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4. Die Engels- und Teufelskanzel.

. Wer von Baden aus in der Richtung nach Gernsbach und dem Murgthal wandert, der trifft, wenn er die Höhe erreicht hat, auf einen gewaltigen Fels, der sich aus Tannen, Buchen und Lerchen senkrecht erhebt. Er wird Teufelskanzel genannt und soll den Namen von folgender Begebenheit tragen.

Zur Zeit, als die ersten christlichen Priester in den Schwarzwald kamen, das Evangelium zu lehren, stieg der Teufel aus den heissen Quellen in Baden zur Oberwelt empor. Es verdross ihn gewaltig, dass er durch die Lehre des Kreuzes so viele von seinen Anhängern verlor; er bestieg jenen Fels und wollte durch die Kraft seiner Beredsamkeit die Abtrünnigen wieder für sich gewinnen. In verlockenden Worten schilderte er den Glanz und die Herrlichkeit seines Reichs, die Glückseligkeit und Wonne, welche die Seinen zu erwarten hätten. Schon hatte er die Meisten bethört, sodass sie abzufallen geneigt waren – siehe, da erschien gegenüber auf dem kahlen Felsen, der heute Engelskanzel heisst, ein Engel des Himmels in strahlendem Gewand. Er trägt eine Palme in der Rechten und mit milder, zu Herzen dringender Stimme spricht er von den unvergänglichen Seligkeiten des himmlischen Reiches, von der Allmacht und der Allgüte des Herrn, sodass seine Rede tief in die Seele der bethörten Zuhörer des Höllenfürsten dringt und sich einer nach dem andern reuevoll vom Teufel ab und dem himmlischen Boten zuwendet. Bald sah sich jener von der ganzen Menge verlassen und in ohnmächtiger Wuth fuhr er zurück in die Tiefe, woher er kam.

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