn er es hätte unterscheiden können; allein so sonderbar es auch scheinen mag, Niemand am Bord konnte während des ganzen Tages die französische Admiralitätsflagge entdecken, obgleich der Victory geraume Zeit nur auf Pistolenschußweite von dem Admiralschiffe entfernt war, und dasselbe so zurichtete, daß es außer Stand gesetzt wurde, nachher am Gefecht theilzunehmen.«

Der Vize-Admiral Collingwood sagte in seinem amtlichen Berichte an die Lords der Admiralität: »Ich muß mit der britischen Nation und ihrer Seemacht den Tod des Oberbefehlshabers beweinen, eines Helden, dessen Name unsterblich und dessen Andenken seinem Vaterlande ewig theuer sein wird. Mein Schmerz ist gedoppelt; ich beweine zugleich den Tod eines Freundes, mit dem ich durch vieljährigen vertrauten Umgang und durch eine genaue Bekanntschaft mit seinen Tugenden aufs innigste verbunden war; meinen Schmerz wegen seines Verlustes vermag selbst der Gedanke an die glorreiche Schlacht, in der er fiel, nicht so zu mildern, als er vielleicht sollte.« Siegend war der Held in der größtem Seeschlacht gefallen, welche die neuere Zeit kennt.

Nelsons Körper ward in Spiritus gesetzt; Admiral Collingwood wollte die Leiche in einer Fregatte nach England schicken, aber das Volk des »Victory« bat, daß es nicht geschehen möchte. Sie sagten, der brave Admiral habe mit ihnen gestritten und sei auf ihrem Verdeck geblieben; wenn seine Leiche auf eine Fregatte gebracht würde und diese dem Feinde in die Hände fiele, würde ihr Verlust doppelt groß sein. Sie wollten also insgesammt den Leichnam nach England geleiten oder mit ihm in den Wellen begraben werden. Lord Collingwood gab seine Einwilligung und die Leiche ward in Gibraltar einbalsamirt. Darauf ward der aus dem Mast des »Orient« verfertigte Sarg auf den »Victory« geschickt, dieser dann in einen zweiten aus Ulmenholz gemachten und mit Blei gefütterten größern Sarg gesetzt, über welchen endlich der Prachtsarg kam. Dieser bestand aus starkem Mahagonyholz und war mit schwarzem genuesischen Sammet überzogen. Die Platten waren alle doppelt vergoldet, sowie die Nägel, deren man nicht weniger als 10,000 brauchte. Die Hauptplatte stellt ein Monument vor. Zwei Adler, Sinnbilder des Sieges, tragen ein Brustbild des Helden. Oben steht ein Aschenkrug; eine weinende Gestalt lehnt sich daran. Unten legt der britische Löwe ein Bein auf den gallischen Hahn, auf Sphinxe und andere Trophäen, zum Andenken seines Sieges in Aegypten. Außerdem symbolische Verzierungen sämmtlicher Orden und Würden. Im Saale des Invalidenhospitals zu Greenwich stand die Leiche drei Tage auf Parade. Am 8. Januar 1806 ward sie auf der Themse nach London gebracht; die lange Reihe von Barken und Booten bewegte sich mit wahrhaft majestätischer Ruhe, und einen feierlicheren und prachtvolleren Zug erinnerte sich Niemand in London je gesehen zu haben. Sieben Prinzen von Geblüt waren im Gefolge des Leichenzuges nach der St. Paulskirche, die mit verschwenderischer Pracht für die Trauerfeier ausgeschmückt war. In derselben Kirche erhielt der Seeheld ein schönes Monument, ein noch großartigeres ward ihm später auf Trafalgar-Square errichtet; auch mehrere Provinzialstädte Englands errichteten Monumente.

* * *

Nelsons Taktik war exzentrisch, man könnte sagen tollkühn, aber bei dem Zustande der feindlichen Streitkräfte mußte sie zum Siege führen; war sie auch grundverschieden von Napoleons mathematischer Regelmäßigkeit und sicherer Berechnung, die nichts der Willkür der Unterbefehlshaber anheim stellte: so war sie doch darin ganz gleichartig, daß Nelson Alles daran setzte, die feindliche Schlachtlinie zu durchbrechen und ihre Theile zu isoliren, um sie nacheinander aufzureiben. Dieselbe Revolution in der Taktik, welche der »Eroberer Italiens« an den Ufern der Etsch und des Po begründete, ward durch Nelson am Ausfluß des Nil eingeleitet, und die französischen und spanischen Admiräle standen zu letzterem etwa in demselben Verhältniß, wie die Generäle des Kontinents zu Napoleon.

Sehr interessant ist auch eine Parallele Nelsons mit Wellington. Welch ein Gegensatz – bemerkt Jurien de la Gravière – zwischen Nelsons leidenschaftlichen Mienen und den eindruckslosen Gesichtszügen Wellingtons, jenes kaltblütigen und systematischen Mannes, der sich nur vermittelst der Ordnung und der Umsicht auf der pyrenäischen Halbinsel behauptete. Gehören beide wirklich derselben Nation an, befehligten sie in der That denselben Menschenschlag – dieser Admiral voller Begeistrung und von dem Bedürfniß gestachelt, sich auszuzeichnen, der mit seinen Angriffen so rasch und ungestüm ist, und jener phlegmatisch-hartnäckige General, der, in dem Lager bei Torres-Vedras verschanzt oder auf dem Schlachtfelds von Waterloo seine zersprengten Quarrés ruhig wieder bildend, den Gegner nicht sowohl zu besiegen als ermüden zu wollen scheint, und dem nur seine geduldige und unerschütterliche Energie zum Triumph über ihn verhilft? Und doch mußte der Wille der Vorsehung gerade auf solche Weise erfüllt werden. Sie ließ bei dem General, welcher Truppen von unbestreitbarer Ueberlegenheit auf dem Schlachtfelde, deren erstes Losbrechen unwiderstehlich war, bekämpfen sollte, jenen Geist der Regelmäßigkeit und des Abwartens vorwalten, woran der Eifer der französischen Soldaten sich allmählig abstumpfen mußte, und dagegen bei dem Admiral, der eben aus dem Hafen kommende Schiffe, die durch einen plötzlichen Angriff leicht in Verwirrung zu bringen waren, vor sich hatte, das Aufbrausen und den Uebermuth.


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