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20. Gräfin Wendelgardis auf Alteberstein.

. Die Gräfin Wendelgardis von Eberstein an Ulrich, Grafen in Linzgau und Buchhorn, verheirathet. Bei dem Einfalle der Ungarn in Baiern zog dieser ihnen entgegen, wurde aber gefangen und weggeführt. Die Gräfin glaubte ihn todt, und ging darum, mit Bewilligung des Bischofs Salomon III. von Konstanz aus dem Hause der von Ramschweg, in St.-Wibrodens Kloster zu St.-Gallen, und liess auch jährlich zu Buchhorn eine Todtenmesse zum Gedächtnisse ihres Gemahls halten, der sie jedesmal beiwohnte.

Als sie nun im Jahr 919 wieder nach Buchhorn gegangen war, und nach geendigter Messe die gewöhnliche Spende an die Armen austheilte, da trat ein Bettler zu ihr, dem sie eine Gabe reichte. Dieser aber erfasste sie mit seinen Armen, drückte sie stürmisch an die Brust, worauf die Umstehenden ihn ergreifen wollten und ihm mit Schlägen drohten. Er aber rief: »Ich habe der Streiche schon genug erduldet! Graf Ulrich bin ich, und dieses hier ist meine getreue Hausfrau, die mich für todt gehalten, während ich in harter Gefangenschaft schmachtete.«

Wendelgardis erkannte jetzt auch ihrerseits den Gemahl und die Freude des Wiedersehens war gross. Der Bischof Salomon von Konstanz sprach sie wieder frei von ihrem Gelübde, und Graf Ulrich schenkte aus Dankbarkeit dem Kloster St.-Gallen den Zehnten zu Hochstein im Rheinthal.

Die Gräfin starb ein Jahr darauf in den Wochen. Ihr Sohn Burkhard wurde im Kloster zu St.-Gallen erzogen und im Jahr 959 zum Abt daselbst erwählt.

* * *


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